Ein Tour-Sommer mit vielen Fragezeichen

Fels- und Favoritenstürze bereiten im Radsport derzeit Kopfzerbrechen.

Am kommenden Montag kommt es im Wiener Palais Niederösterreich zu einer Premiere: Erstmals wird die Strecke einer Österreich-Rundfahrt präsentiert, ohne dass die Route komplett ist. Schuld daran ist jener Felssturz, der die Felbertauernstraße nicht nur blockiert, sondern auch teilweise zerstört hat. Die wichtige Nord-Süd-Verbindung zwischen Osttirol und Salzburg ist unbefahrbar, die Ingenieure versuchen sich derzeit am Bau einer Ersatzstraße, mit der die zerstörte Lawinengalerie umgangen werden soll; doch die neue Route wird nie und nimmer rechtzeitig fertig bis zur geplanten Passage der Ö-Tour.

Damit haben die Sorgenfalten der ohnehin schon wegen finanzieller Probleme gebeutelten Organisatoren um Tourdirektorin Ursula Riha eine neue Dimension erreicht. Die Alternativen für den Abschnitt nach Matrei sind überschaubar, und sie sind seit dem Bergsturz am 14. Mai nicht mehr geworden: Zwei Mal die Großglockner-Hochalpenstraße befahren lautet die eine, den ganzen Tour-Tross in den Zug laden und per Tauernschleuse gen Süden schicken lautet die andere. Was es im Endeffekt wird, ist gegenwärtig noch nicht abzusehen, was auch daran liegt, dass die Glocknerstraße (nicht nur angesichts der aktuellen Wetterlage) immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist.

Wiggins muss passen

Sorgen hat auch Bradley Wiggins: Der Brite, der 2012 die Tour de France gewonnen hat und beim Giro d’Italia nicht wie erhofft siegte, sondern wegen eines Infekts und Schmerzen im linken Knie aufgeben musste, muss die Frankreich-Rundfahrt wegen Sinnlosigkeit sausen lassen, wie sein Team Sky am Freitagnachmittag mitteilte.

Sinn machen würde hingegen jenes Anliegen, das die Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC) gegenüber der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD deponiert hat: Nämlich die Fahrer aller 22 an der Tour teilnehmenden Teams auch in Sachen Kortison zu testen, und zwar selbst dann, wenn das Präparat ärztlich verschrieben worden ist. Die elf Pro-Teams im MPCC (AG2R, Argos, Astana, Blanco, FDJ, Garmin, Katjuscha, Lampre, Lotto, Orica und Vacansoleil) haben sich freiwillig verpflichtet, keine Fahrer starten zu lassen, die das entzündungshemmende Präparat nehmen.

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