Als die Meldung vom sensationellen Sieg des Osttirolers Felix Gall bei der Tour-de-France-Königsetappe hierzulande Whats-App-Runden machte, beschränkten sich erste Online-Reaktionen auf zwei Worte: Bernhard Kohl.
Die plötzlichen Rad-Experten im Netz wussten zwar nicht, dass Gall schon Junioren-Weltmeister gewesen war. Sie wissen – typisch wienerischer Miesmacherei – aber eins: Dass auch Kohl als Tour-Bergkönig gefeiert worden war, ehe man ihn wegen Dopings als Gesamtdritten der Tour 2008 wegen EPO disqualifizierte. Eine toxische Droge, die damals die halbe Profiszene im Mengenrabatt bezog.
Kohl ist längst geläutert, führt ein großes, florierendes Radfachgeschäft. Und EPO? Ist das noch aktuell?
Einer, der Profi und danach jahrzehntelang Rennstall-Leiter und Veranstalter war, hatte das erst zu Tour-Beginn auf KURIER-Anfrage verneint. "So wilde ständige Attacken der Routiniers wie früher sieht man nicht mehr. Die waren nur mit EPO möglich." Nach dem Schwächeanfall des Slowenen Tadej Pogacar in der Königsetappe sah sich der Experte bestätigt: "Wenn Pogacar EPO nehmen tät, wäre er net so eingegangen. Er is auf ehrliche Art ein’gangen." Der Österreicher Gerhard Schönbacher, von dem diese Zitate stammen, hatte es einst wie jetzt Gall auf die Einserseiten internationaler Medien gebracht. Allerdings als Nachzügler.
Schönbacher: "Ich wollte die Rote Laterne" Mit dieser und seinem Teamkapitän Bernard Hinault, dem fünffachen Tour-Sieger, wurde der Steirer am Finaltag der Tour 1979 in Paris zum beliebten Fotomotiv.
Ein Original
Als Tour-Letzter bekam er bis zu 40 Einladungen für gut honorierte Rad-Kriterien. Weshalb ihn die Konkurrenz kopieren wollte und Tourdirektor Felix Levitan aus Empörung über den Rad-Münchhausen die Regeln so ändern ließ, dass der jeweilige Etappenletzte automatisch ab der nächsten Etappe nicht mehr starten durfte. Trotz der "Lex Schönbacher" schaffte es der Steirer mit Ausdauer und Hirn auch 1980 nach der letzten Tour-Etappe begehrter Letzter zu sein.
Bei einer Trainingsfahrt in Melbourne rammte ihn 1985 ein Auto, Schönbacher lag sechs Wochen im Koma, verlor Geschmacks- und Geruchssinn. Nur Ersteren hat er wieder. Schönbacher, 69, kann mit geschlossenen Augen wieder steirisches Kernöl von französischem Rotwein unterscheiden.
Auf den Geschmack kam er auch als Veranstalter. In Australien organisiert er Anfang November zum 28. Mal die Crocodile-Trophy für Mountainbiker. Zu selber Zeit sollte der Osttiroler Gall in der Skeptiker-Hochburg Wien bei der TV-Gala als Sportler des Jahres geehrt werden.
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