Wie Hamilton in Texas die WM gewinnt

Grafik Lewis Hamilton
Der Engländer könnte die Weltmeisterschaft bereits drei Rennen vor dem Ende entscheiden. Außergewöhnlich ist das nicht.

Eine Solofahrt von Lewis Hamilton? Eine fade WM, dominiert vom überragenden Engländer? Eine Saison, die schon drei Rennen vor dem Ende entschieden sein kann? Tatsächlich setzte Lewis Hamilton im Jahr 2015 Maßstäbe: Der 30-Jährige hat in der WM 66 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Sebastian Vettel und könnte in Austin/Texas (Sonntag, 20.00 MEZ/live ORFeins, RTL, Sky) bereits seinen dritten Titel fixieren. Extrem früh. Extrem früh?

Andere Maßstäbe

Nicht unbedingt. Michael Schumacher spielt auch in dieser Bilanz in einer anderen Liga. Im Jahr 2002 stand der Deutsche schon am 21. Juli als Weltmeister fest, nachdem er den Grand Prix von Frankreich gewonnen hatte. Sechs Rennen waren damals noch zu fahren.

Auch Nigel Mansell durfte schon im Hochsommer feiern: Der Brite fixierte im August 1992 seinen ersten und letzten Titel fünf Rennen vor dem Ende. Und auch Sebastian Vettel war schon früher Weltmeister als es Hamilton heuer sein könnte: 2011 stand sein zweiter Titelgewinn vier Grands Prix vor Saisonschluss fest.

Lewis Hamilton gibt sich in Austin betont zurückhaltend: "Ich weiß aus Erfahrung, dass in unserem Sport nichts erledigt ist, bis es wirklich so weit ist", sagt er. "Ich sehe an diesem Wochenende nichts als selbstverständlich an." Doch Hamilton weiß auch, dass er derzeit das Maß aller Dinge ist. 20 der vergangenen 34 Rennen hat er gewonnen; er wurde Weltmeister 2014; seinen Teamkollegen Nico Rosberg hat er fest im Griff – 12:3 steht es im Qualifying-Duell, 11:4 im Rennen.

Gold und Brillanten

Hamilton lebt, was er ist. Er gibt sich cool bis gelangweilt. Die schwere Goldkette um seinen Hals glänzt. Die Brillanten in den Ohren blinken im Licht der Scheinwerfer. Er hat sogar dafür gesorgt, dass die Mercedes-Kappe seinem Stil entspricht.

In den USA lebt Hamilton auf. "Es wohnen viele meiner Freunde hier, es ist wie eine zweite Heimat für mich. Ich liebe die Staaten und verbringe hier viel Zeit", sagt er, der selbst den amerikanischen Traum lebt: "Ich kann Sachen tun, die andere nicht machen können. Das ist etwas Einzigartiges."

Gute Vorzeichen

Rein sportlich spricht alles für den Engländer: Kontrahent Vettel muss wegen eines Motorwechsels an seinem Ferrari um zehn Plätze weiter hinten starten. Sollte Hamilton gewinnen, müsste Vettel zumindest Zweiter werden, um den WM-Kampf offenzuhalten (siehe Grafik oben).

Hamilton selbst hat sich mit den Rechenspielen überhaupt noch nicht beschäftigt. "Ich weiß nicht, unter welchen Umständen und bei welchen Platzierungen es schon entschieden wäre", erklärte er in seiner BBC-Kolumne. "Es reicht mir, wenn ich ganz am Ende den Titel in den Händen halte."

Doch woher kommt die Zurückhaltung? Hamilton: "Ich war bereits einmal in dieser Situation. 2007 war ich extrem angespannt und habe es noch verbockt." Den sicher geglaubten WM-Titel verlor er seinerzeit im letzten Rennen an Kimi Räikkönen.

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