Vettel jagt in Hockenheim einen doppelten Sieg

AUTO-PRIX-F1-GBR
In seiner Heimat hat der Ferrari-Star seinen ersten Sieg in Hockenheim im Visier - und einen weiteren Schlag gegen Hamilton.

Ferrari-Star Sebastian Vettel will am Sonntag (Start: 15.10 Uhr/live ORF eins) im vorerst letzten Formel-1-Grand-Prix von Deutschland mit Unterstützung seiner Fans endlich den Hockenheim-Fluch beenden. Mit dem so ersehnten ersten Triumph auf dem 4,574 km langen Kurs in Nordbaden würde der Deutsche zudem Mercedes-Toppilot Lewis Hamilton im WM-Duell den nächsten Rückschlag versetzen.

"Der Sieg steht noch aus. Vielleicht können wir es dieses Jahr nachholen", sagte Vettel nach bisher fünf vergeblichen Anläufen in Hockenheim vor dem elften Saisonlauf. "Dadurch, dass so viele Freunde und Familie da sein werden, ist es etwas ganz Besonderes." Ein dritter Platz 2010 im Red Bull war dort sein bisher einziger Podestplatz.

Ob der 31-Jährige überhaupt noch einmal die Gelegenheit bekommt, nur knapp 50 Kilometer von seiner hessischen Geburtsstadt Heppenheim auf dem Hockenheimring einen Grand Prix zu gewinnen, ist völlig offen. Nach dem Grand Prix an diesem Wochenende läuft der Vertrag mit der nordbadischen Rennstrecke aus. 2019 gibt es dort kein Rennen, das ist bereits klar. Ob es 2020 wieder weitergeht, ist mehr als fraglich. Die Hockenheim-Verantwortlichen sind nicht bereit, noch mehr Geld zu bezahlen, und wollen nur noch weitermachen, ohne irgendein Risiko zu tragen.

Nackenschmerzen auskuriert

Die ohnehin nur noch auf ein Duo - Vettel und Renault-Pilot Nico Hülkenberg - geschrumpfte, kleinste deutsche Fahrerfraktion seit 1996, darf sich aber auf die beste Kulisse seit zwölf Jahren freuen, als Rekordweltmeister Michael Schumacher die Massen vornehmlich mit roten Ferrari-Kappen noch an die Strecke lockte. Den angekündigten 70.000 Zuschauern will Vettel den Heimsieg schenken und damit seinen aktuellen Vorsprung von acht Punkten auf Hamilton weiter ausbauen.

Die Nackenschmerzen von Silverstone sind auch weg. Vettel ist bereit und willens, Hamilton nach der für den Briten besonders schmerzvollen Niederlage in dessen Heimrennen nun den nächsten Dämpfer zu versetzen. Es sei zwar nicht einfach, das Auto für den Hockenheimring richtig hinzubekommen. "Aber wir setzen alles dran, dass uns das dieses Jahr gelingt und dass wir von Anfang an gut in den Rhythmus kommen, was in Hockenheim wichtig ist", sagte Vettel und schwärmte schon vom legendären letzten Streckenabschnitt. "Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man ins Motodrom fährt", betonte der Hesse und hofft auf "viele Flaggen und Leute in Rot, die uns auch noch ein bisschen Aufwind gegen können".

Allerdings dürfte mancherorts vor allem Orange statt Rot, geschweige denn Silber vorherrschen - aus den Niederlanden werden zig Tausende Anhänger von Red-Bull-Jungstar Max Verstappen erwartet. Und nach seinem Sieg in Österreich dürfte der 20-Jährige auch in Deutschland nicht nur auf seine Chance lauern, sondern sie ebenso wie der australische WM-Vierte und bisher zweifache Saisonsieger Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull offensiv suchen. Vor zwei Jahren belegten sie die Plätze zwei (Ricciardo) und drei (Verstappen) hinter Hamilton.

Hamilton will Revanche

Diesen Sieg will der Engländer nun wiederholen und sich bei Vettel für die Heimniederlage vor zwei Wochen revanchieren. Die Vorwürfe und Unterstellungen in Richtung Ferrari, nachdem er in Silverstone zu Beginn vom finnischen Routinier Kimi Räikkönen im zweiten Boliden der Scuderia touchiert worden war, bezeichnete Hamilton tags drauf zwar selbst als "dummen Mist".

Doch auch Teamchef Toto Wolff hatte die Diskussionen angeheizt, nachdem Vettel in Frankreich Mercedes-Pilot Valtteri Bottas von der Strecke bugsiert hatte. Absicht oder Unvermögen, hatte Wolff gefragt. Nun will der Wiener sein Mercedes-Team nach nur einem Sieg aus den vergangenen fünf Rennen beim Heim-Grand-Prix aus dem Ergebnis- und Formtief führen und Vettels Siegsehnsucht zumindest in Sachen Hockenheim auf unbestimmte Zeit verlängern.

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