„Vettel ist mit Passion bei der Sache, das ist seine Stärke“
Der Ärger bei Sebastian Vettel war groß, die Schuld nahm er auf sich: In Le Castellet hatte der Ferrari-Star am Sonntag beim Start den Mercedes von Valtteri Bottas weggeräumt. Vorbei war die Chance auf den Sieg, weg die WM-Führung. Doch die Formel-1-Jagd quer durch Europa geht rasant weiter. Am Sonntag hat Vettel in Spielberg die Chance, alles besser zu machen (Start 15.10 Uhr/live ORFeins, RTL). „Wir müssen uns darauf konzentrieren, den Rückstand wieder aufzuholen“, forderte Vettels Teamchef Maurizio Arrivabene. 14 Punkte Vorsprung hat Lewis Hamilton. Ferrari kann heuer mit Mercedes mithalten, aber viele Fehler wird sich Vettel nicht erlauben können.
Entscheidende Wochen im Duell um die WM-Krone stehen bevor bis zur Sommerpause mit den Rennen in Österreich, Großbritannien (8. Juli), Deutschland (22. Juli) und Ungarn (29. Juli).
Der Hochgeschwindigkeitskurs in der Steiermark war seit der Rückkehr der Formel 1 2014 immer eine Sache für die Fahrer mit dem Stern. Zwei Mal gewann Nico Rosberg, je ein Mal siegten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. „Österreich war für uns immer eine ordentliche Strecke“, sagt Hamilton. „Und ich sehe keinen Grund, warum es nun anders sein sollte.“ Der Sieg zuletzt in Frankreich stärkt Hamiltons Zuversicht. Außerdem sind da noch die zehn Mehr-PS, die Mercedes beim Antrieb gefunden hat.
Mercedes gestärkt
Mit fast einer Stunde Verspätung kam gestern Toto Wolff nach Spielberg, der Mercedes-Motorsportchef. „Ich bin auf der Fahrt immer wieder hinter Lkws stecken geblieben“, erzählt er im Motorhome von Mercedes. Dass sein Starpilot am Sonntag ähnlich aufgehalten werden könnte, befürchtet er nicht: „Die letzten Jahre war das hier immer ein gutes Pflaster. Außerdem haben wir ein substanzielles Aero-Update ans Auto gebracht. Die Formel 1 ist ein Entwicklungswettbewerb.“
Allerdings sei es in den letzten Monaten extrem eng geworden an der Spitze der Formel 1. Wolff schätzt die Situation so ein: „Dass wir der Favorit sind, gilt in diesem Jahr nicht mehr. Ferrari ist immer näher gerückt. Bei der Motorleistung sind wir mit Ferrari ungefähr gleichauf. Aber in der mittleren Beschleunigungsphase ist Ferrari schneller.“
Wolff ist zudem voll bewusst, dass die Scuderia einen der wenigen Ausnahmekönner am Lenkrad sitzen hat: „Vettel ist mit Passion bei der Sache, das ist seine Stärke.“
Der Vertrag mit seinem Topstar läuft Ende des Jahres aus. Dass Hamilton beim Team bleiben wird, sei ohne Zweifel. Wolff: „Lewis ist ein Teil unserer Markenerneuerung geworden. Er ist cool, er ist mittendrin in Social Media. Er ist anders und schrill.“ Hat ihm das Team also einen neuen 45-Millionen-Euro-Rekordvertrag vorgelegt, wie in englischen Medien gemutmaßt wird? „Nein. Aber er ist Weltmeister, und es ist ein guter Vertrag. Wir sind in unseren Verhandlungen in einer fortgeschrittenen Phase.“
Zu klären seien nur noch Vertragsdetails, wie etwa die Anzahl der PR-Termine, die Lewis Hamilton im Jahr absolvieren müsste. Außerdem: „Verträge sind so komplex geworden ... Wir waren zuletzt so tief im Tagesgeschäft drinnen. Wir hatten einfach keine Zeit, um uns einmal in Ruhe hinzusetzen.“
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