Paralympics: „Manni“ will es noch einmal wissen
Mein Ziel ist ganz klar. Ich möchte das ausmerzen, was ich 2008 in Peking nicht geschafft habe“, ist Manfred „Manni“ Gattringer entschlossen. Der 46-jährige Radfahrer ist einer von fünf oberösterreichischen Athleten, die sich zwischen 29. August und 9. September bei den Paralympics in London messen werden. In China stürzte der Versehrtensportler aus St. Martin im Mühlkreis beim Abschlusstraining für das Zeitfahren nach einem folgenreichen Reifendefekt schwer und die Medaillenträume zerplatzen.
Doch aufgeben wollte Gattringer, dem nach einem Autounfall der linke Unterschenkel abgenommen wurde, trotz einer Knochenabsplitterung im Becken und einen Riss im rechten Oberschenkelknochen nicht. „Ich bin dann mit Medikamenten an den Start gegangen und kam trotzdem als Achter ins Ziel.“ Eigentlich dachte der Weltcup-Gesamtsieger von 2010 nach Peking ans Aufhören, doch sein Sponsor wolle, dass er weitermacht.
Seither hat er sich intensiv auf die Paralympics in England vorbereitet, doch es folgte die Ernüchterung. „Ende Juni war ich in London. Seitdem weiß ich, dass vier Jahre Training nicht die Früchte bringen werde, die ich mir erwartet habe“, erklärt der Mühlviertler, der es gleich in vier Disziplinen wissen will. Denn der Kurs für das Zeitfahren, seinem Paradebereich, sei für die körperlich beeinträchtigten Sportler viel zu hügelig.
Sie müssten um einiges mehr an Höhenmetern überwinden als die Olympioniken ein paar Wochen zuvor. „Da darf man nicht mehr als 60 Kilo haben.“ In den vergangenen Monaten stellte er deshalb sein Training komplett um. Und den Traum, in der britischen Hauptstadt am Stockerl zu stehen, hat er auch noch nicht aufgegeben. „Vielleicht hole ich gerade deswegen eine Medaille, weil ich ein Außenseiter bin.“
Nach den Paralympics möchte der dreifache Vater sein nächstes Ziel in Angriff nehmen. „Ich will als erster Behinderter die 4876 Kilometer beim Race Across America schaffen.“ Die einzig große Hürde sei nur das Geld.
Christoph Etzlstorfer: Linzer Handbiker zum achten Mal dabei
Zum achten Mal ist der Linzer Christoph Etzlstorfer in diesem Jahr bei den Paralympischen Spielen dabei. Acht Mal hat er bereits Edelmetall für Österreich geholt. Vor acht Jahren gewann der Handbiker in Athen die lang ersehnte Goldmedaille. In England schließt sich die Kreis für den 48-jährigen Universitätsassistenten und Sporttrainer. Im Jahr 1984 konnte er bereits in Aylesbury beim Speerwurf die erste Medaille einheimsen. „Hier habe ich die ersten Paralympics meiner Laufbahn erlebt und hier werde ich auch meine letzten erleben.“
Für das Finale seiner Karriere rechnet sich Etzlstorfer, der nach einem Turnunfall vor 31 Jahren querschnittsgelähmt ist, sehr gute Möglichkeiten aus. Denn er sei besser drauf denn je. „In den vergangenen Jahren war das Zeitfahren für mich besser als das Straßenrennen. Dieses Jahr konnte ich aber auch sehr gute Straßenrennen absolvieren und sehe für beide Bewerbe gleiche Chancen.“
Hans Ruep: Lang ersehntes Edelmetall soll mit nach Hause
Rollstuhl-Tischtennisspieler Hans Ruep hat zwar schon zwei Mal bei Europameisterschaften im Teambewerb Bronze eingeheimst, die langersehnte Medaille bei den Paralympics ist bisher aber noch ausgeblieben. In Peking 2008 erreichte der 52-Jährige aus Weißkirchen mit Partner Andreas Vevera nur die „Lederne“. Die beiden zählen in diesem Jahr zum Favoritenkreis im Doppelbewerb. Ein wenig Glück kann aber nie schaden. „Für eine Medaille sind wir sicher stark genug. Es kommt halt auch auf die Auslosung an“, hofft Ruep, der sich seit Sydney im Jahr 2000 immer für die Spiele qualifiziert hat.
Seit 1988 sitzt der Tischtennis-Athlet im Rollstuhl. Der damals 24-Jährige hatte einen Lkw-Unfall, bei dem der Transporter umgestürzt war. Als er sich fast unverletzt aus dem Führerhaus befreien wollte, krachte ein Pkw in ihn hinein. Dabei brachen die Halswirbel fünf bis sieben. Ruep stürzte in eine schwere Krise. „Jetzt sage ich mir immer wieder, dass es noch Schlimmeres gibt.“
Egon Kramminger: Eine Medaille erwünscht, aber kein Muss
Zwischen 15 und 20 Stunden die Woche trainiert Tischtenniscrack Egon Kramminger aus Wels im hauseigenen Trainingsraum, um sich den Traum von der paralympischen Medaille zu erfüllen. Und dennoch will der 64-Jährige bei seinen dritten Spielen nichts auf Biegen und Brechen erzwingen. Schließlich muss er nicht unter die ersten drei kommen. „Nein, das Wort ‚müssen‘ kann und darf bei mir im Sport nicht vorkommen.“ Seine Vorbereitung erlitt Ende Juni einen herben Rückschlag, da er sich nach einem Sturz mit dem Handbike das Becken brach. „Ich erlaube mir erst seit Kurzem, im Training wieder einen Zahn zuzulegen.“ Bis zum ersten Bewerb am 30. August hofft der Querschnittsgelähmte, dem auch seine Beine amputiert wurden, wieder voll fit zu sein.
Der glühende Fußballfan ist in London auch im „Players Committee“ vertreten, wo er für die Anliegen der Spieler zuständig. Hier versucht er, von den Spielern gewünschte Veränderungen in die Wege zu leiten.
Walter Ablinger: Die Liebe, sich die Hügel raufzuquälen
"Ich will in London alles geben, um für Österreich erfolgreich zu sein. Ich werde fahren, bis ich kotze und dann die Paralympics so richtig genießen“, kündigt Handbiker Walter Ablinger an, der zum ersten Mal dabei ist. Dem 43-Jährigen aus Rainbach im Innkreis, der schon 2011 WM-Bronze holte und den Berlin-Marathon gewann, kommt der hügelige Kurs in England besonders gelegen. „Ich liebe es, mich die Hügel raufzuquälen, genauso wie bei mir zu Hause im Innviertel.“ Die größten Chancen auf eine Medaille sieht er im Einzelzeitfahren, denn da gebe es kein Taktieren und auch kein Windschattenfahren. „Da stellt sich heraus, wer der beste Biker ist.“
Sport wurde nach einem Sturz vom Dach einer Baustelle, bei der er sich eine Querschnittslähmung zuzog, seine Therapie. „Der hat mich ins Leben zurückgebracht.“ Die besondere Faszination am Handbike? „Darin fühle ich mich frei, ich vergesse meine Behinderung . Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 40 km/h mit den Händen zu fahren, ist für alle Radfahrer faszinierend.“
Kommentare