Ferrari-Chef Di Montezemolo tritt zurück

Das Ende einer Ära: Luca di Montezemolo nimmt Abschied.
Der 67-Jährige hat Ferrari 23 Jahre lang geprägt, nun geht der Chef. Das Steuer übernimmt Fiat.

Am Samstag wurde es von vielen Zeitungen (auch vom KURIER) schon vermutet, am selben Tag von Luca di Montezemolo ausführlich dementiert. Nun ist es doch geschehen: Der Präsident der Rennwagenschmiede Ferrari muss nach 23 Jahren gehen. Der 67-Jährige hat seinen – nach eigenen Angaben „freiwilligen“ – Rücktritt für 13. Oktober angekündigt.

„Das ist das Ende einer Ära, und daher habe ich mich entschieden, meinen Posten als Präsident zu räumen nach fast 23 herrlichen und unvergesslichen Jahren“, schrieb Montezemolo.

Groß waren die Erwartungen, ernüchternd die Ergebnisse. Nur einen Fahrertitel (Räikkönen 2007) konnte das Team im vergangenen Jahrzehnt holen – obwohl man mit Fernando Alonso den besten Piloten der Gegenwart im Cockpit sitzen hat. Und heuer, im Jahr der größten technischen Revolution in der Geschichte der Formel 1, versagte Ferrari abermals. Als neuer Ferrari-Präsident rückt Di Montezemolos mächtiger Landsmann Sergio Marchionne (61) nach. Der Chef des Mutterkonzerns Fiat Chrysler hatte zuletzt die wirtschaftlichen Ergebnisse Montezemolos als Unternehmer gelobt, jedoch heftige Kritik am sportlichen Abschneiden des Teams geübt. Nun musste er gehen.

Enzo Ferrari war und ist das Gesicht der Scuderia. Ein Foto des Firmengründers habe er auf dem Schreibtisch stehen, sagte Di Montezemolo einmal. „Wenn ich eine wichtige Entscheidung treffen muss, sehe ich es oft an und stelle mir die Frage: Was hätte er gemacht?“ Vermutlich hätte auch er nach zehn Jahren ohne nennenswerten Erfolg einen Totalumbau gefordert.

Als Sohn einer Adelsfamilie aus dem Piemont studierte Di Montezemolo in Rom und New York; 1973 stieg er als Assistent von Enzo Ferrari bei Ferrari ein; als Rennsportleiter führte er Ferrari mit Niki Lauda zu zwei Weltmeistertiteln; als Präsident holte er mit Michael Schumacher fünf WM-Titel in Serie und sorgte für eine nie zuvor dagewesene Euphorie um das Team. In Italien schätzte man den stets elegant gekleideten Gentleman, der sich auch in der Rolle des Widersachers von Bernie Ecclestone oder Silvio Berlusconi gefiel.

Nach der schmerzhaften Trennung von Ferrari kann sich Luca di Montezemolo mit einer Abfindung in Millionenhöhe trösten. Und er wird auch nicht arbeitslos bleiben: Ihm winkt eine neue Rolle als Sanierer der kriselnden Airline Alitalia.

Legendär

1929: Die Scuderia Ferrari wird vom damals 31-jährigen Italiener Enzo Ferrari gegründet. Ferrari selbst war als Fahrer aktiv. Bald fuhren die italienischen Spitzenpiloten für das Team mit dem aufbäumenden Pferd als Logo, dem „cavallino rampante“.

1950er-Jahre: Ferrari steigt in die 1950 gegründete Formel-1-Weltmeisterschaft ein. Alberto Ascari (2) holt mit Seriensiegen 1952 und 1953 die ersten zwei Weltmeistertitel für Ferrari. Dann engagiert das Team auch Juan Manuel Fangio, den damals besten Fahrer der Welt.

1960er-Jahre: Der Amerikaner Phil Hill (3) gewinnt die WM und Ferrari holt den ersten Konstrukteurstitel (wird seit 1958 vergeben). Bei den letzten beiden Rennen 1963 tritt Ferrari (aus Protest gegen Entscheidungen der italienischen Motorsportbehörde) erstmals nicht mit rot lackierten Autos an. Ludovico Scarfiotti siegt 1966 in Monza und ist bis heute der letzte Italiener, der das Heimrennen auf dieser Strecke im Ferrari gewinnen kann.

1970er-Jahre: Ferrari macht Luca di Montezemolo zum Rennsportchef und holt Niki Lauda (4) als Fahrer. Der Österreicher gewinnt 1975 und 1977 die WM.

1980er-Jahre: Im ersten Jahr der Turbo-Ära hat Ferrari Probleme. Es folgen Jahre der Erfolge mit Siegen von Gilles Villeneuve, Michele Alboreto und Gerhard Berger (5). Enzo Ferrari stirbt 1988 im Alter von 90 Jahren.

1990er-Jahre: Unruhe in der Scuderia, Streit, unzuverlässige Autos. Und mittendrin Gerhard Berger, der 1994 noch einmal für Ferrari gewinnen kann.

2000er-Jahre: Der Deutsche Michael Schumacher (6) holt fünf WM-Titel in Serie und wird bei den Tifosi zum Halbgott.

2010er-Jahre: Das Team holt mit Fernando Alonso (7) den besten Fahrer der Gegenwart. Nur dank des Spaniers gewinnt Ferrari in fünf Saisonen elf Rennen.

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