Red Bulls tickende Zeitbombe

Sebastian Vettel steht vor seinem dritten WM-Titel. Doch die Technik lässt sein Team zittern.

Einen Augenblick lang stockte den Vettel-Fans am vergangenen Sonntag der Atem: Ein Red Bull rollte am Streckenrand aus. Doch es war nicht der RB8 des WM-Führenden, sondern jener seines Teamkollegen Mark Webber. Wieder war es die Licht­maschine, die kaputtgegangen ist. Das gleiche Problem hatte Vettel heuer bereits zwei Mal um wichtige Punkte im Titelkampf gebracht.

"Eigentlich hat man geglaubt, das Lichtmaschinen-Problem sei gelöst, weil man ein paar Rennen nichts mehr davon gehört hat", sagte Ex-Formel-1-Pilot Karl Wendlinger auf ServusTV. "Dass Mark Webber jetzt damit ausscheidet, ist für alle eine Überraschung gewesen und birgt sicher viel Ungewissheit für Brasilien."

Tatsächlich hat Red Bull viel zu verlieren vor dem WM-Finale auf der Rennstrecke von Interlagos am kommenden Sonntag (17 Uhr MEZ). Bei einem Ausfall von Sebastian Vettel könnte sich Ferrari-Mann Alonso mit Rang drei im letzten Moment noch den WM-Titel schnappen. Durchaus denkbar in einer Saison wie heuer, mit so vielen Wendungen.

"Ich habe das ganze Jahr gesagt, es wird bis Brasilien offen bleiben. Leider hatte ich recht", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen in Austin (Texas) etwas unsicher und bekannte, dass ihm der neuerliche Schaden an der Lichtmaschine "schon Sorgen" mache. Technik-Direktor Adrian Newey wurde noch drastischer: "Es ist eine tickende Zeitbombe. Du weißt nicht, wann das Ding streikt."

Kein Zufall

Doch der Ausfall von Webber in Australien scheint vermeidbar gewesen zu sein. Die Lichtmaschine wird von Motorenpartner Renault bereitgestellt, der sie gemeinsam mit der Firma Magneti Marelli entwickelt. Alle anderen Renault-Kundenteams hatten in Austin bereits eine neu entwickelte Version am Start – nur Red Bull entschied sich gemeinsam mit Renault bewusst für das alte Bauteil.

Ein Risiko, das man im WM-Finale wohl nicht mehr eingehen wird. "Es ist ganz einfach, wir nehmen die neue Version", sagte Renault-Einsatzleiter Remi Taffin gegenüber Autosport. "Wir haben 2000 Kilometer auf dem Prüfstand abgespult. Mehr können wir nicht unternehmen, bevor wir etwas in ein Auto einbauen."

Ob es gereicht hat, wird sich am Sonntag weisen.

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