Ö-Tour: Ein Niederösterreicher fährt am Glockner hoch hinaus

Schöne Gegend, schlechtes Wetter: Bei der Auffahrt zum Fuscher Törl am Großglockner hatten die Radprofis keine Fernsicht.
Bester Österreicher war Zoidl als Sechster. Hermans bleibt im Gesamtklassement Führender vor Pernsteiner.

Der Niederländer wird wie 2017 Glocknerkönig, der Niederösterreicher bleibt Gesamtzweiter. Prinzipiell ist ja jede Etappe einer Österreich-Rundfahrt eine Königsetappe, wenn die Großglockner-Hochalpenstraße im Programm steht. Heuer ist das alles freilich gar nicht so einfach, denn die 70. Auflage der Traditionsveranstaltung ist voll von schwierigen Tagen. Am Mittwoch jedenfalls war’s wieder einmal so weit, von Matrei über Felbertauern und Zell am See ging es hinauf zum Fuschertörl, und wer am Morgen früh genug dran war, durfte sich sogar an einem Graupelschauer auf 2430 Metern erfreuen.

Ansonsten wurde das verbliebene Feld ordentlich geduscht im Pinzgau, 127 der ursprünglich 138 Teilnehmer  gingen in den fünften Tag. Eine 13-köpfige Spitzengruppe hatte sich  im Anstieg zum Felbertauern abgesetzt, mit dabei Matthias Krizek von Felbermayr-Simplon Wels (später Sieger der ersten Sprintwertung des Tages) und Marcel Neuhauser von Tyrol Cycling (Sieger der zweiten Sprintwertung).

Ö-Tour: Ein Niederösterreicher fährt am Glockner hoch hinaus

Der Niederländer Pieter Weening wurde wie im Vorjahr Glocknerkönig.

Das große Frieren

„Einige hatten wohl nicht genug Kleidung für die Abfahrt vom Felbertauern dabei“, urteilte später Pieter Weening. Der Niederländer vom Team Roompot-Nederlandse Loterij ist ein Auskenner in Sachen Glockner, im vergangenen Jahr hatte der 37-Jährige bereits die Trophäe des Glocknerkönigs eingefahren, heuer wiederholte er seinen Coup, nun sogar als Etappensieger. 15 Kilometer vor dem Ziel attackierte Weening im Hauptfeld, holte bald die Ausreißer ein – und ließ sie mit unwiderstehlichem Tritt in den großen Gängen stehen. Er siegte solo, 49 Sekunden vor dem Russen Alexander Foliforow (Gasprom-Rusvelo) und 1:11 Minuten vor dem Italiener Simone Sterbini von Bardiani-CSF.

„Die Etappe war ja ziemlich kurz, drum habe ich mir gedacht, ich gehe all in - und als ich schon bald die Ausreißer gesehen habe, war mir klar, dass es klappen könnte“, sagte Weening, der an den ersten vier Tagen gar nicht in Erscheinung gefahren war. „Ich habe mich auch nicht gut gefühlt“, gestand Weening, der schon 2009 eine Etappe bei der Österreich-Rundfahrt gewonnen hat, damals in Prägraten in Osttirol.

Im Gesamtklassement gab es kaum Veränderungen, es führt weiter der Niederländer Ben Hermans (Israel Cycling Academy) vor Hermann Pernsteiner aus Kirchschlag in der Buckligen Welt. Der Bahrain-Merida-Profi fuhr mit Hermans in einer Kleinstgruppe, „er hat auch ein paar Mal attackiert, um mich nervös zu machen“, sagte Hermans, „aber das hat er nicht geschafft.“ Hermann Pernsteiner war ja selbst „nervös, aber mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Morgen werden wir wieder versuchen, auf Sieg zu fahren.“

Es bleibt schwierig

Am Donnerstag steht die nächste Königsetappe an: Von Knittelfeld geht’s 167,9 Kilometer nach Wenigzell in der Oststeiermark, und royales Flair bezieht dieser Kurs durch die 3621 Meter Höhendifferenz. Zum Vergleich: Am Mittwoch waren es 2763 Meter auf 92,9 Kilometern. Riccardo Zoidl (Felbermayr-Simplon Wels), der zwar offensiv fuhr, im Gesamtklassement auf die Besten aber nur vier Sekunden gut machen konnte und nun Gesamtsiebenter ist, weiß, wie schwierig es werden kann – „vor allem, wenn ein paar Teams auf blöde Ideen kommen.“

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