"Reinigendes Feuer" für Armstrong

In der Grafschaft Kent wird nebst einem Brauch eine zehn Meter hohe Figur des gefallenen Radfahrers verbrannt.

Die Briten sind bekannt für seltsame Bräuche und ihren zuweilen tiefschwarzen Humor. Beides zusammen wird am Samstag im 8000-Einwohner-Dorf Edenbridge in der Grafschaft Kent zu sehen sein: Die örtliche Bonfire Society wird wie üblich des gescheiterten Attentats von Guy Fawkes gedenken, der am 5. November 1605 versucht hatte, das englische Parlament in die Luft zu jagen, aber verraten und zum Tode verurteilt wurde.

Das vereitelte Attentat wird mit einer Prozession durch den Ort gefeiert, mit einem Feuerwerk – und als Höhepunkt wird eine zehn Meter hohe Guy-Fawkes-Figur (dessen Antlitz heute die Masken der Internet-Aktivisten von "Anonymous" ziert) mit allerlei Feuerwerksmaterial in die Luft gejagt. Nun haben es sich die Leute von Edenbridge seit einigen Jahren zum Brauch gemacht, neben Fawkes eine zweite Figur zu malträtieren, und so kommt heuer Lance Armstrong zur zweifelhaften Ehre. Eine Art Fernerfahrung in Sachen Fegefeuer.

Naherfahrung

Die Naherfahrung in Sachen Fegefeuer brachte dem Amerikaner sieben Tour-de-France-Siege weniger, nach der US-Anti-Doping-Agentur hat ja auch der Radsport-Weltverband UCI die Doping-Vergangenheit Armstrongs als erwiesen angesehen.

Ganz so einfach ist es freilich nicht: Die UCI hat nämlich mit dem Entzug der Tour-Siege vor 2004 gegen ihre eigenen Verjährungsregeln verstoßen, wonach nur Vergehen innerhalb der letzten acht Jahre bestraft werden können.

"Wir haben hier kein klassisches Dopingverfahren, sondern ein Armstrong-Verfahren", sagte denn auch der Schweizer Sportrechtler Alexis Schoeb gegenüber AFP. Worauf Schoeb anspielt: Während dem Texaner alle Ergebnisse gestrichen wurden, bleiben jene anderer geständiger Fahrer bestehen. Der Genfer Anwalt hofft nun auf die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA: Sie könnte gegen das Urteil berufen, drei Wochen bleiben noch. Damit wenigstens die Regeln eingehalten werden.

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