Rapid-Trainer Kühbauer: Ein Alphamännchen mit Herz
Seit 2008 ist Dietmar Kühbauer, von allen Didi genannt, Trainer. Er hat mit Admira, WAC und St. Pölten Größeres erreicht, als den Klubs damals zugetraut worden war. Highlights im Europacup brachten danach aber Sorgen in der Liga. Kühbauer wollte einmal einen Klub trainieren mit einem Kader, der durch die Doppelbelastung nicht gleich einknickt. Bei Rapid hat er nun diese Möglichkeiten. Weil das auch sein Herzensklub ist, war er für viele kaum (an)sprechbar von Samstag bis Montag.
Nichts sollte den Traum zerstören. Nicht die schnelle Scheidung von St. Pölten. Und vor allem keine Insiderinformation.
Er hat den Willen und die Härte, alles dem Erfolg unterzuordnen. Er kämpfte schon als kleiner Bub beim Kicken gegen die Großen so lange, bis er ausgeschlossen wurde. Oder anerkannt. Sein Ehrgeiz ist es vor allem, als Team Erfolg zu haben. Auch in Trainingsspielen. 2003, im Aufstiegsjahr von Mattersburg, brauchte Trainer Gregoritsch nur Kühbauer in die eine und Herfried Sabitzer, Routinier Nummer zwei, in die andere Mannschaft stellen – und konnte sich zurücklehnen, denn die Ehrgeizler trieben die Spieler in ihren Teams an.
Für Kumpel „Sabi“ gab es von Kühbauer Jahre später einen Rüffel. Herfried wollte 2010 mit seinem 15-jährigen Sohn Marcel in den Semesterferien Skifahren statt ihn mit Kühbauer ins Trainingslager fahren zu lassen, das Kühbauer mit den Amateuren der Admira machen durfte.
Kühbauer führte später nicht nur Marcel Sabitzer in die höchste Spielklasse. Die Liste (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) ist namhaft; Hosiner, Windbichler, Drescher, Lackner, Ebner, Dibon, Auer, Schwab.
Kühbauers Auge für fußballerische Qualitäten hat er sich in 20 Jahren als Profi angeeignet, in einer Führungsrolle in der Mitte des Spiels. Kühbauer rackerte nach hinten und trieb das Spiel nach vorne an mit großartigem Passspiel. Und das von März 1988, als ihn kurz vor seinem 17. Geburtstag Admira-Trainer Gustl Starek in der Bundesliga debütieren ließ, bis 2008.
Fünf Jahre Rapid
Starek holte Kühbauer 1992 nach Hütteldorf, wo er in nur fünf Jahren zu einem „Mr. Rapid“ wurde. 1997 ging er nach San Sebastián, auch eine Folge des Schicksalsschlags mit dem Unfall und späterem Tod seiner ersten Frau. Es war wohl die erste große Zäsur im Leben des damals 26-Jährigen. In den drei Jahren lernte er Spanisch. Manche staunen vielleicht, weil das Etikett des Proleten an ihm pickt. Er will es aber auch nicht krampfhaft loswerden. Dass er Musikkenner mit Hunderten Alben ist, wissen die wenigsten. Und obwohl er, als er noch im siebenten Wiener Bezirk gewohnt hat, mit einem dicken Sackerl aus der Thalia gekommen ist, hat kaum einer erahnt, wie gerne und wie viele Bücher er liest. Vor der Jahrtausendwende lernte er in Spanien seine jetzige Frau kennen. 2004 wurde Emily geboren, 2007 Kim.
„Mit Ecken und Kanten geboren“, beschreibt er seine eigene Kindheit. Diese spüren seine Mädchen so gut wie nie. Sie sind wohlerzogen, freundlich und ehrgeizig. Derzeit besonders Kim, die in der Südstadt bei Thiem-Coach Bresnik und Thiem-Vater Wolfgang trainiert. Kim ist Österreichs Nummer zehn in der U-12-Rangliste. Emily ist derzeit in der Schule ehrgeiziger, wird in der ÖTV-Rangliste in ihrer Altersklasse aber noch als 118. geführt.
Tennis war auch die Leidenschaft von Mutter Ingrid, einst talentierte Nachwuchsspielerin und noch immer für den heimatlichen TC Wulkaprodersdorf aktiv. Auch den Namen Dietmar Kühbauer findet man auf der ÖTV-Homepage. Unter anderem als Doppelpartner von Norbert Pammer. Der ist Co-Trainer von Ostligaklub Parndorf und häufiger Tennispartner. Wie auch der ehemalige Mitspieler Anton Köszegi, der Wirtschaftsmagister, der beim Austria Wirtschaftsservice arbeitet. Seit April hindert Zeitmangel Kühbauer an seiner großen Leidenschaft neben dem Fußball.
Von 25. November 2015 bis 1. April 2018 hatte er mehr Zeit, weil es die tägliche Arbeit auf dem Trainingsplatz nicht gab. Zweieinhalb Jahre war er ohne Trainerjob. Es war die erste große Pause vom Fußball in seiner Karriere, die zweite große Zäsur in seinem Leben. Als ORF-Experte blieb er aber am Ball, lernte eine andere Seite des Sports kennen. Er analysierte, was er anders machen will – den Umgang mit Medien und mit den Schiedsrichtern.
Er wollte auch weg vom Image des Bauchtrainers, der von neuer Technik nicht viel hält. Das war wohl ein Grund, warum sich die Rapid-Technokraten vor eineinhalb Jahren für Canadi und gegen ihn entschieden hatten – für die Laptop-Präsentation, gegen die bodenständige Analyse.
Brennpunkt Bern
Nicht nur diese Erfahrung motivierte Kühbauer, wieder in den Job einzusteigen und seine neuen Seiten zu zeigen. Er besuchte Adi Hütter. In Bern sah Kühbauer, welche Möglichkeiten es bei einem Schweizer Top-Klub gibt. Das konnte St. Pölten nicht bieten. Aber das Himmelfahrtskommando – der letzte Platz so gut wie sicher, die Zukunft auf zwei Relegationsspielen fußend – bot die Chance auf den Wiedereinstieg ins Trainergeschäft. Es war nicht der leichteste Weg, aber auch bei Rapid trat er den Job just vor dem schweren Europacupspiel bei den Glasgow Rangers an. Und nicht vor der heutigen Mattersburg-Partie.
Dort ist er aufgewachsen, dort spielte er ab 2002. Er führte den Klub zum Aufstieg, zwei Mal in ein Cupfinale, in den Europacup. 2008 wurde Kühbauer von Klubchef Martin Pucher nicht mehr gefragt, ob er ein Jahr anhängen will. Er hängte die Fußballschuhe an den Nagel und stieg ins Trainergeschäft ein.
Kühbauers Karriere:
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