Wenn ein Fan sein Idol im Olympia-Finale besiegt
Ausgerechnet in seinem wohl letzten Einzelrennen seiner Karriere musste sich der US-amerikanische Schwimmstar Michael Phelps bei den Olympischen Spielen in Rio geschlagen geben. Doch weder sein stärkster Rivale, der Südafrikaner Chad Le Clos, noch der Ungar Laszlo Cseh, der bei den Olympischen Spielen 2008 drei Mal hinter Phelps die Silbermedaille errungen hatte, klatschten vor dem meistdekorierten Olympioniken aller Zeiten an die Wand.
Es war Joseph Schooling, ein 21-Jähriger aus Singapur, der um 75 Hundertstel schneller schwomm als die Konkurrenz. "Ich bin nicht glücklich, niemand mag es, wenn er verliert. Aber ich bin stolz auf Joe", sagte Phelps nach dem 100 Meter Delfin-Finale.
Schooling und Phelps verbindet eine ganz besondere Geschichte. 2008 machte das US-Schwimm-Team in Singapur Halt, um sich auf die Olympischen Spiele in Peking vorzubereiten. "Sie kamen in den Schwimmklub, in dem ich trainierte“, sagte Schooling, angesprochen auf den US-Star. "Es ist früh am Morgen gewesen, aber jeder hat gerufen 'It’s Michael Phelps! It’s Michael Phelps!'. Ich rannte lost" Und wie alle anderen, wollte auch damals 13-Jährige ein Foto mit seinem Idol.
Damals war der US-Star auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Acht seiner insgesamt 22 Goldmedaillen holte er sich 2008. Das war auch ein Grund, warum Schooling wie er sein wollte, wie sein Idol, wie Phelps. Er trainierte und trainierte, begann sein Studium in Texas und schwimmt seitdem für das Team der Universität. Nun, acht Jahre später, zog Schooling nicht nur Michael Phelps und zwei weitere Größen des Schwimmsports vorbei, er brach auch den olympischen Rekord, den sein Jugendheld 2008 in Peking aufgestellt hatte.
Bei der Pressekonferenz gab sich der 21-Jährige allerdings demütig: "Ich denke nicht, dass ich nur ansatzweise an die drei Männer rankomme. Ich hatte einfach einen guten Tag." Phelps grinste: "Du warst wirklich gut." Aber Schooling war besser als bloß gut. Der 21-Jährige stand unter enormen Erfolgsdruck. Seit Jahren gilt er als sportliches Aushängeschild des kleinen Singapurs. Selbst Präsident Tony Tan war am Freitag im Publikum, um Schooling anzufeuern.
Allerdings hat der Olympiasieg nicht nur wegen des Triumphs über Phelps historische Dimensionen, er bedeutet auch gleichzeitig die erste Goldmedaille überhaupt für Singapur. Michael Phelps bleibt die 23. hingegen verwehrt.
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