Zukunft geklärt: Vettel fährt künftig für Aston Martin

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Nach seinem angekündigten Abschied bei Ferrari herrscht endlich Klarheit: Vettel wechselt 2021 zu Aston Martin (noch Racing Point).

Sebastian Vettel setzt seine Formel-1-Karriere nach der Ausmusterung bei Ferrari im neuen englischen Aston-Martin-Team fort. Der viermalige Weltmeister unterschrieb beim designierten Nachfolge-Rennstall von Racing Point einen Vertrag über das Jahr 2021 hinaus. Das teilte Racing Point am Donnerstag kurz vor dem Großen Preis der Toskana mit und beendete so die monatelangen Spekulationen um die sportliche Zukunft des 33-Jährigen.

Vettel erhält künftig das Cockpit von Sergio Perez. Der Mexikaner hatte erst am Mittwochabend seinen Abschied zum Jahresende verkündet.

"Es ist ein neues Abenteuer für mich mit einem wahrhaft legendären Autobauer", wurde Vettel zitiert. Statt seine Karriere frühzeitig zu beenden, geht es für ihn nach sechs Jahren bei Ferrari doch noch in der Motorsport-Königsklasse weiter. Der Routinier muss die Scuderia Ende 2020 ohne den ersehnten WM-Titel verlassen.

 

Ich trage noch so viel Liebe für die Formel 1 in mir, und meine einzige Motivation ist es, an der Spitze des Feldes zu fahren.

von Sebastian Vettel

über seine Zukunft bei Aston Martin

Über Vettels Wechsel zu Aston Martin und die Fortsetzung der Formel-1-Karriere des Deutschen freut sich auch sein langjähriger Arbeitgeber Ferrari. "Glücklich zu wissen, dass du auch nächstes Jahr dabei bist!", teilte die Scuderia am Donnerstag mit.

Das Idol Michael Schumacher

Vergeblich versuchte er seinem Kindheitsidol Michael Schumacher nachzueifern und gibt seinen Wechsel nun ausgerechnet vor Ferraris 1000. Grand-Prix in Italien am Sonntag bekannt. Gerüchte über das Anbandeln mit dem Team aus Silverstone hatten sich im Umfeld der Rennserie zuletzt hartnäckig gehalten.

Michael Schumacher und Sebastian Vettel

Weiter angefacht wurden sie, als Perez selbst bekanntgab, dass er den Rennstall nach sieben Jahren verlassen wird. Eigentlich hätte der 30-Jährige aus Guadalajara noch einen Vertrag über den Jahreswechsel hinaus besessen. Es war aber schon länger angenommen worden, dass Perez gehen muss, um ab 2021 für einen Piloten mit ganz großem Namen Platz zu machen: nämlich Vettel. "Ich kann mir keinen besseren Fahrer vorstellen, der uns auf dem Weg in diese neue Ära helfen könnte", sagte Teamchef Otmar Szafnauer.

MERCEDES: Valtteri Bottas (FIN) hat einen neuen Einjahresvertrag für 2021, Weltmeister Lewis Hamilton (GBR) soll ebenfalls bleiben.

RED BULL: Der österreichische Rennstall setzt bis 2023 auf Max Verstappen (NED). Alex Albon (THA) muss um die Weiterbeschäftigung zittern.

MCLAREN: Für Carlos Sainz (ESP/zu Ferrari) übernimmt Daniel Ricciardo (AUS/noch bei Renault), Lando Norris (GBR) steht schon länger sicher fest.

FERRARI: Charles Leclerc (MON) genießt bis Ende 2024 das Vertrauen. Carlos Sainz löst Sebastian Vettel (GER) ab, der Vertrag läuft bis 2022.

ASTON MARTIN (aktuell noch RACING POINT): Sebastian Vettel ersetzt Sergio Perez (MEX), Lance Stroll (CAN) ist als Sohn des Team-Miteigentümers auch für 2021 gesetzt.

RENAULT: Für die "nächsten Saisonen" kehrt Fernando Alonso (ESP) zurück, er übernimmt von Daniel Ricciardo. Esteban Ocon (FRA) bleibt bei Renault.

ALPHATAURI: Pierre Gasly (FRA) hat sich mit seinem Monza-Sieg stark empfohlen, Daniil Kwjat (RUS) ist bei den "kleinen Bullen" schwer unter Druck.

ALFA ROMEO: Kimi Räikkönens (FIN) Vertrag läuft aus, Antonio Giovinazzi (ITA) muss kämpfen, möglicherweise eine Chance für Perez.

HAAS: Das US-Team setzt schon seit 2017 auf Romain Grosjean (FRA) und Kevin Magnussen (DEN). Ihre Zukunft ist aber ungewiss.

WILLIAMS: Talent George Russell (GBR) hat noch für 2021 einen Vertrag, Nicholas Latifi (CAN) darf sich ebenfalls ein weiteres Jahr versuchen.

Ferrari hatte Mitte Mai verkündet, dass Vettel ab dem nächsten Jahr vom Spanier Carlos Sainz Junior ersetzt wird. Seitdem führte der 53-malige Grand-Prix-Gewinner, der seit fast einem Jahr auf ein Erfolgserlebnis wartet, Gespräche über ein mögliches neues Engagement. Auch ein frühzeitiger Rücktritt war immer wieder ein Thema. Dauerweltmeister Mercedes winkte mit Hinweis auf sein Fahrerduo Lewis Hamilton/Valtteri Bottas ab, Red Bull setzt voll auf den Niederländer Max Verstappen und Renault holte lieber den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso aus Spanien zurück.

Hoffnung auf vordere Plätze

Für Aston Martin ist Vettel nun der ersehnte Top-Mann. Die Briten wollen die Spitze angreifen und setzen voll auf die Erfahrung und den weiter vorhandenen Siegeshunger des Deutschen. Seine außergewöhnliche Formel-1-Laufbahn hatte Vettel 2007 als Ersatzfahrer im BMW-Sauber begonnen. 2008 fuhr er im unterlegenen Toro Rosso im Regen von Monza als damals jüngster Sieger der Geschichte durchs Ziel. Im Red Bull wurde er dann 2010 der jüngste Champion und gewann auch in den drei folgenden Jahren den Titel. Doch die großen Hoffnungen auf weitere Triumphe nach seinem Wechsel zu Ferrari 2015 erfüllten sich nicht.

Bei Aston Martin könnte er im Gegensatz zum lahmenden Ferrari in diesem Jahr jedoch 2021 wieder um vordere Plätze mitfahren. Die vergangenen Monate waren für Vettel eine einzige Enttäuschung. Nicht nur, dass er in diesem Jahr weder gewinnen konnte noch einen Podestplatz belegte, im SF1000 musste er außerhalb der Punkteränge Positionskämpfe führen oder sah wie zuletzt in Monza wegen eines Defekts gar nicht erst die Zielflagge. Mit gerade 16 WM-Punkten ist er in der Gesamtwertung 13. und hat keine realistische Chance mehr auf den Titel.

Bei Aston Martin, das auch weiterhin mit Mercedes zusammenarbeiten wird, soll das alles anders werden. Vettel fährt dort künftig an der Seite von Lance Stroll. Der Sohn des kanadischen Milliardärs und Miteigentümers Lawrence Stroll hat seinen Platz sicher und wird künftig eher in Vettels Schatten stehen. Zuletzt überzeugte der 21-Jährige aber auf der Strecke und wurde in Monza Dritter.

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