MotoGP: Lorenzo als Königsfigur im Transferpoker
In den vergangenen Jahren war die Vertragslage in der MotoGP - zumindest bei den Spitzenteams - beinahe so stabil wie in der Formel 1. Die großen Vier - Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Dani Pedrosa - waren bei Yamaha respektive Honda gesetzt. Pedrosa bestreitet 2016 seine zehnte Saison für Repsol-Honda, Marquez geht in sein viertes MotoGP-Jahr. Rossi ist nach zwei Ducati-Jahren seit 2013 wieder bei Yamaha, Lorenzo fuhr in seiner seit 2008 andauernden MotoGP-Karriere nie für ein anderes Team. Aber anders als in den Vorjahren kommt 2016 Bewegung in die Werksteams.
Lorenzo kann den Stein ins Rollen bringen
Die Königsfigur im Transferpoker ist aber der amtierende Champion: Jorge Lorenzo wird hartnäckig mit Ducati in Verbindung gebracht. Der Mallorquiner hatte bereits vor dem Saisonstart in Katar einen unterschriftsreifen Yamaha-Vertrag vorliegen, er zögert bis heute. Rekordweltmeister Giacomo Agostini glaubt zu wissen, warum: "Ich weiß, dass Audi ihm ein super Angebot gemacht hat", so Agostini gegenüber quotidiano.net.
Sicher ist aber auch: Bisher hatte man bei Ducati das Luxus-Problem, mit Andrea Dovizioso und Andrea Iannone zwei absolut gleichwertige Piloten unter Vertrag zu haben. Iannone galt als die Zukunft der Roten, Dovizioso wurde schon im vergangenen Sommer das Karriereende auf den Leib geschrieben. Nun haben sich die Vorzeichen jedoch geändert. Iannone ist in den letzten sechs Rennen nur einmal ins Ziel gekommen, in dieser Saison stehen für ihn zwei - noch dazu vollkommen unnötige - Ausfälle zu Buche.
Ducati als ultimative Herausforderung
Schlimmer noch: In Argentinien räumte Iannone im Kampf um Platz zwei in der vorletzten Kurve seinen Teamkollegen ab und fiel aus, Dovizioso schob sein Motorrad noch als 13. über die Ziellinie. Bei Ducati fährt Iannone ab sofort um seinen Vertrag. Ducati-Rennsportchef Gigi Dall'Igna verlangt Ergebnisse - die Lücke zu Honda und Yamaha ist geschlossen, Ausreden gibt es keine mehr.
Für Lorenzo wird Ducati immer reizvoller. Mit Yamaha hat er drei Titel gewonnen, im Stallduell mit Valentino Rossi gibt es trotzdem keine Nummer 1. Das wäre bei Ducati wohl anders. Zudem ist das Verhältnis zwischen Lorenzo und Rossi seit dem Saisonfinale 2016 höchst angespannt, Erinnerungen an die Trennwand in der Yamaha-Box 2010 werden wach. Und zusätzlich ist Ducati mittlerweile absolut konkurrenzfähig, hätte in dieser Saison schon drei Podestplätze anschreiben können, wäre da nicht Iannones Ausrutscher gewesen.
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