Race around Austria: Immer hart an der Grenze

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Zum fünften Mal umrunden rund 100 Rad-Extremsportler Österreich.

Die längste und brutalste Österreich-Rundfahrt ist wieder eröffnet: Seit Mittwochnachmittag sind alle Einzelfahrer und Teams gestartet, von St. Georgen im Attergau geht es bei der fünften Austragung des Race around Austria hart an Österreichs Grenzen ans und übers Limit.

Geld kann nicht der Antrieb sein, ein 2200 Kilometer langes Einzelzeitfahren im Fahrradsattel zu absolvieren, denn ein Preisgeld wird nicht bezahlt. Wie denn auch? Das Sponsorengeld braucht das vierköpfige Organisationsteam um Rennleiter Michael Nussbaumer, 27, um den Bewerb auf die Straße zu bringen, die Teilnehmer zahlen sogar zwischen 550 und 1150 Euro Startgeld.

Das Startrecht beim Race Across America, der Legende unter den Extrembewerben, lockt da schon eher. Dieses erhält jeder, der innerhalb der Karenzzeit (fünf Tage und zwölf Stunden) ins Ziel kommt. Zum Beispiel auch der Rekordsieger der österreichischen Ausdauerprüfung: Der Steirer Eduard Fuchs hat die letzten drei Auflagen des Race around Austria gewonnen, im Frühsommer beendete er den Bewerb in Übersee nach neun Tagen, 21 Stunden und 21 Minuten auf dem achten Platz.

Gewonnen hat im Juni Christoph Strasser, und die sieben Tage, 22 Stunden und elf Minuten bedeuteten neuen Streckenrekord. Bei seinem Heimrennen ist Strasser in einem Vierer-Team unterwegs, Ziel ist wenig überraschend der nächste Rekord. Dafür gilt es für das Quartett, die 2200 Kilometer durch sämtliche Bundesländer schneller als in zwei Tagen und 21 Stunden zu absolvieren, helfen sollen und wollen Strasser Franz Wintersberger (Sieger der Über-50-Wertung in den USA), David Misch (heuer Sechster und Rookie of the Year) sowie Gerald Bauer, der heuer die Appalachen, den Gebirgszug entlang der US-Ostküste, als Schnellster durchquert hat.

19 Einzelstarter sowie neun Zweier- und zwölf Vierer-Teams stellen sich heuer der Herausforderung über 2200 Kilometer und rund 30.000 Meter Höhendifferenz. „Als wir vor fünf Jahren die erste Veranstaltung hatten, waren vier Fahrer am Start“, erinnert sich Michael Nussbaumer, heuer wagen sich erstmals auch Handbiker (einer im kürzeren 1500-Kilometer-Bewerb sowie ein Duo auf der großen Strecke) ins Rennen. Und erstmals ist der Start- und Zielort am Wochenende eine ganze Festmeile, der Attergau lädt zur Premiere des Marktfests nach St. Georgen.

Glück gehabt

Race around Austria: Immer hart an der Grenze
Schaerding, 200810, Bild zeigt Rainer Popp (GER), Race around austria, honorarfrei
Rekordteilnehmer mit bislang vier Starts ist der Bayer Rainer Popp, doch es hätte beinahe heuer keinen Rainer Popp mehr gegeben – ein scheinbar harmloser Infekt im Februar erwies sich als Lungenentzündung, hinzu kam eine Blutvergiftung. Mit 41 Grad Fieber wurde der 53-Jährige ins Salzburger Spital eingeliefert, nach neun Tagen im künstlichen Tiefschlaf, hohen Cortisondosen und Infusionen ging es ihm zwar wieder besser, doch statt 65 wog Popp nun plötzlich 85 Kilo. „Der Arzt meinte, dass ich es nur meinem Sportlerherz zu verdanken habe, dass ich noch am Leben bin“, sagte Popp, der die Wasseransammlungen in seinem Körper wieder los ist – und jetzt im 1500-Kilometer-Bewerb fährt.

Nur das Beste

Und warum geht es eigentlich rund um Österreich? „Ein Race across Austria gab’s vor 25 Jahren schon, von Bregenz nach Pamhagen“, sagt Michael Nussbaumer, „das waren knapp 800 Kilometer.“ Auf diesem Level gibt es einige Bewerbe in Europa, also hat man sich ans Maximum gewagt. Zudem sind die Straßen entlang der Grenzen nur wenig befahren, „und wir sind ja im normalen Verkehr unterwegs, da wird nichts abgesperrt. Ein Stopp-Schild ist ein Stopp-Schild, und wenn ein Bahnschranken zu ist, ist er halt zu“, Extrawürstln gibt es nicht.

Auch nicht in Sachen Doping – die Starter müssen auf Tests gefasst sein. Doch sie stehen auch sonst unter Beobachtung. Denn für die Medizin sind so extreme Belastungen speziell mit Blick auf die Lunge hochinteressant: „Eine normale Ausdauerleistung erstreckt sich über drei bis fünf, sechs Stunden“, sagt Michael Nussbaumer.

Brutal wenig, irgendwie.

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