Nächste Runde im Fall Contador
Sechzehn Monate nach seinem positiven Dopingtest bei der Tour de France hatte sich Alberto Contador seit Montag vor dem Sportgerichtshof in Lausanne zu verantworten. Am Donnerstag ging das Verfahren mit den Schlussplädoyers zu Ende, ein Urteil im Berufungsverfahren gegen den Freispruch durch den spanischen Radsportverband wird erst im kommenden Jahr erwartet.
Denn die Abwägung der Argumente beider Seiten ist komplex (die Akten umfassen mehr als 4000 Seiten) - auch, weil Kläger (Welt-Radsportverband und Welt-Anti-Doping-Agentur) und Beklagte (Contador und spanischer Radsportverband) prominente Zeugen aufgeboten haben.
Entlastung
Die Verteidiger Contadors bauen ihre Strategie vor allem auf den US-Psychologen Louis Rovner auf, der den Spanier am 3. Mai einem Lügendetektortest unterzogen hat. Dieser soll "mit 96 Prozent Genauigkeit" bestätigt haben, was Contador seit mehr als einem Jahr sagt: Weder habe er sich wissentlich das Kälbermastmittel Clenbuterol zugeführt, noch eine Bluttransfusion.
Der Haken an der Sache: Mister Rovners Lügendetektor ist auch schon im Fall der amerikanischen Leichtathletin Marion Jones zum Einsatz gekommen, 2007 stand somit fest, dass die Starsprinterin nie gedopt hatte. Ein Fehler des Geräts, wie sich im Oktober desselben Jahres herausstellte - die Amerikanerin gestand unlauteren Wettbewerb und musste sogar sechs Monate ins Gefängnis.
Contador jedenfalls beharrte: Schuld sei ein verunreinigtes Stück Kalbfleisch aus der Fleischhauerei von Xabier Zabaleta im nordspanischen Irun. Der Baske war denn auch als Zeuge in Lausanne. Der Haken daran: Die spanischen Behörden haben 2010 14.179 Stück Fleisch untersucht - alle waren clenbuterolfrei.
Belastung
Die Kläger argumentierten mit den Spuren von Plastik-Weichmachern, die in Contadors Urin gefunden wurden. Diese Chemikalien stecken in vielen Produkten - unter anderem (und das ist für die Kläger der Punkt) auch in Blutbeuteln, wie sie für Transfusionen verwendet werden.
Mario Thevis vom Kölner Anti-Doping-Labor, das Contadors Probe untersucht hat, erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur , dass die nachgewiesene Menge entscheidend sei. Es gebe Berufe, wo die Werte aufgrund des Kontakts mit PVC erhöht seien, so etwa Zahntechniker. Straßenradfahrer würden dazu eher nicht zählen.
Zudem führen die Kläger Daten von Contadors Blutpass ins Treffen, die laut Welt-Anti-Doping-Agentur unregelmäßige Hämoglobin-Werte im Mai 2010 aufweisen.
Im Fall einer Verurteilung drohen Alberto Contador zwei Jahre Sperre und der Verlust der Titel von Tour de France 2010 und Giro d'Italia 2011 - er könnte dann aber vor dem Schweizer Bundesgericht berufen.
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