MotoGP: Der Wahnsinn geht in die nächste Runde
Versöhnung sieht anders aus: Beim ersten gemeinsamen Auftritt 2016 würdigen Valentino Rossi und Marc Márquez einander keines Blickes. Bei der Pressekonferenz vor dem Grand Prix von Katar am Sonntag (19 Uhr MEZ/live ServusTV) stolziert der Spanier Márquez am Italiener Rossi vorbei, ohne zu grüßen. Anderseits tippt Rossi demonstrativ auf seinem Smartphone herum, sobald sein Kontrahent spricht.
Die Stimmung ist vergiftet, das Saison-Finale 2015 sitzt noch immer in den Köpfen der Piloten. Damals stand Rossi kurz vor seinem zehnten Weltmeister-Titel. Doch im vorletzten Rennen in Malaysia übertrieben es die beiden. Nach einem beinharten Zweikampf über mehrere Runden schubste Rossi Kontrahent Márquez von der Strecke. Der Italiener wurde bestraft, musste im finalen Rennen vom letzten Startplatz aus ins Rennen gehen und zeigte eine Aufholjagd bis auf Platz vier. Doch die spanischen Honda-Fahrer Márquez und Dani Pedrosa hatten offensichtlich beschlossen, den Spanier Jorge Lorenzo nicht anzugreifen. Lorenzo gewann, holte den WM-Titel – und sein Yamaha-Teamkollege Rossi war sauer.
Nichts vergessen
"Das, was auf der Strecke passiert ist, hätte anders laufen sollen", sagte die lebende Motorrad-Legende Rossi, 37, nun in Katar. "Die letzten Rennen des vergangenen Jahres waren nicht normal." Kürzlich schimpfte er in der Gazzetta dello Sport: "Marc hat betrogen. Nach dem, was passiert ist, kann es zwischen uns keine persönliche Beziehung mehr geben, nicht einmal eine minimale. Als er in die MotoGP gekommen ist, hat er gesagt, er ist ein Fan von mir, aber das waren alles Lügen."
Tatsächlich heißt es, dass der 14 Jahre jüngere Márquez einst ein Poster von Rossi im Kinderzimmer hängen hatte. Doch aus dem Star und seinem Fan wurden erbitterte Gegner auf der Strecke. Nach dem dramatischen WM-Finale 2015 ist nun auch das Verhältnis zwischen den Yamaha-Kollegen Rossi und Lorenzo getrübt. Vor allem, nachdem Lorenzo gesagt hat, dass Rossi nie seinen zehnten Titel gewinnen wird. "The Doctor" geht heuer in seine insgesamt 21. Saison. Erst am Samstag verlängerte er seinen Vertrag bei Yamaha um weitere zwei Saisonen bis 2018.
Alles offen
Sportlich ist die Ausgangslage heuer völlig offen. Die Reifen kommen erstmals seit 2008 wieder von Michelin, zudem kommt eine einheitliche Elektronik zum Einsatz, das Feld wird enger zusammenrücken. Und nach 19 Jahren gibt es wieder einen Grand Prix von Österreich, am 14. August auf dem Red-Bull-Ring Spielberg. Es wurde auch höchste Zeit.
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