Froome bleibt auf dem Mont Ventoux auch ohne Rad in Gelb

Froome kam zu Sturz und ging vorerst zu Fuß weiter.
Ein Begleitmotorrad verursacht eine Kollision von Christopher Froome, der das Gelbe Trikot behielt.

Seit 113 Jahren wird die Frankreich-Rundfahrt ausgetragen, aber das gab es noch nie. Beim Anstieg zum legendären Mont Ventoux stand der Mann im Gelben Trikot plötzlich ohne Fahrrad da. In seinen Radschuhen lief der Brite Chris Froome zwischen den Menschenmassen den Berg hinauf.

Was war geschehen? Auf dem Gipfel des Mont Ventoux herrschten Windböen bis zu 120 km/h, deshalb wurde die Etappe um sechs Kilometer gekürzt. Viele der Fans, die schon im Gipfelbereich gewartet hatten, machten sich also auf den Weg nach unten. Dementsprechend eng wurde die Straße, durch die sich die Fahrer ihren Weg bahnen mussten. Insgesamt soll etwa eine halbe Million Menschen am Schlussanstieg gewartet haben.

Der Crash

Plötzlich musste ein Begleitmotorrad zwischen den Menschenmassen abrupt bremsen, nur 1,2 Kilometer vor dem Ziel. Der Australier Richie Porte, der Niederländer Bauke Mollema und Chris Froome kollidierten und kamen zu Sturz. Porte und Mellema konnten weiter fahren. Froome hingegen hatte Pech: „Dann bin ich auch noch von hinten von einem anderen Motorrad getroffen worden und der Rahmen ist gebrochen“. Also warf der 31-Jährige Brite sein teures Karbonrad weg und lief den Berg hinauf, weil der Begleitwagen mit dem Ersatzrad nicht durch die Menschenmassen kam. Nach Minuten die sich wie Stunden anfühlten bekam er endlich ein Rad des neutralen Ausstatters zur Verfügung gestellt, doch es war für den 1,88 Meter großen (aber nur 70 Kilogramm schweren) Froome viel zu klein.

Erst kurz vor dem Ziel war das Auto seines Sky-Teams zur Stelle – und Froome kam mit 6:46 Minuten Rückstand auf den belgischen Sieger Thomas de Gendt ins Ziel, der sich schon in der Ebene mit zwei Fluchtgefährten abgesetzt hatte.

Froome hatte 1:40 Minuten Rückstand auf Adam Yates und hätte damit das Gelbe Trikot an seinen Landsmann verloren. Yates war zum Zeitpunkt des Sturzes hinter Froome gelegen. Doch die Jury entschied zu Gunsten des Gestürzten. Die Rennleitung wertete nachträglich die Abstände zum Zeitpunkt des Zwischenfalls. Also wurde Froome mit dem Rückstand von Mollema gewertet, der zum Zeitpunkt des Sturzes gleichauf mit Froome war und 19 Sekunden vor Yates ins Ziel gekommen war.

Der Dankbare

Über eine Stunde nach dem dramatischen Finale auf dem Mont Ventoux streifte sich Chris Froome unter vereinzelten Pfiffen und mit mühsamem Lächeln doch noch das Gelbe Trikot über.

„Der Mont Ventoux ist voller Überraschungen“, meinte Froome. Und: „Ich bin sehr dankbar, dass die Organisation das als unvermeidbaren Unfall gewertet hat.“ Die vier Österreicher bekamen von den Zwischenfällen nichts mit, sie hatten schon zu großen Rückstand.

Heute steht ein Einzelzeitfahren über 37,5 Kilometer nach La Caverne du Pont-d'Arc auf dem Programm.

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