Ö-Tour: Däne Fuglsang "Glocknerkönig"
Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt."
Das Zitat könnte von Thomas Rohregger stammen, ist aber tatsächlich von Wilhelm Busch, aus der Geschichte "Plisch und Plum", um genau zu sein. So oder so: Es trifft ziemlich gut das, was da am Mittwoch auf der vierten Etappe der Österreich-Rundfahrt passiert ist.
Der Plan war ja ungefähr dieser: Irgendwann auf der Königsetappe von Lienz über die Großglockner-Hochalpenstraße würde der Tiroler angreifen und sich dann vom dritten auf den ersten Platz im Gesamtklassement schieben. Das hatte sich jedenfalls der Leider-nicht-Olympiateilnehmer so gedacht, doch die Konkurrenz machte dem 29-jährigen Kramsacher einen Strich durch die Rechnung.
Die ersten Kilometer dominierte sein Team RadioShack-Nissan, speziell der Däne Jakob Fuglsang, der am Kitzbüheler Horn als 15. 1:31 Minuten auf Rohregger verloren hatte, zeigte sich angriffslustig. Nach dem Iselsberg (wo Georg Preidler vom italienischen Team Type1 seine Führung in der Bergwertung als Erster ausbaute) bildete sich eine Spitzengruppe um Fuglsang und Rohregger, der Gesamtführende Danilo di Luca (It) schien in Problemen, doch im Anstieg zum 2504 Meter hoch gelegenen Dach der Tour (Hochtor) kam er wieder an Rohregger heran.
Dafür zog nun Fuglsang davon, der Tscheche Leopold König (NetApp) heftete sich an sein Hinterrad, beide bildeten ein Ausreißerduo, das dominieren sollte. Fuglsang, 27, sicherte sich mit einem mächtigen Antritt vor der Passhöhe als erster Däne den Titel "Glocknerkönig", und er konnte sich über eine weitere Premiere freuen – die Hochalpenstraßen AG hatte heuer erstmals 2504 Euro Prämie ausgelobt. Eine Minute lagen die beiden vor den Verfolgern, und ihr Vorsprung wuchs in der folgenden langen Abfahrt weiter an.
Machtlos
Längst war Jakob Fuglsang virtuell im Gelben Trikot des Führenden, und im Feld der Verfolger waren Thomas Rohregger die Hände gebunden – Teamraison geht vor persönlichen Interessen, das Führungsduo musste fahren gelassen werden. Nach dem Dientner Sattel, der zu etlichen (erfolglosen) Attacken im Peloton genutzt wurde, war Fuglsang plötzlich allein, denn Leopold König setzten Kreuzschmerzen zu, der 24-Jährige konnte seinem Gefährten nicht mehr folgen.
Dem Dänen war’s einerlei, "er hat mir nicht viel geholfen", und nicht nur deswegen stampfte Jakob Fuglsang mit Wut im Bauch den letzten Anstieg nach St. Johann/Alpendorf hinauf. Denn er wollte seinem umstrittenen Teamchef Johan Bruyneel (Stichworte Lance Armstrong, Doping) beweisen, wie falsch er gelegen war, als er Fuglsang nicht zur Tour de France fahren ließ. Das Unterfangen ging auf, die rechte Faust gen Himmel gereckt rollte Fuglsang aus und ins Gelbe Trikot; Leopold König schleppte sich 1:07 Minuten später ins Ziel.
Der Slowene Robert Vrecer, 31, bescherte dem Team Vorarlberg als Dritter einen feinen Erfolg, während Thomas Rohregger nicht böse war: "So ist halt unser Sport, so war unsere Teamtaktik."
Der längste Tag
Am Donnerstag geht es weiter nach Niederösterreich, von St. Johann in den Wallfahrtsort Sonntagberg bei Waidhofen/Ybbs sind 228,3 Kilometer zurückzulegen. Die weitgehend flache Etappe ist eine große Chance für Ausreißer, einen Massensprint wird es wohl nicht geben – denn am Ende steht der kurze, steile Anstieg ins 673 Meter hoch gelegene Ziel.
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