Einer gegen alle auf 1216 Kilometern

Der Titelverteidiger: Für Zoidl wird es ernst.
Riccardo Zoidl startet am Sonntag das Projekt Titelverteidigung bei der Österreich-Rundfahrt.

913 Einwohner zählt die Gemeinde Goldwörth im Bezirk Urfahr-Umgebung. Wie viele von ihnen regelmäßig Rad fahren, ist statistisch nicht erhoben; was aber eine Tatsache ist, dass auf jeden Fall ein Goldwörther professionell und erfolgreich im Sattel sitzt.

Riccardo Zoidl wohnt zwar seit geraumer Zeit in Innsbruck, was nicht zuletzt der Trainingsmöglichkeiten wegen Vorteile bietet (Stichwort Kühtai), doch Goldwörth ist immer dabei, wenn der 26-Jährige in die Pedale tritt. Ab Sonntag ganz besonders – denn seit vergangenem Jahr begleitet den Titelverteidiger bei der Österreich-Rundfahrt ein eigener Fanclub. Als Zoidl 2013 noch für Gourmetfein Wels werkte und die Gesamtwertung der Europa-Tour gewann, wuchs sein Anhang beinahe im Takt seiner Renneinsätze; nun ist er beim amerikanischen Team Trek Factory Racing unter Vertrag und Kollege namhafter Herren wie der luxemburgischen Gebrüder Schleck oder des Schweizer Serienweltmeisters und Olympasiegers Fabian Cancellara.

Starke Helfer

Dieses Trio ist freilich bei der Tour de France im Einsatz, doch auch Treks B-Team sollte stark genug sein, um Zoidls Chancen auf einen neuerlichen Erfolg in heimischen Gefilden zu wahren. Mit dem Belgier Stijn Devolder steht dem Oberösterreicher der Ö-Tour-Sieger von 2007 zur Seite, und Bob Jungels ist bislang zwar vorwiegend Insidern bekannt, der 21-Jährige ist aber amtierender luxemburgischer Meister in Zeitfahren und Straßenrennen.

Und Bob Jungels gilt als exzellenter Kletterer, was nicht nur ihm, sondern auch Zoidl entgegenkommt. Gerade heuer, gerade bei dieser Österreich-Rundfahrt, die sich gleichsam monströs vor dem Feld aufbaut: Zwar sind die 1216 Kilometer nicht ungewöhnlich viel für eine achttägige Rundfahrt – doch 14.400 Meter Höhenunterschied machen die 66. Ö-Tour zur Herkulesaufgabe.

Schon am ersten Tag geht es knackig los, nach dem Start in Tulln (11.05 Uhr) geht es über 182 hügelige Kilometer via Dürnstein und Jauerling nach Sonntagberg, wo der steile und gut einsehbare Schlussanstieg in den letzten beiden Jahren schon zum Ö-Tour-Klassiker geworden ist. Die Zufahrt ist ab ca. 14.30 Uhr gesperrt, die Spitze wird ab 15.20 Uhr erwartet.

Neben der Mannschaft von Trek sind auch etliche andere Asse am Start. Astana schickt den Schweden Fredrik Kessiakoff und den Slowenen Janez Brajkovic ins Rennen, Ersterer gewann die Ö-Tour vor drei Jahren, Zweiterer hat schon am Kitzbüheler Horn gewonnen. Kevin Seeldraeyers siegte im vergangenen Jahr für Astana auf den ersten beiden Etappen im Kühtai und am Kitzbüheler Horn, erst im Einzelzeitfahren in Podersdorf verlor der Belgier das Führungstrikot an Riccardo Zoidl. In diesem Jahr ist er mit der belgischen Équipe Wanty-Groupe Gobert am Start.

Und neben Altstar Ivan Basso, 36, ist auch ein ganz junger Kolumbianer mit großem Namen dabei: Dayer Quintana, 21, ist der kleine Bruder von Nairo Quintana. Und der hat heuer bekanntlich den Giro d’Italia gewonnen.

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