Gedränge am Ticketschalter für die Rad-Saison 2014

Noch nicht reif fürs Altenteil: Christopher Horner sucht ein Team.
135 Profis haben keinen Vertrag für 2014. Und zwei Teams hören Ende des Jahres auf.

Die europäische Saison im Straßen-Radsport ist beendet, die Gesamtwertung der European Tour hat Riccardo Zoidl gewonnen – und der 25-jährige Oberösterreicher mit Wohnsitz Innsbruck hat auch längst ein Team für das kommende Jahr: Riccardo Zoidl hält beim neuen Team Trek die rot-weiß-rote Fahne hoch. Bei dessen Vorgängern Leopard Trek, RadioShack-Nissan und RadioShack-Leopard fuhr in den letzten Jahren Thomas Rohregger, doch der 30-jährige Tiroler hat am Dienstag bekanntlich die Karriere beendet.

Riccardo Zoidl hat’s also lustig, doch 135 seiner Kollegen ist derzeit weniger zum Lachen zumute: Sie haben noch keinen neuen Arbeitgeber. Einer der prominentesten Herren ohne Job ist Christopher Horner, der heuer die Spanien-Rundfahrt gewonnen hat. Der seit Mittwoch letzter Woche 42-jährige Amerikaner hat sich damit den Altersrekord bei den Siegern der drei großen Landesrundfahrten gesichert, doch auch so etwas reicht nicht mehr für einen neuen Vertrag. Der aktuelle bei RadioShack-Leopard endet jedenfalls.

Selbst verschuldet

Der Spanier Luis León Sánchez ist schon arbeitslos, beim 29-Jährigen liegen die Dinge freilich etwas anders als beim skandalfreien Christopher Horner: Sein niederländisches Team Belkin hat den mehrfachen Tour-de-France-Etappensieger nämlich ausbezahlt, obwohl sein Vertrag noch bis 2015 gelaufen wäre. Der Grund: „Sein Name taucht in zu vielen Fällen auf“, wie ein Teamsprecher der Zeitung De Telegraaf sagte. „Viele Fälle“ heißt: 2006 war Sánchez mit dem Madrider Dopingspezialisten Eufemiano Fuentes in Verbindung gebracht worden. Später musste er zugeben, mit Lance Armstrongs Fachmann fürs Schnellmachen zusammengearbeitet zu haben: Michele Ferrari. Und im heurigen Jänner brachte das NRC Handelsblad weitere Details zu den Verbindungen zu Fuentes, das war der Teamleitung dann zu viel. Zumindest finanziell ist Sánchez abgesichert: Sein Vertrag war mit 2,4 Millionen Euro per anno dotiert ...

Sicher keinen neuen Job wird er bei Euskaltel-Euskadi bekommen. Den bekommt überhaupt keiner mehr, denn der spanisch-baskische Rennstall löst sich mit Jahresende auf. Ein Engagement von Formel-1-Star Fernando Alonso kam nicht zustande, nach 19 Jahren sind die orangen Dressen Geschichte – und 28 Arbeitsplätze für Radprofis auch. Unter ihnen ist mit Samuel Sánchez der Straßen-Olympiasieger von 2008, heuer Zwölfter beim Giro d’Italia und Achter bei der Vuelta. Ob er sich aber nach 14 Jahren in Orange seinen ersten Teamwechsel als Profi noch antut, ist derzeit offen – Samuel Sánchez ist schon 35.

Ebenfalls auflösen wird sich das niederländische Team Vacansoleil, das beide Hauptsponsoren verloren hat. Weil aber heuer Katjuscha dank einer Ausnahmeregelung als 19. Team eine Lizenz der höchsten Kategorie bekommen hat und die World Tour normalerweise nur 18 umfasst, wird nur ein Platz frei. Um den bewerben sich die Franzosen von Europcar.

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