Was ist mit der Rippe passiert?
Die habe ich mir am zweiten Tag angeknackst. Jeder, der das kennt, weiß: Das tut einfach scheiße weh.
Wie oft sind Sie in diesen zwölf Tagen gestürzt?
In der ersten Woche bin ich leider oft geflogen, sicher zehn Mal. In der zweiten Woche bin nur ein Mal umgekugelt. Ich habe da viel richtig gemacht, taktiert, um auch ins Ziel zu kommen. Das war oberste Priorität. Aber in der ersten Woche hat es mich einmal in einem Schott mit 135 km/h zerrissen. Danach bin ich aufgestanden und habe geschaut, ob noch alles dran ist. Das ist so schnell gekommen, brutal. Die restlichen 500 Kilometer der Etappe bin ich mit einem verbogenen Lenker gefahren. Echt hart!
In der Malle-Moto-Wertung waren Sie auf sich alleine gestellt. Was bedeutet das im Vergleich zu einem Werksfahrer?
Ganz einfach: Ich habe gar nichts und der Werksfahrer hat alles. Ich stehe in der Früh auf, muss mein Zelt abbauen, auf dem vielleicht sogar Raureif ist. Dann lasse ich die Matratze aus, packe meine Sachen und liefere das Gepäck ab, damit es zum nächsten Etappenziel gebracht wird. Dann muss ich durch die Kälte zum Frühstückszelt gehen. Die Werksfahrer haben ihre Wohnmobile mit Standheizung und warmer Dusche. Die müssen das Wohnmobil bis zur Abfahrt nicht verlassen.
Und am Ende einer Etappe?
Wenn wir ins Ziel kommen, kommt das Motorrad auf eine Matte, es gibt Werkzeug und Ersatzteile, aber ich muss alles selbst machen. Nur Essen, Duschen und WCs gibt es vom Veranstalter. Die Werksfahrer fahren ins Zelt rein, bekommen einen großen Applaus, ob sie gut waren, oder nicht. Sie geben ihr Bike ab und lassen sich vom Physiotherapeuten wieder fit machen. Der Mechaniker macht ihr Bike frisch, wechselt jeden Tag die Bremsbeläge, die Kupplung und die Reifen. Ich bin die Dakar mit vier Hinterreifen gefahren, ein Werksfahrer mit 13.
Zu wie vielen Stunden Schlaf kommt man da pro Nacht?
Ich bin ein schneller Fahrer, war früh im Ziel und bin auch früh zum Schlafen gekommen. Wenn ich mit allem fertig war, so gegen neun am Abend, habe ich mir meine Schlaftablette reingehaut und gegen 3:30 Uhr ist meistens der Wecker gegangen.
Ohne Tabletten geht es nicht?
Nicht wirklich. Man hat jeden Tag so viele Situationen, wo man sich denkt: Ui, das hätte blöd ausgehen können! Das kann der Kopf nicht verarbeiten. Einmal bin ich im Zelt gelegen und habe die Tablette nicht genommen. Da habe ich ein Szenario durchgespielt, wo es mich beinahe geschmissen hat ... Da liegt man am Abend da, zuckt am ganzen Körper und kommt nicht zur Ruhe.
Rallye-Motorradfahren ist eine der gefährlichsten Sportarten. Wie gehen Sie mit dem Gedanken an die Gefahr um?
Heuer ist ja leider auch ein Kumpel aus Spanien nach einem schweren Sturz verstorben. Aber wenn man daran denkt, ist man bei der Rallye Dakar am falschen Ort. Wenn ich in der Früh den Fuß über das Motorrad schwinge weiß ich, welches Risiko ich eingehe. Ich muss mich auf das Fahren konzentrieren, habe Spaß und freue mich, dass ich meine Leidenschaft ausleben kann. Ich glaube nicht, dass ich lebensmüde bin. Ich fühle mich erst richtig lebendig, wenn ich auf dem Bike bin. Dieses Gefühl kann mir niemand nehmen. Es macht so viel Spaß. Die Landschaft, nur ich und mein Motorrad, die endlose Wüste, die Herausforderung zu navigieren und die Ungewissheit, was auf einen zukommt. Hinter jeder Düne kann alles sein: Ein Loch, ein Kamel, ein Autowrack. Ich habe alles schon gesehen.
Was war an diesen zwölf Renntagen das Schönste?
Es gab diese Etappe über 624 Kilometer, die wir über zwei Tage absolvieren mussten. Ab Kilometer 350 war alle 40 Kilometer ein kleines Fahrerlager. Man durfte bis 16 Uhr fahren und musste dann stoppen. Ich war nur ein Lager hinter den Werksfahrern, wir waren nur zehn Personen, gemeinsam mit den Rallye-Legenden Nasser Al-Attiyah und Mattias Ekström. Das war sehr cool. Wir haben ein Zelt gehabt, einen Schlafsack und eine Essensration, sonst nichts. Keine Zahnbürste, keine Schlafmatte. Unsere Handys sind am Vorabend versiegelt worden ... Und dann sitzt man ums Lagerfeuer herum und tauscht Geschichten aus.
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Man hört heraus, Sie wollen das nächste Mal wieder dabei sein. Ist es das Ziel, Werksfahrer zu werden?
Natürlich werde ich wieder dabei sein in den nächsten Jahren. Ich habe den Willen dazu und ich will unbedingt Motorrad fahren. Werksfahrer ist das Ziel und es ist realistisch. Ich konnte zeigen, dass ich den Speed habe. In der Malle Moto kann ich nicht mehr fahren, weil ich die Wertung schon gewonnen habe. Der Start in der Malle-Moto-Wertung kostet 30.000 bis 35.000 Euro weniger, als wenn man das mit Team macht. Nächstes Jahr werde ich in der Rallye-2-Kategorie starten. Da habe ich dann Wohnmobil, Physio, Mechaniker. Da kann ich mich ausschließlich auf das Fahren konzentrieren.
Sind sie eigentlich jetzt schon Motorrad-Profi?
Nicht wirklich. Ich bin nebenbei bei einer Firma auf Montage beim Skidepot-Einbauen. Und ich liefere Pizzas.
Der schnellste Pizza-Lieferant Tirols ...
... der Welt!
Liefern Sie die Pizzas mit dem Motorrad aus?
Nein mit dem Auto. Mit einem Fiat Panda.
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