Der große Giro-Triumph des stillen Bauernsohns

Es hatte sich schon bei der Tour de France 2013 abgezeichnet, dass da einer kommt, der den Stars bald einmal erhebliche Probleme machen würde: Nairo Quintana, damals 23 Jahre jung, düste den Mont Ventoux hinauf und hielt mit dem späteren Tour-Sieger Christopher Froome nicht nur mit, nein, er forderte dem Briten alles ab – bis der Kolumbianer selbst nicht mehr konnte und auf dem letzten Kilometer ins Ziel noch eine halbe Minute auf Froome verlor.

Sechs Tage später zeigte sich, dass Quintana, mit 1,67 Metern und 59 Kilogramm der Idealtyp des Kletterers, auch lernfähig ist: Auf der letzten Bergetappe siegte er nach kluger Renneinteilung solo und nahm schließlich die Trikots für den besten Bergfahrer und für den besten Nachwuchsfahrer mit nach Hause.

Nun hat der 24-Jährige mit dem Giro d’Italia seine erste große Rundfahrt eingefahren (die letzte Etappe am Sonntag von Gemona nach Triest gewann Luka Mezgec), doch Quintana ist trotz aller Erfolge der ruhige Zeitgenosse geblieben, der der Bauernsohn schon immer war. Aufgewachsen in den kolumbianischen Anden, war seine Karriere beinahe vorgezeichnet: Quintanas Schulweg von 16 Kilometern führte auch über eine Steigung von acht Prozent, die Familie konnte sich die Fahrkarten für den Bus nicht leisten und kaufte dem Sohn ein altes Fahrrad – Gewicht: 20 Kilo.

Von den ersten Prämien seiner Karriere kaufte Quintana seinen Eltern eine Bäckerei, seine Mutter bekam eine Waschmaschine – nützlich angesichts der fünf Kinder im Haushalt. Es wird bald wieder Geschenke geben, und noch mehr: Denn sein spanischer Arbeitgeber Movistar hat schon letztes Jahr Quintanas Vertrag bis 2015 verlängert.