Ö-Tour: Der Glückspilz aus Goldwörth
Der Erfolg ist ihm irgendwie schon in die Wiege gelegt worden: Wer aus Goldwörth im oberösterreichischen Bezirk Urfahr-Umgebung stammt, aus dem wird wohl irgendwann etwas werden müssen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Riccardo Zoidl bei der Österreich-Rundfahrt an der Spitze mitmischt und drauf und dran ist, der nächste Österreicher bei einem Team der Pro-Tour zu werden und in die höchste Kategorie im Straßenradsport aufzusteigen.
Aktueller Staatsmeister am Berg und auf der Straße ist er schon, dazu hat der 25-Jährige heuer bei Ardennen-Rundfahrt und Tour de Bretagne brilliert, auch das Heimspiel bei der Oberösterreich-Rundfahrt gewonnen – und nun kann Zoidl seine Saison mit einem Podestplatz bei der Österreich-Rundfahrt krönen.
Ausblick
Die Chancen stehen nicht schlecht: Bei seinem ersten Start bei einem WM-Zeitfahren wurde der Profi des Welser Continental-Teams Gourmetfein (=3. Kategorie) 2012 Vierzehnter, im niederländischen Valkenburg verlor Zoidl nach 44,6 Kilometern nur 2:57 Minuten auf den deutschen Sieger Tony Martin. Am Samstag werden im Ö-Tour-Zeitfahren in Podersdorf nur 24,1 Kilometer zu absolvieren sein. Der Belgier Kevin Seeldraeyers (Erster im Gesamtklassement) ist kein ausgewiesener Zeitfahrspezialisten – ganz im Gegensatz zum zweitplatzierten Kasachen Alexander Diatschenko, der aber für Riccardo Zoidl an einem guten Tag in Reichweite sein sollte.
Seit 2007 fährt Zoidl für den Welser Rennstall, und in den letzten zwei Jahren ist er immer stärker geworden. 2012 gewann er mit der Tchibo Top.Rad.Liga die höchstklassige heimische Rennserie, seither hat er das Training auf seriösere Beine gestellt und zugleich rund vier Kilo abgenommen. 61 Kilo wiegt er nun bei 1,77 Meter Körpergröße, was dem Wahl-Innsbrucker nicht zuletzt bei den Bergankünften auf den ersten beiden Etappen der Österreich-Rundfahrt zugutegekommen ist.
Rückblick
Dabei wäre Riccardo Zoidl womöglich gar nicht dort, wo er heute steht und fährt, wenn es das Schicksal nicht so gut mit ihm gemeint hätte: Auf einer Trainingsfahrt ist er 2004 an einem schrankenlosen Bahnübergang mit einem Zug der Mühlkreisbahn kollidiert. Zoidl hatte den Zug noch im Bahnhof stehen sehen, dann aber nicht mehr geschaut – und bezahlte für seine Unachtsamkeit mit schweren Prellungen. „Seitdem bin ich vorsichtig geworden bei Bahnübergängen“, sagte er dieser Tage.
Derzeit wird der Mühlviertler als Nummer zwei der Europa-Rangliste geführt, je nach Erfolg bei der Österreich-Rundfahrt kann daraus der erste werden, und das dürfte seinen Verhandlungen mit mehreren großen Teams den letzten Schub geben. Eine Entscheidung soll demnächst fallen.
Die Dienstag-Etappe von Heiligenblut nach Matrei in Osttirol begann mit einer Viertelstunde Verspätung, nachdem am Bus des Schweizer Teams BMC drei Reifen geplatzt waren. Dass im Massensprint der Norweger Thor Hushovd siegte, dürfte ausgleichende Gerechtigkeit sein – Hushovd fährt für BMC.
Am Mittwoch geht es von Matrei via Großglockner-Hochalpenstraße nach St. Johann/Alpendorf, die Erfahrung der letzten Jahre lehrt, dass dieser Abschnitt eine der raren Chancen für Ausreißer bietet. Im Vergleich zu 2012 fehlt heuer freilich der Dientner Sattel – wegen Unwetterschäden müssen die Ö-Tour-Organisatoren auf den knackigen Anstieg am Hochkönig verzichten; die Klagen im Fahrerfeld sind aber höchst überschaubar.
Kommentare