„Wir haben dabei das Rad nicht neu erfunden“, sagt er vor dem Auftakt in kleiner Medienrunde. „Aber es sind jetzt doch 70 bis 80 Prozent aller Teile neu.“
Etwa 100 verschiedene Fahrwerkseinstellungen hat Walkner getestet, Tausende Kilometer auf Sand und Schotter absolviert. Mit dem neuen Motorrad habe man einen großen Schritt nach vorne gemacht, erklärt auch die für KTM tätige Motorsport-Legende Heinz Kinigadner. Das langsame Fahren in einem Flussbett brauche nun 50 Prozent weniger Krafteinsatz. Dennoch: „Zu 90 oder 95 Prozent entscheidet das immer noch der Fahrer.“
Der Fahrer heißt Matthias Walkner, und er ist ein Mann mit Erfahrung. 2015, bei seiner ersten Dakar-Teilnahme noch in Südamerika, erfuhr er, wie es ist, mit einer Magenverstimmung aufgeben zu müssen; 2016 erlebte er das Gefühl, mit einem Oberschenkelbruch in der Wildnis zu liegen; 2017 und 2019 verpasste er als Zweiter knapp den Gesamtsieg; 2018 feierte er mit dem Sieg bei der wichtigsten Rallye der Welt den größtmöglichen Erfolg.
„Ich glaube, ich bin heuer richtig stark“, sagt der 35-Jährige. Die Rallye-Weltmeisterschaft hat er gewonnen, am Bike fühle er sich wohl, richtig „geil“ sei die Saison bis jetzt gewesen. „Es ist meine Leidenschaft geworden, mich mit Training, Ernährung und Schlafen zu beschäftigen“, betont der Motorsportler. „Das gehört zu meinem Wohlbefinden. Meine Knie und die anderen Gelenke sind dankbar darüber, wenn ich in Bewegung bleibe.“
Allerdings spüre er mittlerweile seine 35 Lebensjahre: „Je älter ich werde, desto mehr Aufwand, Energie und Zeit muss ich investieren.“ Nach einer Etappe brauche er drei oder vier Stunden, um sich im Kopf zu erholen, weil es so viele Eindrücke zu verarbeiten gebe.
Um drei oder vier in der Früh heißt es dann schon wieder aufstehen, um die nächsten zehn Stunden auf dem Motorrad zu sitzen. „Man ist ständig unter Strom und Feuer und ich merke, dass das sehr viel Substanz kostet.“ Jede kleinste Unachtsamkeit bei den teilweise mehr als 800 Kilometer langen Tagesetappen kann das Ende des über viele Monate geplanten Motorsport-Abenteuers bedeuten.
Der Vertrag von Matthias Walkner mit dem oberösterreichischen Hersteller KTM läuft Ende 2022 aus. Gut möglich, dass die aktuelle Ausgabe der Dakar die letzte für ihn sein wird. „Jetzt fühle ich mich bereit, wieder auf das Podium zu fahren“, sagt er. Wie es danach weitergeht? „Das hängt davon ab, wie sehr ich es noch will.“
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