Marquez zum vierten Mal MotoGP-Weltmeister
Marc Márquez ist der größte Motorradfahrer der Gegenwart. Müsste man das Geschick des Ausnahmekönners in nur einer Szene beschreiben, empfiehlt sich ein Blick zurück auf den Grand Prix von Valencia. Sieben Runden vor Ende attackiert der 24-Jährige. Doch er verfehlt den Bremspunkt am Ende der langen Geraden, Márquez schlittert über den Asphalt, er stürzt ...
Doch Márquez stürzt eben nicht. Akrobatisch richtet er seine Honda wieder auf, er pflügt durch das Kiesbett und kehrt als Fünfter des Klassements wieder auf die Strecke zurück. Als sein WM-Kontrahent Andrea Dovizioso eine Runde später im Kies landet, ist die Weltmeisterschaft entschieden. Márquez ist Weltmeister, zum vierten Mal in der MotoGP-Klasse, zum sechsten Mal insgesamt.
"Es ist unglaublich! Ich habe versucht, alles zu kontrollieren", sagte Márquez. "Aber dann habe ich den Bremspunkt komplett verpasst. Zum Glück habe ich das noch gerettet." Der Spanier stoppte in der Auslaufrunde vor der Tribüne seiner Fans und ließ sich im Konfettiregen feiern. Dann versuchte er mit einem überdimensionalen Würfel sein Glück – der offensichtlich gezinkte Würfel fiel auf die Sechs, die Zahl seiner WM-Titel.
Marc Márquez ist ein Phänomen, er eilt von Rekord zu Rekord. Er war 2014 mit 21 Jahren der jüngste Sieger und Weltmeister in der höchsten Motorrad-Klasse MotoGP; er holte klassenübergreifend die meisten Polepositions, nämlich 73 (Lorenzo folgt mit 65 , Rossi hat 64); mit 13 Erfolgen im Jahr 2014 holte er die meisten Siege in einer Saison; er ist seit 2011 in elf Rennen in Nordamerika ungeschlagen; und Márquez hält auch einen kuriosen Rekord. 2013 schaffte er in Mugello den Sturz mit der höchsten Geschwindigkeit von 336 km/h. Typisch Márquez: Er blieb damals, wie so oft, unverletzt.
Lob für den neuen und alten Weltmeister kam auch von der Konkurrenz, etwa von Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti, der sofort die Situation sieben Runden vor Schluss ansprach: "Márquez hat gezeigt, dass er der Beste ist. Jeder andere Motorradfahrer der Welt wäre in dieser Situation gecrasht." Dann hätte das WM-Duell noch knapp werden können. Denn Dovizioso war in Schlagdistanz zum Führenden. Bei einem Sieg des Italieners und einem Ausfall von Márquez wäre der Titel zu Ducati gegangen.
Mega-Talent
In den ersten Jahren seiner Karriere konnte sich Márquez fast ausschließlich auf sein außergewöhnliches Talent verlassen. Doch 2017 war er der Gejagte, es war Nervenstärke gefragt. Márquez hatte zu kämpfen, er schien verwundbar. Unglaubliche 27 Mal stürzte er in diesem Jahr, zumeist allerdings im Training. Doch in Valencia wäre fast das Rennen vorzeitig zu Ende gewesen.
Am Ende wurde es die perfekte Fiesta für die 110.220 Zuschauer auf dem Circuit Ricardo Tormo. Denn Márquez’ Honda-Teamkollege Dani Pedrosa überholte in der letzten Runde den Franzosen Johann Zarco und gewann das Rennen, Márquez erreichte nach dem Doppel-Ausfall der Ducati-Piloten noch den dritten Rang.
Bei den knapp geschlagenen Italienern bedankte sich Ducati-Teamchef Dall’Igna bei all seinen Mitarbeitern an der Strecke und auch bei beiden Fahrern. Und doch ist anzunehmen, dass es nach dem Rennen noch zu einem ernsten Gespräch gekommen ist. Denn der Spanier Jorge Lorenzo hatte seinen Teamkollegen Dovizioso rundenlang nicht vorbeigelassen und dabei die Anweisungen aus der Box ignoriert.
MotoGP (30 Runden zu je 4,005 km/120,150 km):
1. Dani Pedrosa (ESP) Honda 46:08,125 Min.
2. Johann Zarco (FRA) Yamaha +0,337 Sek.
3. Marc Marquez (ESP) Honda 10,861
4. Alex Rins (ESP) Suzuki 13,567
5. Valentino Rossi (ITA) Yamaha 13,817
6. Andrea Iannone (ITA) Suzuki 14,516
Weiter:
11. Bradley Smith (GBR) KTM 30,835
Ausgeschieden u.a.: Andrea Dovizioso (ITA) Ducati, Jorge Lorenzo (ESP) Ducati, Pol Espargaro (ESP) KTM
WM-Endstand nach 18 Rennen: 1. Marc Marquez 298 Punkte - 2. Dovizioso 261 - 3. Maverick Vinales (ESP) Yamaha 230 - 4. Pedrosa 210 - 5. Rossi 208 - 6. Zarco 174 - 7. Lorenzo 137 - 8. Danilo Petrucci (ITA) Ducati 124 Weiter: 17. P. Espargaro 55 - 21. Smith 29.
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