NFL-Stars protestieren im Hymnenstreit gegen Trump

So wie hier die Cleveland Browns knieten zahlreiche Spieler.
Im ganzen Land solidarisieren sich Sportler mit der Protestbewegung in der NFL. Präsident Trump sieht sich im Recht.

Nach seinen Verbalattacken gegen die in den sportbegeisterten USA populären Football-Spieler schlägt Präsident Donald Trump eine Welle des Protestes aus der US-Football-Liga entgegen. Als Zeichen des Protestes knieten sich am Sonntag insgesamt mehr als 150 Profis in den Stadien des Landes vor dem Spiel nieder.

Die US-Fernsehsender zeigten die Spieler in dieser Pose am Spielfeldrand. Seine wütende Kritik könnte für Trump zum Bumerang werden. Einer der größten Proteste fand in Washington beim Spiel der Redskins gegen die Oakland Raiders statt, als fast die gesamte Mannschaft der Raiders sich hinkniete. In Foxborough knieten 15 Spieler der New England Patriots am Boden; andere, darunter Superstar Tom Brady, schlossen sich Arm in Arm stehend zusammen.

In Chicago blieben die Spieler der Pittsburgh Steelers während der Nationalhymne in der Kabine. Mehr als 20 Profis des Cleveland Browns zeigten dieselbe Geste vor dem Spiel gegen die Colts aus Indianapolis.

In anderen Stadien reckten mehrere afroamerikanische Spieler die Faust hoch wie beim berühmten Black-Power-Gruß der US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen 1968. In Detroit kniete sich der Sänger der Nationalhymne, Rico LaVelle, zum Ende der Darbietung nieder, ebenso mindestens acht Spieler der Detroit Lions.

Hymne als Teil jeder Veranstaltung

Auch Vereinspräsidenten zeigten sich solidarisch. Der Chef der Patriots, Robert Kraft, äußerte sich "tief enttäuscht" vom Ton Trumps. Die Spieler seien "auf oder neben dem Platz" stets darum bemüht zu vereinen und die Gemeinschaft zu stärken. Der Eigentümer der Miami Dolphins, Stephen Ross, sagte, er kenne seine Spieler als "junge intelligente Männer mit Charakter", die "einen Dialog beginnen wollten".

Die US-Hymne wird traditionell vor jedem Spiel in den USA gespielt; Spieler und Zuschauer stehen dabei normalerweise und halten die rechte Hand aufs Herz. Trump hatte die meist afroamerikanischen Football-Stars scharf attackiert, die aus Protest gegen Rassismus die US-Hymne boykottierten und sich weigerten, während des Abspielens vor dem Spiel aufzustehen. "Würdet ihr es nicht lieben, wenn jemand unsere Flagge verachtet und der Eigentümer darauf sagt, 'nehmt den Hurensohn vom Feld. Er ist gefeuert.'", sagte er vor jubelnden Anhängern am Freitag im US-Bundesstaat Alabama. Die Fans hatte Trump aufgerufen, Spiele der Football-Liga so lange zu boykottieren, wie die Proteste anhielten.

Aus Verärgerung über Kritik des Basketball-Superstars Stephen Curry zog Trump dann am Samstag die traditionelle Einladung an das Gewinner-Team der US-Basketball-Liga zu einem Besuch im Weißen Haus zurück. "Ein Besuch im Weißen Haus gilt als große Ehre für das Meisterschaftsteam", schrieb der US-Präsident. "Stephen Curry zögert, deswegen wird die Einladung zurückgezogen." Curry spielt bei den Golden State Warriors aus Kalifornien, die dieses Jahr die Basketballmeisterschaft in den Vereinigten Staaten gewonnen haben.

Trump reagiert auf Twitter

"Erfinder" der Protest-Geste ist der einstige Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, der im vergangenen Jahr während der US-Hymne auf die Knie ging, um gegen die Polizeigewalt gegen Minderheiten in den USA zu protestieren. Am Samstag war der Soulsänger Stevie Wonder bei einem Festival in New York auf der Bühne niedergekniet und hatte sich mit den Sportlern solidarisiert.

Selbst US-Veteranen zollten den Sportlern in einem offenen Brief Respekt: "Das Recht dieser Athleten und aller Amerikaner zu protestieren, ist es, das wir alle versprochen haben wenn nötig mit unserem Leben zu verteidigen."

Trump reagierte auf den Protest erneut via Twitter: "Großartige Solidarität mit unserer Nationalhymne und unserem Land. Arm in Arm stehen ist gut, knien ist nicht akzeptabel." Später sagte Trump zu Journalisten, seine Kritik an den Athleten habe "nichts mit Rasse oder dergleichen" zu tun. "Das hat zu tun mit Respekt für unser Land und Respekt für unsere Flagge".

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