Spannung bis zum letzten Rennen

Das Rennen um den WM-Titel mit den beiden Kontrahenten Lewis Hamilton und Nico Rosberg biegt so langsam in die Zielgerade.
Hamilton führt in der WM deutlich, doch entschieden ist der Titelkampf noch lange nicht.

Eigentlich müsste Lewis Hamilton heute beim Grand Prix von Brasilien (17 Uhr MEZ/live ORFeins, RTL, Sky) einen Matchball haben: 24 Punkte Vorsprung hat er auf seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg. 25 Punkte gibt es für einen Sieg, nach Brasilien steht nur noch der Grand Prix in Abu Dhabi (23. November) im Rennkalender.

Doch egal, wie das Rennen in Brasilien auch ausgeht, Rosberg wird auf jeden Fall im letzten Grand Prix Titelchancen haben. Wenn Hamilton im Emirat ausscheidet und Rosberg gewinnt, ist der Deutsche Weltmeister. Der Grund: Im letzten Rennen werden heuer erstmals die doppelten Punkte wie sonst vergeben. Künstlich und aus sportlicher Sicht höchst fragwürdig wird die Spannung bis zum letzten Moment beibehalten.

Die Kritik an der neuen Regel war groß – und sie findet derzeit ihren Höhepunkt. Der größte Gegner der Novelle ist naturgemäß der WM-Führende: Hamilton droht das Horror-Szenario, den Titel wegen der neuen Regel zu verlieren. "Das wäre tragisch. Es würde mir gewaltig stinken", sagte der Engländer. Doch Sorgen hat er nicht. "Ich habe keine Angst, ich habe keine Albträume. Ich träume nur von Nicole", sagte er in Richtung seiner Freundin Nicole Scherzinger.

Auch Rosberg hat die neue Regel im Laufe der Saison mehrmals als unfair kritisiert. Nun könnte er zum Nutznießer werden. "Da ist auch Freude über die Situation. Es ist Fakt, dass ich in Abu Dhabi die WM gewinnen kann." Sein Vorschlag: "Lewis gewinnt in Brasilien und ich scheide aus. In Abu Dhabi ist es dann umgekehrt." In diesem Fall wäre Rosberg Weltmeister – mit einem Punkt Vorsprung.

Dass dies nicht fair wäre, liegt auf der Hand. Deutlicher als die aktuellen Piloten äußern zwei Altmeister ihren Unmut. Stirling Moss (85), der 16-fache Grand-Prix-Sieger, bezeichnet "Abu Double" im Gespräch mit der Press Association als eine "dumme Sache". Er verweist auf die bisher zehn Grand-Prix-Siege seines Landsmannes in dieser Saison im Vergleich zu den vier Siegen Rosbergs.

Völlig unverständlich ist die doppelte Punktevergabe auch für John Surtees (80), den Weltmeister von 1964: "Das ist überhaupt keine zufriedenstellende Situation. Eine Spielerei, die mir überhaupt nicht gefällt."

Und doch gibt es einen Gewinner: Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Boss hatte die Regel gegen jeden Widerstand durchgesetzt – und aus seiner Sicht wieder einmal recht. Denn Aufmerksamkeit ist nun auch im letzten Rennen garantiert. Und damit einher gehen tolle TV-Quoten und eine große weltweite Medienpräsenz. All das bringt ihm und seinem Imperium Geld.

Rosberg vor Hamilton

In der ersten Startreihe stehen heute zum elften Mal in dieser Saison die beiden Mercedes. Rosberg ist der beste Qualifyer des Jahres und holte die zehnte Pole vor Hamilton. Lokalmatador Massa startet von Platz drei.

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