Ein Jahr Haft auf Bewährung für Fuentes

epa03647594 Spanish doctor Eufemiano Fuentes arrives to court on the last day of the Puerto Operation anti-doping trial in Madrid, Spain, 02 April 2013. Fuentes and four other people, including his sister and doctor Yolanda Fuentes as well as former cycling team directors Manuel Saiz, Vicente Belda and Jose Ignacio Labarta, are accused of being involved in the doping case. Spanish police forced the alleged doping network out of action as part a police operation called Puerto Operation in 2006. EPA/JAVIER LIZON
Die Staatsanwaltschaft hatte das doppelte Strafmaß gefordert.

Knapp sieben Jahre nach der Aufdeckung des größten Dopingskandals in der spanischen Sportgeschichte ist Eufemiano Fuentes zu einem Jahr Haft verurteilt worden und damit glimpflich davongekommen. Im Prozess um die "Operacion Puerto" erließ das Gericht am Dienstag in Madrid für den Hauptangeklagten zudem ein vierjähriges Berufsverbot als Sportmediziner. Der Arzt hatte Dutzenden von Sportlern, vor allem Radprofis, beim Eigenblutdoping geholfen. Er kann innerhalb von zehn Tagen Einspruch einlegen.

Zudem entschied die Richterin Julia Patricia Santamaria, dass die bei Fuentes beschlagnahmten Blutbeutel nicht den Sportinstanzen wie der Welt-Anti-Doping-Agentur ( WADA) übergeben werden. Damit können zahlreiche Athleten, die Kunden von Fuentes waren, nicht identifiziert und nachträglich bestraft werden. Nach der Entscheidung der Richterin sollen die mehr als 200 Blutbeutel vernichtet werden, sobald das Urteil rechtskräftig ist.

Der Richterspruch bedeutet, dass Fuentes mit ziemlicher Sicherheit nicht ins Gefängnis muss. Denn Haftstrafen unter zwei Jahren werden in Spanien normalerweise zur Bewährung ausgesetzt. Der frühere Radsporttrainer Jose Ignacio Labarta wurde wegen Beihilfe zu vier Monaten Haft verurteilt. Freisprüche gab es für die übrigen drei Angeklagten: Fuentes-Schwester Yolanda, die ebenfalls Medizinerin ist, sowie die früheren Radteamchefs Manolo Saiz und Vicente Belda.

Gesundheitsgefährdung

Die Richterin sah es als erwiesen an, dass Funtes die Gesundheit seiner Kunden gefährdet hat. Der Gynäkologe war nicht wegen Dopings angeklagt, weil Doping bei der Aufdeckung des Skandals 2006 in Spanien kein Straftatbestand war.

Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre Haft für Fuentes gefordert. Der Mediziner dagegen beteuerte seine Unschuld. "In meiner 35-jährigen Berufslaufbahn habe ich nie der Gesundheit meiner Patienten Schaden zugefügt", hatte Fuentes in seinem Schlusswort betont. Die Tätigkeit von Fuentes war im Vorfeld der Tour de France 2006 aufgeflogen. Die Polizei stellte damals mehr als 200 Blutbeutel sicher. Mehr als 50 Radprofis gerieten unter Dopingverdacht.

Lukratives Unternehmen

Ein Jahr Haft auf Bewährung für Fuentes
Spanish doctor Eufemiano Fuentes (C) is surrounded by media as he enters a courthouse on the first day of the high-profile Operacion Puerto doping trial in Madrid, January 28, 2013. The trial of Fuentes and others accused for their involvement in a doping ring in professional cycling began on Monday, nearly seven years after Spanish police seized anabolic steroids, transfusion equipment and blood bags as part of a probe which was code-named Operacion Puerto. REUTERS/Sergio Perez (SPAIN - Tags: CRIME LAW SPORT CYCLING)
Der Prozess hatte deutlich gemacht, dass Fuentes ein lukratives Unternehmen betrieb, das Dutzenden von Sportlern Transfusionen mit Eigenblut anbot. Einige Kunden sind namentlich bekannt, von anderen kennt man nur die von Fuentes verwendeten Pseudonyme und Kürzel.

Die WADA und der Rad-Weltverband (UCI) waren in dem Prozess als Nebenkläger vertreten. Sie hoffen wohl vergeblich darauf, die Kunden von Fuentes namhaft zu machen und wegen Dopings zur Rechenschaft zu ziehen. Spanien musste sich während der siebenjährigen Ermittlungen zu dem Skandal vorhalten lassen, nicht energisch genug gegen Doping vorzugehen.

Fuentes hatte bei seiner Vernehmung vor dem Gericht ausgesagt, dass er neben Radsportlern auch Fußballer, Tennisspieler und Boxer behandelte. Er bot die Herausgabe der Liste seiner Kunden an, aber die Richterin wollte während des laufenden Verfahrens davon nichts wissen. Zehn Radprofis sagten als Zeugen aus, nur drei berichteten offen über ihre Erfahrungen als Kunden von Fuentes. Dies waren der Spanier Jesus Manzano, der US-Amerikaner Tyler Hamilton und der Deutsche Jörg Jaksche.

Vor fast sieben Jahren hat die Polizei in Spanien den größten Dopingskandal des Landes aufgedeckt - am Dienstag fiel nach dreimonatigem Prozess das Urteil. Der Hauptangeklagte Eufemiano Fuentes wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt, die wohl auf Bewährung ausgesetzt wird. Mehr als 50 Rad-Profis waren unter Verdacht geraten, die Namen anderer Sportler bleiben ungenannt.

Ein Überblick über die wichtigsten Etappen der Affäre:

März 2006: Die spanische Polizei lässt in Madrid ein medizinisches Labor wegen des Verdachts illegaler Praktiken überwachen. Die Ermittler stellen fest, dass der Besitzer Kontakt zu Fuentes und Radsportlern hat.

23. Mai 2006: Bei der Durchsuchung mehrerer Gebäude in Madrid und Saragossa stellen die Beamten rund 200 Beutel mit Blutkonserven sowie Apparate für Blutdoping, umfangreiche Karteien und Aufzeichnungen sicher. Der Laborbesitzer Jose Luis Merino Batres, der Arzt Fuentes, die Rennstallmanager Manuel Saiz und Ignacio Labarta sowie der Ex-Radsportler Alberto Leon werden festgenommen.

25. Mai 2006: Die Verdächtigen werden gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

29. Juni 2006: Es werden die Namen mehrerer Radprofis bekannt, die in den Skandal verwickelt sein sollen, darunter die Superstars Jan Ullrich (GER), Ivan Basso (ITA) und Tyler Hamilton (USA).

30. Juni 2006 Das T-Mobile-Team schließt Ullrich unmittelbar vor dem Start der Tour de France aus.

1. Dezember 2006: Der Untersuchungsrichter Antonio Serrano nimmt die Ermittlungen auf und beginnt damit, Radprofis als Zeugen zu befragen.

8. März 2007: Serrano stellt die Ermittlungen ein, weil nach seiner Ansicht eine gesundheitliche Gefährdung der Sportler nicht nachzuweisen ist. Die Staatsanwaltschaft erhebt Einspruch.

15. Juni 2007: Basso wird in Italien wegen seiner Verwicklung in den Skandal für zwei Jahre gesperrt.

14. Februar 2008: Das Madrider Landesgericht entscheidet, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden müssen.

1. Oktober 2008: Der Richter Serrano legt den Fall "definitiv" zu den Akten.

12. Jänner 2009: Der Gerichtspräsident Arturo Beltan ordnet an, die Ermittlungen fortzusetzen und die Verdächtigen vor Gericht zu stellen.

11. Mai 2009: Das italienische Olympische Komitee (CONI) verhängt eine zweijährige Sperre gegen den Fuentes-Kunden Alejandro Valverde in Italien.

31. Mai 2010: Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) bestätigt die Sperre gegen den Spanier und erklärt sie für weltweit gültig.

10. Jänner 2011: Der Verdächtige Alberto Leon, der Fuentes als Bote gedient haben soll, wird in seiner Wohnung erhängt aufgefunden.

23. November 2011: Der Ermittlungsrichter Serrano ordnet an, Fuentes und dessen mutmaßlichen Komplizen anzuklagen und vor Gericht zu stellen. Die Staatsanwaltschaft fordert je zwei Jahre Haft für die Angeklagten.

24. Jänner 2013: Das Verfahren gegen den Arzt Merino Batres wird wegen einer Alzheimer-Erkrankung des Angeklagten eingestellt.

28. Jänner 2013: Der Prozess beginnt gegen den Hauptangeklagten. Neben Fuentes sitzen dessen Schwester Yolanda sowie die Teamchefs Saiz, Labarta und Vicente Belda (Kelme) auf der Anklagebank. Nebenkläger wie die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) drängen darauf, die bei der Razzia 2006 sichergestellten Blutbeutel freizugeben.

30. April 2013: Der Hauptangeklagte Fuentes wird zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Richterin Julia Patricia Santamaria entschied zudem, die sichergestellten Blutbeutel nicht herauszugeben und Daten aus Fuentes' Computer zu löschen.

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