Ein Wiener soll Silberpfeile aufpolieren

Big Player: 22 Jahre lang leitete Norbert Haug (li.) die Geschicke bei Mercedes - nun folgt Toto Wolff.
Toto Wolff wird Mercedes-Sportchef und damit einer der mächtigsten Manager im Motorsport.

Vor vier Jahren stieg Christian „Toto“ Wolff in die Formel 1 ein mit dem Vorhaben, im Hintergrund zu bleiben. Seit Montag ist er Motorsportchef von Mercedes.

Der rasante Wandel im rasenden Geschäft ist ein überraschender wie sensationeller Schritt für den 41-jährigen Wiener. Wolff ist nicht nur für den Formel-1-Betrieb verantwortlich, sondern für die gesamte Motorsportabteilung des deutschen Weltkonzerns, darunter das Engagement im Deutschen Tourenwagen-Masters. „Mercedes ist weltweit einer der wichtigsten Teilnehmer im Motorsport“, sagt Wolff zu seinen Beweggründen.

Gemeinsam mit Niki Lauda bildet er eine österreichische Doppelspitze beim Formel-1-Team von Mercedes. Der Ex-Weltmeister überwacht als Aufsichtsratsvorsitzender das schleppend gestartete Projekt in der Königsklasse. Wolff soll es mit strategischen Entscheidungen in die Gänge bringen. Am Ende der Beschleunigung soll die Weltmeisterschaft stehen. Mit der Verpflichtung von Lewis Hamilton hat der Rennstall auch auf dem Fahrermarkt den spektakulärsten Transfer der neuen Saison gelandet und dafür tief in die Konzerntasche gegriffen.

Finanzielle Entlastung sollen auch Lauda und Wolff bringen: Beide verpflichteten sich, Anteile am Rennstall zu erwerben. Dabei handelt es sich um jene 40 Prozent, die Daimler zuletzt von der Investmentgesellschaft „Aabar“ aus Abu Dhabi zurückgekauft hat. Dem Vernehmen nach soll Wolff 30, Lauda zehn Prozent übernehmen.

Investor mit Biss

Wolff steigt damit zu einem der einflussreichsten Protagonisten der Formel 1 auf. Neben seiner führenden Rolle bei Mercedes bleibt der Sohn einer Zahnärztin weiterhin Teilhaber bei Williams. Lediglich seine Funktion im Vorstand des englischen Traditionsteams muss Wolff zurücklegen.

Kaum ein zweiter verkörpert die Generation der neuen Formel-1-Elite so konsequent wie Wolff. Mit Investments an der Börse wurde er reich, also brachte er Williams als ersten Rennstall dorthin. Seine Leidenschaft war und ist jedoch stets der Motorsport – passiv wie aktiv. Doch die Karriere des Rallye- und Langstrecken-Piloten endete im Jahr 2006 auf der Nordschleife des Nürburgrings – bei Tempo 260 und mit einem Totalschaden.

Torger Christian Wolff (41 Jahre/Österreich)

Geboren: 12. Jänner 1972 in Wien
Familienstand: verheiratet mit der schottischen DTM-Pilotin Susie Wolff (Mädchenname Stoddart)
Wohnort: Mannenbach-Salenstein (Schweiz/Bodensee)
Beruf: Finanzinvestor, Hedge-Fonds-Manager
Website: http://www.totowolff.com

Berufliche Karriere: 1998 Gründung des Venture-Capital-Unternehmens Marchfifteen, seit 2004 Marchsixteen Investments - Beteiligungen unter anderem am Formel-1-Team Williams (seit 2009) und Mercedes-Team HWA AG im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM/seit 2006), Vorstandsmitglied im Williams-Team (2012), Mercedes-Motorsportchef (ab 21. Jänner 2013)

Größte sportliche Erfolge (aktiv seit 1992): Österreichischer Rallye-Vizemeister 2006, Sieger des 24-Stunden-Rennens von Dubai 2006

Neben Wolff und Lauda bekleiden noch drei weitere Österreicher führende Formel-1-Posten:

Monisha Kaltenborn Die Wienerin ist Sauber-Teamchefin.

Helmut Marko Der Steirer ist Motorsport-Berater beim Red-Bull-Konzern.

Franz Tost Der Tiroler ist Teamchef bei Toro Rosso.

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