Krimi in Ungarn: Hamilton entreißt Verstappen noch den Sieg

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Der WM-Leader sicherte sich in der Schlussphase des Rennens den 81. Sieg seiner Karriere.

Mit einem unfassbaren Schlussspurt hat Lewis Hamilton die nächste Sieg-Gala von Max Verstappen in der Formel 1 verhindert. Der Brite holte am Ende des Großen Preises von Ungarn am Sonntag in einem nervenaufreibenden Duell knapp 20 Sekunden Rückstand auf und entriss dem Niederländer im Red Bull noch Platz eins in Budapest. "Ich bin so dankbar für diesen Tag", sagte der 34 Jahre alte Brite nach seiner brillanten Aufholjagd am Ende des Rennens

In der 67. Runde zog der fünfmalige Weltmeister im Mercedes an dem verzweifelt kämpfenden Verstappen vorbei, sein achter Saisonsieg war dank kluger Reifenstrategie perfekt. Abgeschlagen Dritter wurde Sebastian Vettel, der auf den letzten Kilometern immerhin noch seinen Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc vom Podium verdrängte. "Wir konnten das ganze Wochenende nicht mit den anderen mithalten. Es ist vielleicht ganz gut, dass jetzt die Pause kommt. Wir müssen stärker werden", sagte Vettel.

Krimi in Ungarn: Hamilton entreißt Verstappen noch den Sieg

Im WM-Klassement aber baute Hamilton seinen Vorsprung auf die längst distanzierten Herausforderer weiter aus. Mit nun 250 Punkten geht der Brite mit 62 Punkten Abstand auf seinen Teamkollegen Valtteri Bottas in die vierwöchige Sommerpause, der Finne wurde nach einer Startkollision nur Achter. Verstappen, der nach der ersten Pole Position seiner Karriere den dritten Sieg in vier Rennen knapp verpasste, liegt 70 Zähler zurück. "Es war leider nicht genug“, sagte Verstappen.Vettel fehlen bereits satte 94 Punkte auf Titelverteidiger Hamilton.

  1. Lewis Hamilton (Großbritannien) - Mercedes 1:35:03,796 Std.
  2. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull +17,796 Sek.
  3. Sebastian Vettel (Deutschland) - Ferrari +1:01,433 Min.
  4. Charles Leclerc (Monaco) - Ferrari +1:05,250
  5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) - McLaren + 1 Rd.
  6. Pierre Gasly (Frankreich) - Red Bull + 1 Rd.
  7. Kimi Räikkönen (Finnland) - Alfa Romeo + 1 Rd.
  8. Valtteri Bottas (Finnland) - Mercedes + 1 Rd.
  9. Lando Norris (Großbritannien) - McLaren + 1 Rd.
  10. Alexander Albon (Thailand) - Toro Rosso + 1 Rd.
  11. Sergio Perez (Mexiko) - Racing Point + 1 Rd.
  12. Nico Hülkenberg (Emmerich) - Renault + 1 Rd.
  13. Kevin Magnussen (Dänemark) - Haas + 1 Rd.
  14. Daniel Ricciardo (Australien) - Renault + 1 Rd.
  15. Daniil Kwjat (Russland) - Toro Rosso + 2 Rd.
  16. George Russell (Großbritannien) - Williams + 2 Rd.
  17. Lance Stroll (Kanada) - Racing Point + 2 Rd.
  18. Antonio Giovinazzi (Italien) - Alfa Romeo + 2 Rd.
  19. Robert Kubica (Polen) - Williams + 3 Rd.

Ausfall: Romain Grosjean (Frankreich) - Haas (50. Rd.)

Pech für Bottas

Nach zuletzt drei packenden Darbietungen bekamen die Fans auch in der Puszta einen Thriller im letzten Rennen vor der Pause geboten. Zuletzt hatte die Rennserie in Hockenheim einen Regen-Klassiker aufgeführt, in dem Verstappen furios zum Sieg raste und Vettel von Startplatz 20 noch auf Rang zwei gefahren war. Diesen Schwung wollten beide auch in Ungarn nutzen. Dagegen hatte Mercedes nach dem Desaster beim Heimrennen mit Platz neun für Hamilton und dem Unfall-Aus von Bottas einiges gutzumachen.

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Doch schon kurz nach dem Start gab es den nächsten Nackenschlag für die Silberpfeile. Im Kampf um Platz zwei hinter Polesetter Verstappen zwängte sich Hamilton knallhart an Teamkollege Bottas vorbei, es kam zur kurzen Berührung beider Autos. Kurz darauf touchierte auch Ferrari-Jungstar Leclerc beim Überholmanöver den Frontflügel am Mercedes des Finnen, Teile splitterten. Die Rennleitung sah jedoch keinen Grund zum Eingreifen.

Bottas musste danach auch Vettel vorbeiziehen lassen und kam nach fünf Runden zum ungeplanten Boxenstopp. Mit neuer Nase am Auto kehrte der 29-Jährige als Letzter zurück auf die Strecke. Ein bitterer Auftakt für den Mann aus Nastola, über dessen Zukunft die Teamführung bis Ende August entscheiden will.

Ferrari weit zurück

An der Spitze entwickelte sich derweil ein Duell zwischen Verstappen und Hamilton, die sich mit eine Serie schneller Runden von den beiden Ferrari-Verfolgern absetzten. Der Rückstand von Leclerc und Vettel wuchs von Runde zu Runde. „Wir gehen mit beiden Autos auf Plan B“, funkte der Kommandostand der Scuderia an Vettel. Auf der kurvigen Strecke konnten die Ferrari einmal mehr ihren PS-Vorteil nicht ausspielen und verloren das Spitzenduo schnell aus den Augen. Bis zum Schluss

Zwischen Verstappen und Hamilton wurde es indes zunehmend enger. Der Brite kam bis auf eine Sekunde an den führenden Red-Bull-Piloten heran. Verstappen ließ die Box zunehmend drängender von seinen Reifensorgen wissen: „Ich sag es nochmal, ich verliere Haftung.“

Nur waren die Taktiker gefragt. Mercedes zögerte den Stopp von Hamilton hinaus, Verstappen kam nach 25 Runden für frische Gummiwalzen an die Garage. Nun führte Hamilton, doch auf den alten Reifen konnte er nicht genügend Vorsprung für seinen Stopp herausfahren. „Ich kann nicht schneller, Mann“, ließ der fünfmalige Weltmeister seinen Renningenieur wissen.

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Taktik-Kniff von Mercedes

Als Hamilton nach 32 Runden dann auch an die Box fuhr und seine Mechaniker nicht so schnell arbeiteten wie gewohnt, war Verstappen wieder vorn. Mit Wut im Bauch fuhr Hamilton die Lücke erstaunlich schnell wieder zu. In Runde 39 griff der Titelverteidiger an, war sogar kurz vorbei, geriet dann aber neben die Strecke. „Was kann ich noch machen?“, fragte Hamilton verärgert. Seine Jagd ging weiter.

Die Mercedes-Strategen griffen zu einem Taktik-Kniff, beorderten den Champion noch einmal an die Box für frische Reifen. Die Hoffnung: Hamilton würde so am Ende des Rennens wieder hinter Verstappen auftauchen - und mit dem Reifenvorteil vorbeiziehen. Und diese Idee zündete. Hamilton holte rasant auf, Verstappen konnte nicht mehr kontern und musste sich am Ende geschlagen geben.

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