Nach Schauer-Aus kommt turbulenter OSV-Verbandstag

Nach Schauer-Aus kommt turbulenter OSV-Verbandstag
Die Jukic-Berufung, die Salzburg-Ausschlüsse, sowie Finanzfragen sorgen für Zündstoff.

Dem österreichischen Schwimmsport steht ein turbulenter Verbandstag bevor, am Samstag ab 10.00 Uhr in der Linzer Voestalpine Stahlwelt wird es sicher keine der sonst üblichen trockenen Sitzungen geben. Nach dem Rücktritt von Paul Schauer am Donnerstag als OSV-Präsident wird der Chefsessel neu besetzt, Kandidat dafür ist der Wiener Agenturinhaber David Ungar-Klein.

Zudem geht es um die Berufung gegen die Sperre von Dinko Jukic. Und im Hintergrund sorgen weitere Themen für Brisanz.

Schauer war mehr als acht Jahre bzw. über zwei Amtszeiten Präsident, ehe er zwei Tage vor seinem geplant gewesenen Wiederantritt seinen Hut nahm. Der 65-Jährige war zuletzt von mehreren Seiten unter Beschuss geraten. Am heftigsten attackierte ihn Dinko Jukic. Der Olympia-Vierte hatte Schauer zu Beginn der Olympischen Spiele in London noch von seiner Kritik ausgenommen, sich dann aber ganz auf ihn eingeschossen. Am Ende galt für ihn nur noch das Motto "Er oder ich."

Berufung

Das für die Wiederwahl angedrohte Karriere-Ende von Jukic ist mit Schauers Abtritt vom Tisch, doch die einjährige Sperre des 23-Jährigen ist aufrecht. Diese wurde für Österreichs derzeit erfolgreichsten Schwimmer am 29. August vom OSV-Verbandsgericht verlautbart, zehn Monate davon gelten unbedingt. Doch Jukic-Anwalt Thomas Krankl hat inzwischen reagiert. "Wir haben am Montag eine `Anrufung des Verbandstages` vorgenommen", erklärte der Jurist der APA - Austria Presse Agentur.

Diese Berufung wird nun beim Verbandstag behandelt. Jukic hielt es am Donnerstag für nicht vorrangig wichtig, dass er in Linz dabei sei, hat sich diesbezüglich noch nicht entschieden. Bei der ursprünglichen, für 23. August angesetzten Sitzung des OSV-Verbandsgerichts hatte Jukic gefehlt, da er die Zusammensetzung der dreiköpfigen Jury nicht anerkannt hatte. Krankl wird in Linz auf jeden Fall anwesend sein, schon allein für seinen Verein "Vienna Oldies" - eine Gruppe älterer Aktiver.

Der ehemalige Leistungsschwimmer bringt für diesen Verein eine Stimme mit in den Verbandstag ein, die Stimmen-Maximalzahl für einen Verein liegt bei fünf. Ausschlaggebend für die Stimmen-Anzahl ist die Anzahl der aktiven Mitglieder eines Vereins. Aktiv ist ein Schwimmer, wenn er zumindest an zwei Tagen im Jahr an Wettkämpfen teilgenommen hat. Die Vereinsvertreter stimmen nun mit der Summe ihrer Stimmen über die Jukic-Sperre ab, die einfache Mehrheit entscheidet.

Die Jukic-Entscheidung wird gegen Ende des Verbandstages nach der Wahl des neuen Vorstands fallen. Krankl hält es für möglich, dass der - neue - Vorstand selbst in dieser Causa ein Zeichen setzen könnte. "Wenn der Verbandstag den Sport fördern will, dann hat er nun die Gelegenheit dazu", meinte der Jurist. "Wenn er das nicht tut, kann es teuer werden." Krankl meint damit die Klage, deren Einbringung er für den Fall der Aufrechterhaltung der Jukic-Sperre vorgesehen hat.

Ausgeschlossen

Nicht stimmberechtigt sind beim Verbandstag acht Salzburger Vereine, denn sie wurden vom OSV Ende Jänner mit dem Salzburger Landesverband ausgeschlossen. Begründet wurde das vom OSV damit, dass beobachtende OSV-Organe bei Schwimm-Meetings Ende 2011 am 10. und 23. Dezember in Rif sowie am 12. Dezember in Altenmarkt schwerste Mängel im Sinne der Wettkampfbestimmungen festgestellt hätten. Die drastische Reaktion war der Ausschluss des gesamten Landesverbandes.

Die Anwälte haben für den Landesverband bzw. die acht Vereine beim OSV schon im Februar um eine genaue Begründung für die Ausschlüsse bzw. um die Einsetzung - wie im Fall Jukic - des unabhängigen OSV-Verbandsgerichts gebeten, da im OSV-Ausschlussschreiben kein einziger konkreter Sachverhalt dargestellt worden sei. Da vom OSV länger als sechs Monate keine Reaktion gekommen sei, haben die Anwälte wie im Vereinsgesetz vorgesehen den Gerichtsweg eingeschlagen.

Der Salzburger Andreas Schöppe brachte die Klagen für die Vereine am 7. September beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen ein. Die finanzielle Forderung pro Verein beläuft sich auf 11.000 Euro. Ab Zustellung der Klagschreiben hat der OSV vier Wochen Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Die Klage gegen den OSV für den ausgeschlossenen Landesverband - für den vom OSV ein Ersatzverband installiert wurde - ist hingegen entgegen ursprünglicher Absicht noch nicht eingebracht worden.

Schneeberger nimmt Abstand

Christian Schneeberger als betroffener Salzburger Landesverbandspräsident hat diesbezüglich nach dem Rücktritt Schauers entschieden, den Verbandstag noch abwarten zu wollen. Krankl hat die Klage zwar absendebereit, wartet aber auf Schneebergers Geheiß noch ab. Der wiederum kandidiert anders als 2008 nicht für das OSV-Präsidentenamt. "Das Kalkül des Verbandes mit den Angriffen gegen mich ist aufgegangen", begründete Schneeberger seinen Abstand von einer Kandidatur.

Schauer wird nach seinem Rücktritt natürlich nicht beim Verbandstag dabei sein. Seine Funktion als Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) ist vom Rücktritt aber nicht betroffen, da diese nicht an jene des OSV-Chefs gekoppelt ist. Kandidaten für den ÖOC-Vorstand müssen von einem Fach- oder Dachverband nominiert werden. Nach den ÖOC-Vorstandswahlen am 6. November wird es nun jedenfalls sicher zumindest einen neuen Vizepräsidenten im ÖOC geben.

"Zum Wohle des Sports"

Den Verbandstagsvorsitz wird Peter Putzgruber übernehmen, einer von drei Vizepräsidenten. Auch Helmut Tröbitsch ist noch im Amt, Helmut Gruber wegen - seiner Meinung nach - OSV-Zögerlichkeiten im Vorgehen gegen Jukic nicht mehr. "Der geschäftsführende Vorstand wird für eine ordentliche und korrekte Abwicklung Sorge tragen und ist bemüht, anstelle emotionaler Diskussionen, Sachlichkeit und Objektivität zum Wohle des Sports walten zu lassen", hieß es in einer OSV-Aussendung.

Ein Kandidat

Außer Ungar-Klein hat bis Freitagmittag niemand für das Amt des OSV-Präsidenten kandidiert, Wahlvorschläge sind bis zur Wahl einzubringen. Die Finanzgebarung des OSV betreffend soll am Verbandstag OSV-Finanzreferent Walter Benesch Klarheit schaffen. Fragen dazu wurden zuletzt aufgrund von KURIER-Berichten aufgeworfen, wonach 1990 der Verein "Pool des OSV" gegründet worden sei und dieser wiederum 2005 die Gesellschaft "Pool des OSV GmbH" gegründet habe.

Kommentare