Neben Loibnegger sind nur vier andere Frauen in der Serie dabei, die gemeinsam mit Männern gefahren wird. Hört man da blöde Sprüche? „Ja“, sagt die Kärntnerin, die das aber sichtlich kalt lässt. „Das ist ja nicht nur im Motorsport so. Aber nur weil einer was sagt, ändert das bei mir nichts.“ Sie mache das, was ihr Spaß macht. Im Motorsport gebe es ohnehin großteils gutes Feedback für sie als Fahrerin.
Sie vergleicht Frauen im Motorsport mit Männern im Ballett. Aber im Endeffekt habe man als Frau dieselben Herausforderungen wie ein Mann im Motorsport: „Es ist egal, wer unter dem Helm ist – die Leistung muss abgeliefert werden.“
In einer Rennsportserie wie Nascar, wo genormte Serienautos bis zu den Reifen gefahren werden, geht die Leistung ohnehin bis an die Knochen. „Du musst wirklich mit deinem ganzen Körper arbeiten“, sagt Loibnegger. Bei einem Rennen verbrenne sie rund 1.000 Kalorien.
Wie man als Mädchen zum Rennsport kommt? Durch Zufall und Leidenschaft: Alina Loibnegger ist nicht der typische Spross aus einer Motorsport-Familie, der schon als Kleinkind ins Kart gesetzt wurde. Sie hat als Teenager selbst mit Freunden zum Kart-Fahren angefangen. Zum Spaß habe man österreichweit an Rennen teilgenommen, wo sie schließlich entdeckt wurde. Es folgte der Einstieg in den Tourenwagensport – bei Nascar blieb sie schließlich „hängen“. „Da wusste ich, das will ich machen.“
„Für meine Mama war das alles eine völlig neue Welt.“ Aber die Familie habe sie von Anfang an unterstützt und sie immer an die Rennstrecken begleitet. Auch ihre Schwester – sie ist heute Loibneggers Spotterin. Sie begleitet sie von einer erhöhten Plattform aus per Funk – „das dritte Auge“ nennt das die Rennfahrerin. Den Urlaub legt sich die Schwester, die nicht nur einen Job hat, sondern auch noch Musikerin ist, so, dass sie fast immer dabei sein kann.
In der vergangenen Saison holte sich die Kärntnerin mit zehn Podestplätzeen den 17. Gesamtplatz und den Vizemeistertitel bei den Frauen. Im letzten Rennen war sie erstmals die beste Frau. Das alles sei „nur ein Vorgeschmack“. Sie sei bereit, um den Titel in der Meisterschaft zu kämpfen.
Das langfristige Ziel der Kärntnerin: der Aufstieg und in den USA fahren, wo Nascar die wohl prominenteste Rennserie ist. Und zu 100 Prozent vom Motorsport leben zu können.
Derzeit jobbt die gelernte Floristin noch nebenbei flexibel – vor allem in der Winterpause – bei einem Blumenhändler, der sie gleichzeitig als einer von mehreren Sponsoren unterstützt. Es koste um die 100.000 Euro, um sich in ein Team einzumieten. Hinzu kommen die Fahrten zu den einzelnen Rennen. Auf rund 80.000 Kilometer kam sie da im Vorjahr.
Die legt die Rennfahrerin übrigens mit einem 7er-Golf Kombi zurück. „Da ich recht viel unterwegs bin, musste es ein sparsames Auto sein.“ Schnell fahren müsse sie nicht. „Ich kann mich auf der Rennstrecke austoben.“
Zu einem Pressetermin in Wien hat sie aber ihr Nascar mitgebracht, mit dem sie die Trainings absolviert. Bis Montag kann es noch im „Classic Depot Wien“ bewundert werden.
Kommentare