Ist die Formel E tatsächlich so viel sauberer als die Formel 1?
Das ist umstritten. Zwar sind die Elektromotoren in ihrem Wirkungsgrad von mehr als 95 Prozent fast unübertroffen, denn nur fünf Prozent der Energie gehen (als Wärme) verloren. Doch auch die Batterien (eigentlich: Akkus) müssen geladen werden. Zudem belastet deren Herstellung die Umwelt. Auf der anderen Seite gelten die 1.000 PS starken Hybrid-Motoren der Formel 1 als die effizientesten Verbrennungsmotoren der Welt mit einem Wirkungsgrad von mehr als 50 Prozent. Zum Vergleich: Ein normaler Ottomotor hat einen Wirkungsgrad von ungefähr 35 Prozent.
Sind Teams in der Formel 1 und in der Formel E engagiert?
Ja, Mercedes. Für die Silberpfeile ist das kein Widerspruch. So wurden etwa beide Antriebseinheiten in der Fabrik in Brixworth hergestellt. Das Personal musste man nicht aufstocken, sondern lediglich umschichten.
Was unterscheidet die Rennserien sonst?
Bei der Formel 1 werden nur 7 von 21 Rennen in Städten ausgetragen, die Formel E findet ausschließlich auf Stadtkursen statt. So sollen die Rennen zu den Zuschauern gebracht werden und nicht umgekehrt. Zudem werden Trainings, Qualifying und Rennen an einem Tag absolviert.
Erwächst der Formel 1 nun eine ernsthafte Konkurrenz?
Noch nicht. Die Formel 1 wird zu Recht als „Königsklasse“ bezeichnet. Die Autos sind schneller, die Fans an den Strecken mehr, die Einschaltquoten höher. Trotzdem könnte die benzinbetriebene Rennserie in Zukunft ein Image-Problem bekommen. Lewis Hamilton gilt etwa als Fan von Umweltaktivistin Greta Thunberg – und der Weltmeister hat bereits laut über einen Wechsel in die Formel E nachgedacht. „Die Formel E ist die Zukunft“, sagt der 34-Jährige. Spekulationen, wonach Mercedes der Formel 1 bald den Rücken kehren werde, wollte Toto Wolff nicht kommentieren.
Wo sind die besseren Fahrer im Einsatz?
Eindeutig in der Formel 1. Alle bisherigen Meister der Formel E fuhren zuvor in der Formel 1, wo sie sich nicht durchsetzen konnten. Die Titel holten der Brasilianer Nelson Piquet jr. (2014/’15), der Schweizer Sébastien Buemi (’15/’16), der Brasilianer Lucas di Grassi (’16/’17) und der Franzose Jean-Éric Vergne (’17/’18, ’18/’19). Weitere Fahrer mit Formel-1-Vergangenheit im aktuellen Starterfeld sind Jérôme D’Ambrosio (BEL), Pascal Wehrlein (GER), Stoffel Vandoorne (BEL) und natürlich Felipe Massa (BRA).
Was ist neu in der am Samstag startenden Saison 2019/’20?
1.) Mit 12 Teams und 24 Fahrer ist das Feld so groß wie noch nie.
2.) Während einer Unterbrechung (z.B. Safety-Car) wird jedem Wagen 1 kWh von der zur Verfügung stehenden Energie abgezogen. Dadurch rückt die Energieeffizienz mehr in den Vordergrund.
3.) Im Falle einer Unterbrechung wird die Rennzeit (45 Minuten + 1 Runde) angehalten, damit ein E-Prix über die volle Distanz geht.
4.) Für die schnellsten Fahrer der jeweiligen Qualifying-Gruppe gibt es nun einen Extra-Punkt. Wie bisher bekommt der Pole-Setter drei zusätzliche Zähler. Im Rennen selbst werden die Punkte dann so wie in der Formel 1 vergeben (1. Platz: 25 Punkte, 10. Platz: 1 Punkt).
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