NFL-Draft: Die Suche nach dem Glück

NFL-Draft: Die Suche nach dem Glück
Die Indianapolis Colts werden Andrew Luck an erster Stelle des diesjährigen Rookie-Drafts ziehen. Es hätte auch anders kommen können.

Ein zu Tränen gerührter Peyton Manning verließ die Presse-Raum des Lucas Oil-Stadiums von Indianapolis. Die heimischen Colts und der alternde Quarterback-Superstar hatten soeben die Auflösung ihrer mehr als ein Jahrzehnt währenden Zusammenarbeit bestätigt. Wohl genau in diesem Moment waren die Weichen für den diesjährigen NFL-Entry-Draft gestellt.

Andrew Luck, seines Zeichens Quarterback an der Westküsten-Elite-Uni Stanford, wurde von den Verantwortlichen der Colts dazu auserkoren, den Platz des zukünftigen Hall-Of-Famers Peyton Manning einzunehmen. Modellathlet Luck – bei einem Gardemaß von 1,93 Meter wiegt er knapp 100 Kilogramm – gilt als Quarterback ohne wirkliche Schwäche.

Sowohl seine mentale Stärke in der Pocket, als auch seine präzisen Pässe ließen Luck nahezu alle wichtigen Stanford-Rekorde brechen (bei Vorgängern wie dem legendären John Elway durchaus bemerkenswert). Da Luck jedoch, trotz durchwegs mehr als überzeugender Leistungen– wie bereits in der Vorsaison – die Heisman-Trophy (sie wird jedes Jahr von Experten und Fans an den besten College-Spieler der Saison vergeben) nicht für sich verbuchen konnte, meldeten einige Kritiker Zweifel an.

So wurden jüngst Stimmen laut, die Lucks "Armstrength", also seine Fähigkeit ganz weite Pässe punktegenau zu platzieren, bewiesen wissen wollen. Wenn dann am 26. April in der New Yorker Radio City Music Hall der erste Tag des NFL-Drafts über die Bühne geht, wird all das vorerst vergessen sein. Immerhin haben die Colts zum ersten Mal seit genau 14 Jahren wieder den allerersten Pick. Das Wahl fiel damals - richtig - auf Peyton Manning.

Desperate Redskins

NFL-Draft: Die Suche nach dem Glück

Direkt danach dürfen sich die Washington Redskins einen Spieler aussuchen. Ihr Wahl fällt dabei wohl genau auf jenen Spieler, der Luck die Heisman-Trophy vor der Nase weggeschnappt hatte. Ein gewisser Robert Griffin III., Quarterback von der Baylor University.

Die Washington Redskins sind nämlich derart von Griffins Fähigkeiten überzeugt, dass sie von den St. Louis Rams den zweiten Overall-Pick erwarben, nur um den Quarterback ihrer Wahl auch sicher in ihren Reihen zu wissen.

An sich nichts Ungewöhnliches, dass Teams für einen Wunschspieler „uptraden“, doch im Falle der Washington Redskins kann man fast schon vom „Mute der Verzweiflung“ sprechen. Denn, die Quarterback--Erstrundenpicks der Redskins in den vergangenen zehn Jahren hätten „unglücklicher“ nicht gewählt werden können.

Ein Beispiel gefällig? 2005 hatte Washington zwei Picks in der ersten Runde (an Nr. 9 und Nr. 25) – zunächst fiel die Wahl auf Saftey Carlos Rogers (der erst nach einem Wechsel zu den 49ers 2011 zu Pro-Bowl-Ehren kam), nur um 15 Picks später den Green Bay Packers zuzuschauen, wie diese Washington Aaron Rodgers vor der Nase wegschnappten – die Redskins entschieden sich mit dem Folgepick für Jason Campbell. Der Rest ist in den Statistik-Büchern nachzulesen. Mit Griffin soll der Geschichte nun ein Schnippchen geschlagen werden.

Seines eigenen Glückes Schmied

Dass sich Football-Spieler zu Beginn ihrer Karriere den Arbeitgeber nicht aussuchen können, wird von vielen als notwendiges Übel akzeptiert, schließlich spielt man in der besten Profiliga der Welt. Doch ausgerechnet RG3 ließ wenige Wochen vor dem Draft mit einer ungewöhnlichen Aktion aufhorchen.

Genervt davon, dass ihn die Indianapolis Colts wohl nur zum „persönlichen Workout“ einladen wollten, um damit ihre Karten im anstehenden Vertragspoker mit Andrew Luck zu verbessern, lehnte der Quarterback das Angebot aus Indy kurzerhand ab.

Einerseits ein Statement gegen die Clubbesitzer und ihre Verhandlungstaktiken, andererseits ein Bekenntnis zu den Washington Redskins und der Versuch den minimalen Rest der Selbstbestimmtheit seines künftigen Arbeitgebers zu auszunutzen. Welchem Klub nimmt man schon ab, sich ernsthaft für einen Spieler zu interessieren, der nicht einmal zum Probetraining kommen will? 252 andere Spieler werden am 26., 27. Und 28. April diese „Wahl“ nicht haben, sollten sie es jedoch in den NFL-Kader schaffen, können sie sich darüber mit einem Minimum-Jahressalär von 390.000 Dollar hinwegtrösten.

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