Paris vor 20 Jahren: Das Ende eines Fräulein-Wunders

Ein letzter Höhepunkt: Barbara Schwartz erreichte vor 20 Jahren das Viertelfinale der French Open.
Heute vor 20 Jahren endete der Lauf von Plischke und Schwartz bei den French Open. Ein Blick zurück mit Wehmut.

Ein Blick zurück macht schon ein bisserl sentimental. Zwanzig Jahre ist es her, dass sich Österreichs Damen in Paris herausragend schlugen. Und die österreichischen Journalisten hatten damals im Gegensatz zur Gegenwart mehr zu tun, um Österreichs Damen-Tennisszene zu beschrieben. Denn diese ist nicht mehr vorhanden.

Sylvia Plischke und Barbara Schwartz zogen völlig überraschend ins Viertelfinale ein. Ehe sie gestoppt wurden. Der KURIER titelte am 2. Juni 1999, also genau vor 20 Jahren: „Das Ende des Fräulen-Wunders.“ (So, als hätte man damals schon vieles erahnt.). Bitter war damals eben nur das Ende: Die Niederösterreicherin Barbara Schwartz wurde von der späteren Finalistin Martina Hingis unsanft gestoppt (2:6, 2:6), die Tirolerin Sylvia Plischke machte gegen Arantxa Sanchez zumindest zwei Games mehr (2:6, 4:6).

Sensationen

Dennoch hatte mit so einem Ergebnis keiner rechnen können. Vor allem die Achtelfinal-Resultate der beiden ÖTV-Damen waren sensationell. Die als Nummer 125 angetretene Qualifikantin Schwartz überraschte mit einem Dreisatz-Erfolg gegen Venus Williams (die ist immer noch dabei), Plischke stoppte mit Jana Novotna (6:3, 7:5) eine andere Weltklassespielerin. Die heute 41-Jährige hatte im Achtelfinale die höher eingeschätzte Landsfrau Barbara Schett geschlagen.

Plischke, die drei Jahre später aufhörte, studierte Unternehmensführung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, greift aber hobbymäßig noch immer zum Schläger. "Mitglied im Top 8-Klub zu sein war eine große Ehre. Zum Aufwärmen haben wir Bäume umarmt", erinnert sich Plischke. Damals sei überhaupt noch alles anders gewesen: "Heute sind überall Securitys dabei." Die 40-jährige Schwartz beendete nach vielen Verletzungen 2006 ihre Karriere, arbeitet heute beim Niederösterreichischen Tennisverband (NÖTV). Die beiden Damen sorgten aber nicht für den einzigen Einzug unter die besten Acht in Paris. Petra Schwarz-Ritter, heute Präsidenten des NÖTV, durfte sich 1994 feiern lassen.

Österreich musste damals lange auf den nächsten Viertelfinaleinzug einer Dame bei einem Grand-Slam-Turnier warten, ehe Sybille Bammer dies 2008 bei den US Open gelang. Tamira Paszek wiederholte dieses Kunststück 2011 und 2012 in Wimbledon.

Österreichs Absturz

Heute ist Österreichs Damen-Tennis in Paris nicht vertreten und im Niemandsland. Die Oberösterreicherin Barbara Haas, als 183. im Ranking Österreichs Beste, stand als mittlerweile Letzte in einem Hauptbewerb eines Grand-Slam-Turniers (2016). „Wir hatten damals einen gesunden Konkurrenzkampf, jeder wollte besser als die andere sein“, sagt Barbara Schett, die als Eurosport-Kommentatorin regelmäßig von den Grand-Slam-Turnieren, aber nicht über Landsfrauen berichten kann. „Wir haben alles für unseren Traum getan, auch ohne Geld. Heute fragen die Jungen, wann das Training aus ist“, sagt Bammer.

Und Österreichs Fed-Cup-Kapitänin Marion Maruska erklärt: „Die Mädchen trainieren brav, wollen aber im Gegensatz zu Burschen wenig Wettkämpfe bestreiten, die es durchaus gibt.“

Und die Zukunft? Im Ranking stehen nur vier ÖTV-Damen in den Top 1000, beste Juniorenspielerin ist Dshandshgava als Nummer 188 der ITF-Weltrangliste.

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