Olympia im Ramadan

Olympia im Ramadan
Fast jeder dritte Olympia-Starter ist Moslem. Wie die Sportler mit dem Fastengebot umgehen.

Schalen mit Datteln und frische Milch stehen abends in den Kantinen und Cafés im Londoner Olympiapark bereit. Muslimische Athleten, Mitarbeiter und Besucher können mit diesen typischen Speisen ihr Fasten brechen. Die Sommerspiele in London fallen mitten in den islamischen Fastenmonat Ramadan, der heuer vom 20. Juli bis 18. August dauert.

Gläubige Muslime müssen im Ramadan von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang unter anderem auf Essen und Trinken verzichten. Von den 10 500 an den Spielen teilnehmenden Athleten sind etwa 3000 Muslime.

"Ich faste nicht", sagt der 24-jährige Brite Mohamed Shibi, ein Mitglied des britischen Ruderteams. Im Koran stehe, dass man für jeden Tag, an dem man im Ramadan absichtlich und ohne guten Grund das Fastengebot nicht einhält, 30 Tage lang fasten oder 60 Menschen ernähren solle, ließ Shibi britische Medien wissen. Daher habe er beschlossen, für 1800 Bedürftige in Marokko, der Heimat seines Vaters, Essen zu spenden. Das koste ihn etwa 2000 Pfund (2570 Euro), sagt Shibi.

Ein Österreicher

Ringer Amer Hrustanovic ist der einzige Moslem im 70-köpfigen österreichischen Olympia-Team. Der 24-Jährige nimmt den Ramadan ernst: "Mein Glaube lehrt mich, dass ich dazu verpflichtet bin."

Fasten von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang kommt für ihn während des sportlichen Höhepunkts seiner Karriere aber nicht infrage: "Ich werde es nicht durchziehen können. So halten es auch andere Sportler, mit denen ich gesprochen habe."

"Aber ich werde meine Verpflichtungen nachholen und Ersatzleistungen bringen", meinte der Wals-Athlet. Was das genau sein könne, will er noch bei seiner Ehefrau Amela und seinen Eltern erfragen. "Sie kennen sich da sehr gut aus."

Für den algerischen 3000-Meter-Hindernisläufer Khaled Belabbas kommt das nicht in Frage. Er hält das Fasten trotz sportlicher Beeinträchtigungen durch. Auch der palästinensische Judoka Maher Abu Rheileh will von der Ausnahme nichts wissen. "Fasten verhindert keine gute Leistung", sagt der Sportler, "die Kraft kommt aus anderer Quelle."

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