Lewis Hamilton ist Formel-1-Weltmeister

Hamilton krönte sich am Sonntag zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Weltmeister.
Der Brite gewinnt auch das letzte Saisonrennen in Abu Dhabi. Nico Rosberg wird von einem Defekt gestoppt.

Das Lob kam von allerhöchster Stelle. "Du bist eine absolute Legende!" Prinz Harry hatte sich am Boxenfunk gemeldet und Lewis Hamilton zum WM-Titel gratuliert. Dem zweiten für den Engländer nach 2008, dem ersten für Mercedes seit Juan Manuel Fangio 1955. "Weltmeister! Oh mein Gott!", schrie Hamilton ins Mikrofon.

Lewis Hamilton hat es geschafft, er hat es verdient. Elf von 19 Rennen im Jahr 2014 hat er gewonnen. Auch im entscheidenden letzten Grand Prix in Abu Dhabi blieb er fehlerfrei. Mit einem souveränen Sieg vor den Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas setzte er sich selbst die Krone auf.

"Danke an die Fans und meine Familie, die gekommen ist. Danke an das Team, das mich das ganze Jahr unterstützt hat. Es fühlt sich besser an, als beim ersten Mal", sagte der 29-Jährige. "Das ist der größte Tag in meinem Leben. Ich bin Gott dankbar."

Das Finale in Bildern

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Das Rennen war nicht so spannend, wie erhofft. Das Unglück begann für Nico Rosberg beim Start. Der Poleposition-Mann, der zum Siegen verdammt war, verlor die Führung an Hamilton. Damit bestätigte sich die Statistik: Rosberg hat in dieser Saison in den jeweils ersten Runden 24 Plätze verloren, Hamilton sieben gewonnen.

Die Entscheidung in Runde 25: "Ich verliere Motorleistung. Bitte unternehmt etwas", flehte Rosberg ins Mikrofon. Doch das Energierückgewinnungssystem ERS war am Mercedes ausgefallen, Rosberg fehlten damit mehr als 160 PS. Hamilton fuhr davon und dem Titel entgegen. Rosberg wurde durchgereicht. Zwei Runden vor dem Ende wollte ihn die Teamführung erlösen und in die Box holen, doch Rosberg reagierte wie ein Champion: "Ich will bis zum Ende fahren."

Lewis, Du bist eine absolute Legende!

Prinz Harry zu Hamilton

Viele Tränen

Am Ende rollte er als trauriger 14. über die Ziellinie. Unter dem Visier ließ er seinen Tränen freien Lauf. Freudentränen flossen beim Sieger. Lewis Hamilton drehte sich von den Kameras weg und verbarg sein Gesicht unter einem Handtuch, auch seine Freundin Nicole Scherzinger weinte bitterlich. "Ich habe mir mit Nico die ganze Saison lang einen tollen Kampf geliefert", sagte der neue Weltmeister. "Es tut mir sehr leid für ihn, dass wir nicht auf der Strecke um den Titel kämpfen konnten."

Rosberg war zutiefst enttäuscht, er versuchte nicht einmal, gute Miene zum schlechten Ergebnis zu machen: "Der schlechte Start war nur der erste Punkt, an dem es in die Hose gegangen ist. Dann ist ERS ausgefallen und es sind andere Komplikationen dazugekommen." Der zweite Platz in der WM-Wertung tut weh: "Ich habe so viel Energie in diese Saison hineingesteckt. Es ist sehr hart im Moment."

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epa04501454 British Formula One driver Lewis Hamilton of Mercedes AMG GP celebrates with his girlfriend Nicole Scherzinger (C) and with teammate Nico Rosberg (R) after winning the Formula One Grand Prix of Abu Dhabi and the Formula One World Championship 2014 at Yas Marina Circuit in Abu Dhabi, United Arab Emirates, 23 November 2014. EPA/VALDRIN XHEMAJ

Nachdem bei der Siegerehrung mit Rosenwasser gespritzt wurde, ging es bei der Feier in der Box rund. Party, Bier, Sekt. Rosberg fehlte. Als das offizielle Weltmeister-Foto mit dem Team gemacht wurde, tauchte Rosberg auf. Das Team applaudierte dem Verlierer, der Verlierer gratulierte dem Weltmeister: "Er hat einen tollen Job gemacht. Er hat es verdient."

Respekt

So sieht es auch Niki Lauda, der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. "Lewis ist der richtige Weltmeister, weil er mehr Rennen gewonnen hat. Alle Briten dürfen glücklich sein." Motorsportchef Toto Wolff bedauerte Rosberg: "Es tut mir leid, dass die Technik eingegriffen hat. Das haben wir uns nicht gewünscht. Auch Nico wäre ein würdiger Weltmeister gewesen."

Ein Sieger-T-Shirt gab es nicht. Denn Wolff wusste schon vor dem Rennen: "Für einen Fahrer wird der Tag ein hartes Ende nehmen. Aber wir wollen mit beiden in Zukunft gut zusammenarbeiten. Das ist eine Frage des Respekts."

Endstand nach 55 Runden:
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 55 Runden
2. Felipe Massa BRA Williams + 2,5
3. Valtteri Bottas FIN Williams 28,8
4. Daniel Ricciardo AUS Red Bull 37,7
5. Jenson Button GBR McLaren 1:00,3
6. Nico Hülkenberg GER Force India 1:02,1
7. Sergio Perez MEX Force India 1:10,9
8. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:12,0
9. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:25,8
10. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 1:27,8
14. Nico Rosberg GER Mercedes 1 Runde

* BoxenstoppsOut: Daniil Kwjat (RUS/Toro Rosso/16. Runde), Pastor Maldonado (VEN/Lotus/29. Runde), Kamui Kobayashi (JPN/Caterham/46. Runde)

WM-Endstand

Hamilton vs. Rosberg: Der Titelthriller im Überblick

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Geboren: 7. Jänner 1985 in Hertfordshire/EnglandWohnort: MonacoFamilienstand: verlobt mit der US-Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Nicole ScherzingerGröße/Gewicht: 1,74 m/66 kgWebsite: http://www.lewishamilton.comTeam: Mercedes AMG (seit 2013)Zuvor bei: McLaren (2007 bis 2012)Startnummer: 44Erster Grand Prix: 18. März 2007 in Australien für McLarenErster GP-Sieg: 10. Juni 2007 in Kanada für McLarenGP-Starts: 148GP-Siege: 33 (12 für Mercedes)Pole Positions: 38Podestplätze: 70 (333/19/18)WM-Punkte: 1.486Größte Erfolge: Weltmeister 2008 und 2014, britischer Pilot mit den meisten GP-Siegen, Vizeweltmeister 2007Besonderheit: Erster dunkelhäutiger Formel-1-GP-Pilot (Hamilton bezeichnet sich als "F1's first black driver")

Lewis Hamilton ist Formel-1-Weltmeister
"Ich danke euch so sehr"“, sagte Hamilton nach der Zieldurchfahrt mit Feuerwerk. Selbst Prinz Harry durfte an den Funk: "„Danke Lewis." Mit der britischen Fahne an Bord drehte Hamilton seine Ehrenrunde.

Wer hat diese Formel-1-WM nun entschieden? Der Mensch oder die Maschine? Der aufregend unaufgeregte Hamilton oder das streikende Hybridsystem bei Rosberg?

Es war der Mensch. Lewis Hamilton. Ausschließlich. Kein Zweifel. Mehr als doppelt so viele Saisonsiege wie sein Teamkollege (11:5) bei gleich vielen gröberen technischen Defekten (3:3).

Zahlen sprechen in der Formel 1 immer noch die deutlichste Sprache, daran hat sich auch im 65. Jahr der Rennserie nichts geändert. Ebenso wenig wie an der Tatsache, dass die Technik einen zentralen Bestandteil der Faszination dieser Sportart ausmacht, ausmachen muss. Ein Formel-1-Auto war, ist und bleibt ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Oft unverständlich, manchmal unbegreiflich, immer aber unglaublich für Otto-Normalbenzin-Verbraucher.

Daher ist der zweite große Sieger dieses Formel-1-Jahres des Weltmeisters Arbeitgeber. Mercedes hat nicht nur in der Werkstatt den besten Job gemacht, sondern auch am Kommandostand. Freie Fahrt für beide Piloten! Mit einer frühen Stallorder wäre diese Saison nicht zu retten gewesen.

Ansonsten hat das Jahr mehr Verlierer produziert. Angefangen bei schwächelnden Piloten (Vettel, Räikkönen), unlogischen Regeln (doppelte WM-Punkte für das letzte Rennen), bis hin zur Finanzmisere. Für die letzten beiden Punkte zeichnet mit dem 84-jährigen (!) Bernie Ecclestone einzig und allein nur ein Mann verantwortlich.

Wer will da noch sagen, der Mensch spielt keine Rolle mehr.

Lewis Hamilton (Weltmeister): "Es war ein unglaubliches Jahr. Ich kann gar nicht sagen, wie unglaublich es war."

Nico Rosberg (Hamiltons Mercedes-Teamkollege): "Er hat einen tollen Job gemacht, ich gratuliere ihm von Herzen. Er hat es verdient."

Anthony Hamilton (Vater von Lewis Hamilton): "Das ist etwas, das wir nie erwartet hätten in unserer Familie. (...) Ich zolle Nico den größten Respekt für diesen Kampf."

Toto Wolff (Mercedes-Motorsportchef): "Sie haben sich nichts geschenkt. Beide sind große Persönlichkeiten. Es ist großartig, zwei so tolle Sportsleute im Team zu haben."

Niki Lauda (Mercedes-Teamaufsichtsrat): "Lewis ist der richtige Weltmeister, weil er mehr Rennen gewonnen hat. Alle Briten dürfen glücklich sein. Er hat eine fantastische Leistung abgeliefert. Für Nico tut es mir leid."

Dieter Zetsche (Daimler-Chef): "Beide haben eine fantastische Saison hingelegt, das gesamte Team hat einen tollen Job gemacht. Wir haben nicht nur die beiden schnellsten Fahrer, sondern sie sind auch ganz tolle Menschen."

Nigel Mansell (früherer Formel-1-Weltmeister): "Glückwunsch an Lewis, er ist ein tolles Rennen gefahren, ein toller Titel für ihn. Ich freue mich für ihn, Nico tut mir leid."

Sebastian Vettel (letztes Rennen für Red Bull): "Ich denke, die letzten sechs Jahre waren eine unglaubliche Reise, natürlich haben wir das nicht erwartet, als wir unsere Zusammenarbeit begonnen haben. Man kann vier WM- und Konstrukteurs-Titel in Folge einfach nicht erwarten. Man geht durch glückliche und durch traurige Tage, man macht alles gemeinsam durch und ich denke, ich habe eine Menge daraus gelernt. Ich möchte Red Bull und dem Team für alles danken und ich werde sie vermissen. Ich fühle mich bereit für den nächsten Schritt."

Christian Horner (Teamchef Red Bull): "Für Sebastian spiegelt Platz acht nicht seine Zeit mit dem Team wider. Er war ein fantastisches Teammitglied und ein unglaublicher Fahrer. Wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft. Abschließend Gratulationen an Lewis Hamilton für seinen zweiten Titel. Er ist ein sehr verdienter Sieger nach der Saison, die er gezeigt hat, und es passt, dass er gewonnen hat."

Weltmeister Lewis Hamilton hat beim Saisonfinale in Abu Dhabi bereits sein elftes Formel-1-Rennen in diesem Jahr gewonnen. Nur die beiden Deutschen Michael Schumacher und Sebastian Vettel haben diese Marke übertroffen.

Formel-1-Piloten mit den meisten Saisonsiegen:
13 Siege: Michael Schumacher (GER/2004)
Sebastian Vettel (GER/2013)
11 Siege: Michael Schumacher 2002
Sebastian Vettel (2011)
Lewis Hamilton (GBR/2014)
9 Siege: Michael Schumacher 1995/2000/2001
Nigel Mansell (GBR/1992)
8 Siege: Michael Schumacher 1994
Mika Häkkinen (FIN/1998)
Damon Hill (GBR/1996)
Ayrton Senna (BRA/1988)

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