Rallye Dakar 2021: Matthias Walkner über Neues, Sinn - und Unsinn

Matthias Walkner bei der Dakar 2020
Der Salzburger Motorrad-Profi erklärt die geplanten Neuerungen beim prestigeträchtigsten Offroad-Rennen der Welt.

Am Donnerstag präsentierte Dakar-Veranstalter ASO die Neuerungen der Rallye Dakar 2021, die zweite, die in Saudi-Arabien ausgetragen wird. Renndirektor David Castera und sein Team wollen unter dem Motto „Skill over speed“ für mehr Sicherheit und weniger Risiko für die Piloten sorgen. Die 43. Dakar soll vom 3. bis 15. Jänner 2021 stattfinden.

Insgesamt werden zwölf Etappen bewältigt. Die Strecke führt von Jeddah über Ha'il, wo der Ruhetag geplant ist, wieder zurück nach Jeddah. Auf den 12 Etappen wird kein einziger Kilometer auf derselben Strecke von 2020 gefahren. Allerdings wich man vom ursprünglichen Plan, die Dakar über mehrere Länder zu führen, wieder ab. Zumindest für das kommende Jahr.

Der Salzburger Motocross-Pilot Matthias Walkner, 33, gewann 2018 die Dakar auf seiner KTM und gibt seine Einschätzungen zu den Neuerungen.

Was ist neu und gut?

Die Roadbooks werden erst kurz vor dem Start ausgegeben. Schon heuer wurden die vormarkierten Roadbooks an einigen Etappen erst am Morgen, kurz vor dem Start, ausgegeben. 2021 werden die Roadbooks bei allen Wertungsprüfungen erst 15 Minuten vor dem Start an die Fahrer der Motorradklasse ausgehändigt. Damit will der Veranstalter versuchen, das Tempo zu drosseln und das Rennen generell sicherer zu machen. 
Matthias Walkner: „Einerseits ist diese Regelung nicht so verkehrt, weil wir Fahrer dadurch weniger Vorbereitungsarbeit haben und sich niemand mehr Vorteile verschaffen kann. Zum Teil wurde Google Earth eingesetzt, um die Etappen am Vortag grob zu studieren. Ich hoffe nur, dass der Veranstalter fehlerfreie Roadbücher aushändigt. Im Jänner sind ihm einige grobe Patzer unterlaufen, und wenn das Ganze dann mehr einer Lotterie als einem Rennen gleicht, wird es sehr mühsam werden.“

Es ist für alle Fahrer der Motorradklasse verpflichtend, eine Airbag-Weste zu tragen.  
Walkner: „Diese Regelung finde ich sehr gut. Sofern der Airbag hoffentlich auch wirklich sicherer ist. Er ist sehr schwer, und das ist auch der Grund, warum ihn noch nicht wirklich viele Fahrer verwenden. Aber wenn er verpflichtend ist, ist es für alle gleich.“

Vor allen Danger-2- und Danger-3-Gefahrenstellen wird mit einem akustischen Signal gewarnt. Außerdem werden in besonders riskanten Abschnitten Geschwindigkeitsbegrenzungen eingebaut.  
Walkner: „Das kennen wir zum Teil schon aus der Vergangenheit. Es ist auch wirklich Zeit geworden, dass sie das nun endlich zum fixen Bestandteil machen. Im Roadbook sind diese Gefahrenstellen zum Teil nicht gut sichtbar, also ist diese Regelung für mich besonders begrüßenswert.“

Der Kolben darf während der gesamten zwölf Etappen nur ein einziges Mal gewechselt werden.  
Walkner: „Diese Regelung spielt uns KTM-Fahrern sicher in die Karten, weil die Haltbarkeit unserer Motorräder extrem gut ist, wie sich in den vergangenen Jahren schon gezeigt hat.

Zudem will die ASO die Streckenführung technischer anlegen und so auf ein niedrigeres Tempo auslegen. Damit soll die Rallye Dakar generell sicherer werden.  
Walkner: „Ich fahre gerne extrem schnell Motorrad, aber nicht auf eine so lange Distanz wie es bei der letzten Dakar der Fall war. Deshalb begrüße ich diese Änderung sehr.“

Rallye Dakar 2021: Matthias Walkner über Neues, Sinn - und Unsinn

Der Weg zum Erfolg ist lang - speziell bei der Rallye Dakar

Was ist neu und schlecht?

Die Fahrer der Motorrad-Elite-Klasse dürfen nur maximal sechs Hinterreifen während der gesamten zwölf Etappen verwenden. Bisher wurden sie - bis auf die Marathon-Etappen -  jeden Tag gewechselt. Modell und Marke dürfen ebenfalls nicht gewechselt werden.
Walkner: „Diese Regelung finde ich unnötig. Je schlechter die Reifen werden, desto weniger Grip haben wir und desto schwieriger wird es für uns. Das Motorrad lässt sich schwerer kontrollieren, der Grenzbereich wird noch dünner. Zum Glück fahren wir viel auf sandigem Untergrund, dadurch nutzen sich die Reifen nicht ganz so schnell ab. Aber auf den steinigen Etappen kann es in einer Katastrophe enden, dann wird es extrem gefährlich. Diese Regelung trägt meiner Meinung nach überhaupt nicht zur Sicherheit bei.“

Beim Tankstopp dürfen die Fahrer nun nicht mehr an ihren Motorrädern arbeiten. Lediglich am Roadbook dürfen kleine Änderungen vorgenommen werden.  
Walkner: „Diese Regelung finde ich auch unnötig, denn schlussendlich sollte jeder seine 15 Minuten so nutzen können, wie er will. Der Eine zum Erholen, der Andere zum Fahrwerk umstellen oder um eine Kleinigkeit auszubiegen. Diese Regelung bringt keinem etwas und dient auch nicht der Sicherheit.“

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