Das liegt in der Natur der Sache, der Osttiroler trinkt während einer Etappe jede Stunde knapp einen Liter, an heißen Tagen können’s auch mehr sein. Da ist es dann nur eine Frage der Zeit, bis man unruhig im Sattel hin- und her rutscht.
Wenn Radfahrer müssen, dann tun sie das meistens im Kollektiv. Pinkeln ist während der Tour-Etappen ein Massenphänomen, gerne stehen dann Dutzende Profis Seite an Seite am Straßenrand und verrichten ihre Geschäfte. Dabei kommt es vor allem auf den richtigen Zeitpunkt an. "Es passiert immer nur dann, wenn Ruhe im Feld ist", erklärt Gall.
Geschäftsbedingungen
Zur ersten Toilettenpause wird immer dann gerufen, wenn während einer Etappe die ersten Weichen gestellt sind. "Wenn die Fluchtgruppe steht und zwei Minuten weg ist, sich alle im Feld damit abgefunden haben, dann bleibt man kurz stehen, und jeder geht einmal aufs Klo", sagt der Osttiroler. Das Signal geht dabei meistens von den Teamkapitänen oder dem Mann im Gelben Trikot aus. "Das ist wie Stille Post. Wenn der Leader zur Seite fährt, dann weiß man, dass keiner attackiert", berichtet der 25-jährige Tour-Neuling aus Nußdorf-Debant.
Geht’s beim ersten Stopp noch gesittet und gemütlich zu, so herrscht dann mit Fortdauer des Rennens das Motto: Gut Ding braucht Eile. "In der ersten Rennphase kann man problemlos stehen bleiben. Später versucht man dann vom Rad zu pinkeln. Dadurch spart man sich Energie und Zeit", verrät Gall.
Das ist leichter gesagt als getan. Und wenn dann ein Radfahrer vielleicht auch noch unter Verdauungsproblemen leidet, dann wird’s kritisch. Der Niederländer Tom Dumoulin kann davon ein Klage-Lied singen. Beim Giro d’Italia 2017 stoppte Dumoulin als Gesamtführender vor dem Schlussanstieg, zog sich Helm und Trikot aus, die Hose runter und verschwand im Straßengraben.
Es sei so dringend nötig gewesen, dass er nicht mehr warten konnte, erklärte der spätere Gesamtsieger. Gall war noch nie in so einer Situation. "Das kann vorkommen. Aber du kommst eh nicht aus. Dann musst du halt das Beste draus machen."
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