Die Ö-Tour 2015 droht glocknerlos zu sein

Ein Bild aus besseren Tagen: Die Auffahrt zum Glockner könnte heuer aus dem Fahrplan fallen.
Ein Rückzieher aus Salzburg stellt Tourdirektor Wolfgang Weiss vor ungeahnte Hürden.

Er hat die Radsport-WM 2006 in Salzburg organisiert. Er war Chef der Host-City-Kampagne für Salzburg bei der Fußball-EM 2008. Und seit Herbst 2014 ist Wolfgang Weiss Tourdirektor der Österreich-Rundfahrt. Doch was der 48-jährige Mittersiller derzeit erlebt, das hätte er sich nicht in seinen ärgsten Träumen vorzustellen gewagt: Die heurige Ö-Tour droht nicht nur um eine Etappe in Salzburg umzufallen, sondern auch um die traditionelle Überquerung der Großglockner-Hochalpenstraße. Enttäuschend, da die hochalpine Route heuer das 80-jährige Bestehen feiert.

Enden sollte die Etappe in St. Johann/Alpendorf. Doch seit letzter Woche ist dieser Plan (vorläufig) Geschichte: Salzburger Land Tourismus hat seine Unterstützung abgesagt, St. Johann alleine kann die nötigen Mittel (rund 30.000 Euro) nicht aufbringen. "Seit wir die Verträge am 1. Dezember verschickt haben, hat uns niemand gewarnt, dass das passieren könnte", sagt Weiss. "Fehlende Medialisierung in den letzten beiden Jahren" sei als Begründung mitgeliefert worden, erklärt der staunende Mittersiller, "das ist bemerkenswert, weil bis dahin noch gar nicht fixiert war, in welcher Form im Fernsehen berichtet werden würde." Ein Termin beim ORF fand erst am gestrigen Mittwoch statt ...

Ärgerlich

An seinem Plan, Österreich von Ost nach West zu durchqueren (Start in Mörbisch, Ziel vor der Bregenzer Seebühne), hält Weiss fest – nur die Idee, dass die Route durch alle neun Bundesländer führt, ist wohl dahin. Es sei denn, es finden sich noch Geldgeber. So oder so: "So kurz vor dem Start noch umdisponieren zu müssen, ist ärgerlich", sagt Weiss.

Ursula Riha, Wolfgang Weiss’ Vorgängerin im Amt, ist übrigens inzwischen als Beraterin der Tour of Turkey engagiert, neben der Österreich-Rundfahrt der längste Bewerb der Hors Catégorie unter den Landesrundfahrten. Höher eingestuft und auch länger sind im Kalender des Radsport-Weltverbandes UCI nur Giro d’Italia, Tour de France und Vuelta a España. Riha ist begeistert: "Der Tourismus hat die Möglichkeiten erkannt – und sie haben noch große Pläne für die Zukunft." Anders als in Österreich hat die Tour of Turkey auch keine Probleme, potente Geldgeber zu finden – so wird das am Sonntag beginnende Acht-Etappen-Spektakel von Turkish Airlines präsentiert. Und auch die Live-Übertragung bei Eurosport ist gesichert.

Die für den 29. April geplante Ö-Tour-Streckenpräsentation wird "frühestens Mitte Mai" erfolgen, sagt Rudolf Massak, der Generalsekretär des Österreichischen Radsportverbandes. Und: "Viele stehen der Rundfahrt sehr positiv gegenüber. Aber es gibt auch andere. Um deren Motive kann ich mir aber keine Gedanken machen, wir müssen jetzt eine neue Strecke finden." 72 Tage bleiben noch bis zum Start – und zumindest das ist fix: Er wird in Mörbisch erfolgen.

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