Wolken über der Österreich-Rundfahrt

Der Radsport wird seine Dopingprobleme einfach nicht los.
Vor dem Start zur zweiten Etappe wurde ein Dopingfall im Welser Radteam bekannt.

Es hätte alles so schön werden sollen bei dieser 69. Österreich-Rundfahrt, aber wie so oft kam es dann ganz anders: Am späten Montagabend wurde Andreas Grossek, der Sportliche Leiter des Welser Radteams Felbermayr-Simplon, informiert, dass einer seiner Profis genau das getan hat, was ein Profi nicht zu tun hat – noch dazu im Radsport, der nach Jahren der Dopingprobleme zuletzt in der öffentlichen Gunst wieder zugelegt hat.

Der Kroate Matija Kvasina, 35, hat im Mai bei der Luxemburger Rundfahrt Flèche du Sud zwei positive Dopingproben abgeliefert. Dass er die Rundfahrt auch noch gewonnen hat, dass er vor gut einer Woche kroatischer Meister im Einzelzeitfahren geworden ist, war damit bedeutungslos.

Tatsache ist: In Kvasinas Körper wurde das Präparat Modulistat gefunden. Dieses wird eingesetzt, um Menschen mit verringerter Nierenfunktion zu helfen, körpereigenes Erythropoetin zu bilden, das die Produktion roter Blutkörperchen anregt. Die Folge: besserer Sauerstofftransport im Körper. Freilich ist Modulistat noch nicht zugelassen und befindet sich erst in der klinischen Erprobungsphase. Kaufen kann man es dennoch schon (zu Forschungszwecken!), wie es auch bei anderen Dopingpräparaten der Fall ist.

Sanktionen

Kvasina wurde vom Radsport-Weltverband UCI bis zur Öffnung der B-Probe, die vom Sportler beantragt werden kann, suspendiert. Sein Vertrag beim Welser Radteam ist bereits aufgelöst, noch am Montagabend wurde er nach Hause geschickt.

Genau dort dürfte auch das Problem in dieser Causa liegen – wie so viele Legionäre im Radsport lebt auch der Kroate in seiner Heimat, er reist im Normalfall nur für die Rennen zu seinen Kollegen. Und was er in der Zwischenzeit tut, darauf hat die Mannschaft wenig bis keinen Einfluss. Auch wenn sie – wie das Welser Team – freiwillig am teuren ADAMS-System teilnimmt, bei dem neben den normalen Dopingtests auch noch zusätzliche Proben genommen werden. Detail am Rande: Matija Kvasina ist der erste Radsportler, der mit Modulistat erwischt wurde.

Rückblick

Es ist nicht der erste Vorfall im Umfeld des Welser Rennstalls: Schon 2009 trat in der Affäre um Blutbehandlungen in Wien ein Kärntner Fahrer des Teams in Erscheinung – und zwar als Doper, wofür er im Juni desselben Jahres für zwei Jahre gesperrt wurde. Bereits im März 2009 war er zudem wegen des Verdachts auf Dopinghandel verhaftet worden; anno 2011 wurde er als Erster nach den Bestimmungen des 2007 erlassenen österreichischen Anti-Doping-Gesetzes zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Letzter Akt: 2015 wurde der heute 40-Jährige lebenslang gesperrt.

Andreas Grossek, der sportliche Leiter der Welser, war "sprachlos". Seit 2011 ist er verantwortlich für die Mannschaft, "für mich ist eine kleine Welt zusammengebrochen", sagte der 46-Jährige dem KURIER. "Immer wieder habe ich den Jungs gepredigt, dass es so etwas bei uns nicht gibt. Die Nachricht der UCI hat mich dann wie ein Blitz getroffen." Immerhin: Die Sponsoren haben ihren Beistand zugesichert.

Turbulenzen

Dass die zweite Etappe der heurigen Ö-Tour just vor der Apotheke von Pöggstall im Waldviertel endete, ist dann auch noch ein netter Aspekt. Gewonnen hat sie nach turbulenten 199,6 Kilometern mit Start in Wien (Stürze, Materialdefekte, Ölspur, ...) der Niederländer Tom-Jelte Slagter vom Team Cannondale-Drapac, der sich nach 5:00:08 Stunden vor den zeitgleichen Mekseb Debesay (Eritrea/Dimension Data) und Miguel Ángel López Moreno (Kolumbien/Astana) durchsetzte.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen ruhigeren Mittwoch: Dann wird von Wieselburg (Start an der Messe um 11 Uhr) 226,2 Kilometer weit nach Altheim in Oberösterreich gefahren, die Ankunft wird für 16.12 Uhr erwartet. Für die Favoriten die letzte Chance zum Durchschnaufen – am Donnerstag geht’s aufs Kitzbüheler Horn.

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