Boxen: Warum ein Helm manchmal ein Nachteil ist

Bei den Olympischen Spielen wird erstmals seit mehr als dreißig Jahren ohne Helm geboxt - und Profis sind wieder erlaubt.

Das olympische Boxturnier in Rio de Janeiro 2016 wird ein gänzlich anderer Wettbewerb sein als noch vor vier Jahren in London. Zwei wesentliche Änderungen treten heuer in Kraft. Zum Einen dürfen in Rio erstmals auch professionelle Boxer an den Spielen teilnehmen - bisher war Olympia auf Amateurboxer beschränkt. Zum Anderen werden die Kämpfe in Brasilien zum ersten Mal seit den Spielen 1984 in Los Angeles wieder ohne Helme ausgetragen.

Der Amateurweltverband AIBA, der mitverantwortlich für die Ausrichtung des olympischen Boxturniers ist, hat schon 2013 für seine Titelkämpfe die Helmpflicht abgeschafft. Dieselbe Regelung gilt ab 2016 auch für olympische Boxturniere. Kritik, dass der Verzicht auf die Helmpflicht einen Rückschritt darstelle, lässt der Verband nicht gelten.

Helme erhöhen das Gesundheitsrisiko

Eine Reihe von Studien, die die AIBA in Auftrag gegeben hatte und in deren Rahmen insgesamt 15.000 Boxkämpfe auf Amateur- und Profiniveau untersucht wurden, untermauerte die Befürchtungen der AIBA, dass Helme eine negative Auswirkung auf die Gesundheit der Kämpfer hätten. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Vor allem die Sicht stellt ein Problem dar. Durch den Helm ist das Sichtfeld des Kämpfers eingeschränkt, er kann also schlechter auf Angriffe seines Gegners reagieren, um diesen auszuweichen oder sie abzublocken. Als Folge dessen steckten Amateure in den untersuchten Kämpfen oft deutlich mehr härtere Treffer ein als Profis.

Der zweite Grund ist, so paradox das klingen mag, dass Helme den Schaden den ein Treffer anrichtet, verringern - jedoch nur den oberflächlichen Schaden. Durch den Einsatz von Helmen gehen Cuts und Schwellungen zwar stark zurück, mit ihnen allerdings auch das Bewusstsein für die Auswirkungen harter Schläge. Die AIBA-Studien ergaben, dass mit Helm die Gefahr von schweren Gehirnerschütterungen stark zunimmt.

Ohne Kopfschutz würde sich die Gefahr von Schädel-Hirn-Traumata um fast die Hälfte verringern, erklärte die AIBA. Der Vorsitzende der AIBA-Kommission, Charles Butler, erklärte dies mit der Bereitschaft von Athleten, mit Kopfschutz mehr Risiken einzugehen und die Anzeichen einer Gehirnerschütterung eher zu ignorieren als ohne Helm.

Starterlaubnis auch für Boxprofis

Dass in Rio auch Boxer mit Profikämpfen antreten dürfen, ist vor allem für die Attraktivität des olympischen Boxturniers ein großer Schritt. Ob die wirklich großen Namen der Boxwelt sich dann in Brasilien versammeln, ist noch offen - zumindest ein Topstar hat sich jedoch schon angekündigt.

Rekordweltmeister Manny Pacquiao zeigt sich interessiert, für sein Heimatland, die Philippinen, in Rio an den Start zu gehen. Der 37-Jährige erklärte, dass ihn der AIBA-Präsident Wu Ching-Kuo eingeladen habe, bei Olympia anzutreten. Pacquaio bringt es in seiner mittlerweile 21-jährigen Karriere auf Weltmeistertitel in acht Gewichtsklassen - olympisches Gold fehlt in seiner Titelsammlung jedoch noch.

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