Scharfe Töne unterm Zuckerhut
Am 5. August 2016 werden in Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele eröffnet. 21 Österreicher haben bereits einen fixen Startplatz, zuletzt qualifizierte sich sensationell die Bogenschützin Laurence Baldauff. Das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) geht davon aus, dass bis zum Qualifikationsschluss am 11. Juli 2016 noch rund 60 Sportler dazukommen werden. "Wir sind ein Jahr vor Rio auf einem guten Weg", sagte Gerald Klug. Sein Sportministerium stellt insgesamt 20 Millionen Euro für das "Projekt Rio" zur Verfügung.
Wo finden die Spiele eigentlich genau statt?
Mit der Antwort "in Rio" macht man es sich zu einfach, die Sportstätten befinden sich in vier Zonen. Der Olympiapark Barra liegt 40 Kilometer von der Copacabana (u.a. Rudern, Beach-VB, Segeln) entfernt. Im Bezirk Maracanã liegt das Olympiastadion João Havelange (Leichtathletik, Rugby), sowie das Maracanã-Stadion (Eröffnungs- und Schlussfeier, Fußball). In Deodoro finden unter anderem die Bewerbe der Reiter, Schützen und Fechter statt.
Werden die Sportstätten rechtzeitig fertig?
Derzeit gibt es in Rio noch viele Baustellen, doch in einem Jahr sollte fast alles fertig sein. Fast? Die Metro Linie 4, die die Fahrt nach Barra in 15 Minuten ermöglichen soll, wird es wohl nicht geben. Offizielle sehen "ein hohes Risiko", dass die Linie nicht rechtzeitig fertig wird. Mit Taxis oder Bussen dauert die Fahrt in Stoßzeiten ein bis zwei Stunden. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist mit dem Stand der Vorbereitungen zufrieden. "Wir werden keine Verzögerungen haben und alles pünktlich abliefern", sagt Rios Olympia-Sportdirektor Agberto Guiaraes. Der Olympiapark sei zu 87 Prozent fertig, das olympische Dorf zu 84 Prozent.
Wie steht es um die Sicherheit in Rio?
Wohl aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise in Brasilien bleibt die Kriminalitätsrate hoch. Mit 20 Morden pro 100.000 Einwohner gehört Rio zu den gefährlichsten Großstädten der Welt. Nicht sicher ist, ob Olympia so reibungslos verlaufen wird, wie die Fußball-WM 2014. Bis zu 60.000 Polizisten, Militärs und Securitys sollen für die Sicherheit der 500.000 Olympia-Gäste sorgen.
Werden die Menschenrechte respektiert?
Die österreichische Initiative "Nosso Jogo" fordert "anständige Entschädigungen" für die Bewohner der Favelas. 12.000 Menschen mussten für Olympia zwangsdelongiert werden. Das entspricht in etwa der Zahl der Athleten. Amnesty International wirft der Militärpolizei in Rio hunderte Morde vor. Innerhalb von zehn Jahren sollen in der Metropole 5132 (zumeist nicht geahndete) Morde durch die Polizei geschehen sein. In der Favela Acari im Norden seien neun von zehn Tötungen auf das Konto der Militärpolizei gegangen.
Ist das Wasser in der Bucht von Guanabara tatsächlich so schmutzig?
Ja. Der Segelverband hat eine Verbesserung der Wasserqualität gefordert, andernfalls müsse woanders gesegelt werden. Passieren wird wohl weder das eine, noch das andere. Probleme bereitet auch die Qualität des Meerwassers an der Copacabana.
Wird es ein Österreich-Haus geben?
"Wir befinden uns gerade in den entscheidenden Preisverhandlungen", sagt ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel. "Wir hoffen, in den nächsten Wochen den Vertrag abschließen zu können."
So war es bei der Fußball-WM.
So wird es ab dem 5. August 2016 wieder sein, wenn wir das olympische Feuer der Leidenschaft für den Sport entfachen und die Fahne mit den fünf farbigen Ringen in unserem wunderbaren Maracanã-Stadion hissen.
Ich glaube es ist kein Zufall, dass Brasilien als erstem Land Südamerikas die Ehre zuteil wird, Olympische Spiele auszurichten.
Unsere Bevölkerung - unsere Arbeiter, Unternehmer, Studenten, Wissenschaftler und Künstler - haben eine der offensten Nationen der Welt geschaffen, die sich durch ihr kreatives Potential, ihre Liebenswürdigkeit und ihre Solidarität auszeichnet.
Wir haben eine kraftvolle Kultur des Friedens und der Arbeit geschaffen.
Mit diesen Werten arbeiten wir hart daran, diese Olympischen Spiele zum besten Sportfest zu machen, das die Welt ja gesehen hat.
Wir haben das bei der Fußball-WM erreicht und wir haben den Willen dazu, es auch bei den Olympischen Spielen 2016 zu schaffen.
Wir stellen uns dieser großen Herausforderung Tag für Tag, Stunde für Stunde, lange vor Beginn der Wettkämpfe.
Als erste Lektion haben wir gelernt, dass es am wichtigsten ist, unsere Sportler zu fördern.
Weiter ging es mit massiven Investitionen in die sportliche Infrastruktur. Der wichtigste Punkt ist jedoch die Erneuerung der städtebaulichen Infrastruktur Rio de Janeiros – die Stadt bietet zweifellos das schönste Panorama seit dem alten Griechenland, vor dem jemals Olympische Spiele ausgetragen wurden.
Im Laufe der letzten Jahre wurden öffentliche Gelder in großer Höhe eingesetzt, um unsere besten Sportler, ihre Trainer und Teams mithilfe von Stipendien (Bolsa Atleta) und dem Programm „Plano Brasil Medalhas“ zu unterstützen.
Unsere hervorragenden Athleten, die sich von Wettbewerb zu Wettbewerb steigern konnten, sind unsere Vorbilder und Inspiration.
Wir fördern sportliche Aktivitäten von jungen Menschen im ganzen Land durch Investitionen in Sportzentren in allen Regionen und für die verschiedensten Sportarten.
Dies wird eines der bedeutendsten dauerhaften Ergebnisse der Spiele in Rio 2016 sein. Wir glauben daran, dass Bildung und Sport unsere wichtigsten Verbündeten für soziale Inklusion und Integration sind, die junge Leute dazu anregen, für ihre Ziele zu kämpfen, Hürden zu überwinden, Mannschaftsgeist zu entwickeln und den Gegner zu respektieren.
Der Sport fördert die Kultur der Zusammenarbeit, das Ehrgefühl und harte Arbeit, um Ziele zu erreichen und Triumphe zu feiern. Dies in Verbindung mit der Freude und dem Selbstbewusstsein unserer offenen und gastfreundlichen Bevölkerung wird das wichtigste Erbe der Spiele sein.
Ein weiteres monumentales Erbe der Spiele ist in der städtebaulichen Modernisierung Rio de Janeiros zu finden, eine der schönsten Städte der Welt und eines der wichtigsten Wahrzeichen Brasiliens.
Zwei Drittel des Gesamtbudgets der Spiele von Rio 2016 fließen in Maßnahmen für die städtische Infrastruktur.
Es handelt sich um die unterschiedlichsten Projekte – eine neue U-Bahnlinie, eine Straßenbahn im Stadtzentrum und Schnellbuslinien zwischen den Wettkampfstätten. All diese Investitionen werden den öffentlichen Personennahverkehr während der Spiele und danach erheblich verbessern und insbesondere jenen zugutekommen, die an der Peripherie wohnen und hochwertige Mobilitätsangebote benötigen.
Aber der Stadtumbau macht hier nicht halt.
Die bis vor kurzem noch heruntergekommene Hafengegend verwandelt sich in ein neues Zentrum für Freizeit und Kultur für die örtliche Bevölkerung und die zigtausenden Besucher, die Jahr für Jahr Rio reisen .
Künftig wird der neue „Porto Maravilha“ moderne Büro- und Wohngebäude beherbergen. Wir bringen neuen Glanz in die „wunderbare Stadt“, die die Welt seit ihren Tagen als brasilianische Hauptstadt stets zu bezaubern wusste.
Die Spiele Rio 2016 haben die brasilianische Privatwirtschaft stark zu Investitionen angeregt, und das betrifft nicht nur das Sponsoring und die Modernisierung und Erweiterung der Angebote der Hotellerie.
Das Olympische Dorf, in dem die Athleten aus aller Welt untergebracht werden, wird ebenfalls von privaten Trägern errichtet, die bereits begonnen haben, Wohnungen für die spätere Nutzung zu verkaufen. Bereits heute kann man davon ausgehen. dass die Olympischen Spiele in Rio 2016 einen der höchsten Anteile privater Investitionen der Spiele der letzten 20 Jahre aufweisen werden.
Der Olympische Park in Barra soll später als Trainingszentrum für die künftigen brasilianischen Olympioniken dienen und den sportlichen Austausch mit anderen Ländern fördern, insbesondere unseren südamerikanischen Nachbarn.
Flankierend hierzu werden landesweit Investitionen getätigt, so sollen zwölf Leistungszentren für verschiedene Sportarten errichtet und 261 Lernzentren für Sportanfänger eröffnet werden sowie 46 Sportovale im offiziellen Wettkampfformat. Die Investitionen in das sportliche Erbe in Rio und ganz Brasilien belaufen sich bereits auf 1,2 Milliarden US-Dollar.
Besonderes Augenmerk wurde auf den effektiven Einsatz von Geldmitteln und der Nachhaltigkeit der Gebäude gelegt. Die Arena do Futuro, wo die olympischen Handballwettbewerbe stattfinden werden, ist ein gutes Beispiel hierfür. Die Arena wird in Modulbauweise errichtet, nach den Spielen abgebaut und als Gebäude für vier neue Schulen wieder aufgebaut.
Für den reibungslosen Ablauf der komplexen Vorbereitungen und die Einhaltung der Zeitpläne war eine permanente Abstimmung zwischen den Behörden auf Ebene der Stadtverwaltung, des Bundesstaates und des Bundes sowie dem Olympischen Komitee und der Organisatoren unabdingbar. Die gemeinsamen Anstrengungen werden bis zum Ende der Paralympischen Spiele im September 2016 unvermindert fortgesetzt.
Eine so komplexe Veranstaltung wie die Olympischen Spiele kann nur organisiert werden, wenn man ständig auch die kleinsten Details berücksichtigt. Die Bauvorhaben und Strukturen in Rio werden bereits im Rahmen von Testspielen in der ganzen Stadt erprobt. Bis Anfang 2016 gibt es Wettkämpfe in 40 Sportarten.
Wir werden den 15 Tausend Teilnehmern der Olympischen und Paralympischen Spiele, Millionen Fans und Milliarden Fernsehzuschauern zeigen, mit welchem Elan wir in der Lage sind, so viele Herausforderungen zu meistern.
Die brasilianische Gesellschaft wird die Sportler und Touristen so gut empfangen, wie sie es bei der WM 2014 getan hat, als das Land die Welt mit ausgelassener Stimmung, Sicherheit und Effizienz bezaubert hat.
Damals haben wohl alle unser großes Fest am Bildschirm gesehen und sich gewünscht, selbst hier in Brasilien zu sein.
Lasst Eure Träume Wirklichkeit werden, kommt und genießt, was Euch die olympischen Spiele in diesem kurzen Zeitraum bieten können – und Alles, was ein Land wie Brasilien immer zu bieten hat: Frieden, Liebe, Freude und viele glückliche Momente!
Wir erwarten Euch mit offenen Armen und offenen Herzen!
Dilma Rousseff, Präsidentin der Föderativen Republik Brasilien
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