In der MotoGP steht ein Machtwechsel an
Die MotoGP-Saison 2015 war eine der spannendsten der vergangenen Jahre. Erst im letzten Rennen fiel die Entscheidung zwischen den beiden Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo und Altmeister Valentino Rossi - mit dem besseren Ende für den Spanier. Rossi musste sich mit dem 2. WM-Rang begnügen.
Zwei Wochen vor dem Saisonstart in Katar testet die MotoGP nun ebendort. Im Fokus steht vor allem der - nicht bei allen Fahrern beliebte - neue Reifenlieferant Michelin, der nach sieben Jahren Einheitshersteller Bridgestone ablöst. Schon während der Reifentests im vergangenen Jahr kam heftige Kritik an den Michelin-Reifen auf, die für zahlreiche Stürze verantwortlich waren. Der wohl schockierendste Defekt passierte Anfang Februar in Sepang - bei fast 300 Stundenkilometern platzte an der Ducati von Loris Baz der Hinterreifen. Der Franzose kam mit viel Glück fast unverletzt davon.
Der letzte Vergleich vor dem Saisonstart
Einen Monat später scheint Michelin dieses Risiko ausgemerzt zu haben. Wenn überhaupt noch ein Problem mit den Reifen besteht, dann mit dem Verständnis für ihre Grip-Entwicklung. "Die Konstanz der Reifen ist sehr gut, das war auch in Australien so", erklärt Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso. "Bei einem Long-Run lassen die Reifen nicht nach. Aber dafür haben frische Reifen nicht so einen besonderen Grip, wie wir das gewöhnt waren."
Vor allem Ducati scheint im Winter einen großen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Sowohl auf eine einzelne schnelle Runde als auch bei den Long-Runs sind die Italiener schneller als Lorenzo und Rossi auf der Yamaha. Allerdings versuchen alle Teams nach wie vor die optimale Abstimmung für die Reifen zu finden, was die Leistung ein wenig verzerrt.
Nichtsdestoweniger scheint Ducati zur Spitze aufgeschlossen zu haben. Die Italiener hatten in den vergangenen Jahren zusehends ihren Rückstand verkleinern können, nun soll endlich der Sprung aufs oberste Treppchen gelingen.
Während sich Ducati nach oben orientiert, sieht man beim Honda-Team rund um Superstar Marc Marquez zunehmend Sorgenfalten. Bei den Testfahrten konnten weder Marquez noch dessen Teamkollege Dani Pedrosa die Zeiten von Ducati und Yamaha fahren. Bei Honda kämpft man mit der Balance auf den neuen Michelin-Reifen. "Wir wissen, dass wir nicht gerade in Bestform sind", gibt Pedrosa zu. "Wir müssen das akzeptieren und versuchen, uns auf das erste Rennen vorzubereiten."
Suzuki und Aprilia wollen vorne mitmischen
Während Honda den Anschluss an die Konkurrenz ein wenig verloren zu haben scheint, hat man bei Suzuki den Rückstand aus dem Vorjahr wettmachen können. Die Japaner, die Anfang 2015 werksseitig in die MotoGP zurückkehrten, präsentieren sich bei den Testfahrten in Topform und mischen regelmäßig vorne mit. Routinier Aleix Espargaro und Jungstar Maverick Vinales hoffen in der neuen Saison auf Podestplatzierungen.
Der fünfte Hersteller, Aprilia, schaffte es im Vorjahr nur mit Mühe in die Punkteränge. Nachdem der lustlose Marco Melandri zur Saisonmitte durch den jungen Deutschen Stefan Bradl ersetzt wurde, gelang ein kleiner Schritt nach vorne. Mit einem komplett neuen Motorrad wollen Bradl und sein Teamkollege Alvaro Bautista nun endlich regelmäßig in die Top-Ten vorstoßen. Bei den Testfahrten zeigte sich die Aprilia jedoch noch anfällig und verbrachte viel Zeit in der Box.
Wo die Teams wirklich stehen, zeigt sich ab 18. März: Dann beginnt mit dem ersten Rennwochenende auf dem Losail International Circuit in Katar die neue Saison.
Kommentare