Wolff schmunzelt bei solchen Formulierungen. Es geht darum, wie man eine Organisation von rund 2.000 Menschen, viele davon Koryphäen in einem sehr speziellen Gebiet, in dem hochkompetitiven Feld der Formel 1 zum Sieger macht. Was nur, wenn das Toto Wolff gar nicht mehr so wirklich weiß?
Lediglich eines der jüngsten 29 Rennen haben die Mercedes-Piloten gewonnen, nachdem man davor unter Wolffs Führung, von 2014 bis 2021, 111 von 160 Grands Prix als Erster absolviert hatte. Acht WM-Titel in Folge bei den Konstrukteuren bedeuten eine Marke, die womöglich nie wieder erreicht werden wird.
Es war eine Zeit, in der der Erfolg das Team und Wolff selbst unantastbar machten. Der smarte Quereinsteiger und Mitbesitzer der Silberpfeile (30 Prozent) galt als Heilsbringer und Lichtgestalt einer zuvor angestaubten und konservativ geführten Sportserie.
Er sprach bald an der Wall Street über sein Investment, das mithalf, zum Milliardär zu werden. Als die Formel 1 einen neuen Geschäftsführer suchte, befand er sich urplötzlich in der Poleposition.
Er lehnte dankend ab und erwähnte fast schon nebenbei, vielleicht schon bald den schnellsten Kreisverkehr der Welt zu verlassen. Tatsächlich spielte er während der Corona-Saison 2020, am absoluten Höhepunkt, mit dem Gedanken, die tägliche Arbeit an der Rennstrecke hinter sich zu lassen.
Viele hielten das damals für Koketterie. Doch gerade seine Offenheit im oft groß wirkenden, aber in Wahrheit sehr engen Formel-1-Kosmos war es, die Wolff unterscheidbar machte. Dass er öffentlich machte, seit Jahren psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, brachte den Pedanten viele Sympathien ein.
Und doch ist vielleicht die derzeitige Phase, sein Umgang mit der Krise, entscheidend dafür, wie die Formel-1-Karriere des Österreichers historisiert werden wird.
Erzfeind Horner als Beispiel
Dass ausgerechnet sein großer Widersacher und Intimfeind, Red-Bull-Teamchef Christian Horner, diese Rückkehr an die Spitze erfolgreich gemeistert hat, dürfte Wolff womöglich zusätzlich motivieren.
Wie reagiert er, der erfolgsverwöhnte Teamchef, nun auf die Fehlkonstruktion seiner Ingenieure, die 2022 dachten, mit einem Boliden ohne Seitenkästen den ganz großen Wurf gelandet zu haben? Wie argumentiert er, der Mut und Kreativität fordert und fördert, nun die Abkehr vom radikalen Konzept? „Alle wissen, dass es in erster Linie um den Erfolg des Teams geht. Niemand ist größer als das Team.“
Und Toto Wolff weiß wohl: Auch er ist es nicht.
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