Wer treibt Red Bull noch an?

Ratlosigkeit am Kommandostand von Red Bull: Derzeit ist es völlig offen, ob das Team auch 2016 mit Motoren versorgt wird.
Die beiden Teams von Besitzer Mateschitz suchen verzweifelt Motorenlieferanten.

Die Situation war für Red Bull in dieser Saison immer schon unangenehm. Zu schlecht war der Antrieb von Renault. Nun wird die Situation prekär. "Im Moment sieht es so aus, dass wir gar keinen Motor bekommen", sagte Teamchef Christian Horner am Rande des Grand Prix in Sotschi (Sonntag, 13 Uhr MESZ) dem Fachmagazin Auto, Motor und Sport.

Denn:

... mit dem derzeitigen Motorenlieferanten Renault war das Team nicht zufrieden. Der ursprünglich bis Ende 2016 laufende Vertrag wurde vorzeitig gekündigt;

...die Mercedes-Bosse in Stuttgart haben bereits mehrmals unterstrichen, Red Bull nicht mit Motoren beliefern zu wollen;

...gestern gab auch Ferrari bekannt, keine Kapazitäten zu haben, um Red Bull 2016 mit Motoren zu versorgen.

Absage von Ferrari

"Noch ein Team zu beliefern, würde alles auf den Kopf stellen, was wir geplant haben", sagte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Ferrari rüstet bereits Sauber und ab 2016 auch das neue US-Team Haas aus. Letzter Verhandlungsstand ist, dass eventuell noch Toro Rosso Ferrari-Motoren bekommen könnte. An Red Bull werden aber definitiv keine Motoren geliefert. "Dass Red Bull keinen Motor für 2016 hat, ist nicht unsere Schuld", erklärte Arrivabene. "Red Bull war sich sicher, Motoren von Mercedes zu bekommen. Da haben sie Renault gekündigt und auch Infinity und Total. Aber erst als Mercedes abgesagt hat, sind sie zu uns gekommen. Wenn sie das schon im Juni getan hätten, wäre noch genug Zeit gewesen. Aber jetzt ist es zu spät."

Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ist ein Mann der Tat. Sollte das Team im kommenden Jahr tatsächlich keinen konkurrenzfähigen Motor bekommen, wird er seine Ankündigung durchziehen – und mit seinen Teams aus der Formel 1 aussteigen.

Noch hofft das Team – und die gesamte Formel 1 – auf eine Lösung. Folgende Szenarien zur Rettung von Red Bull sind derzeit vorstellbar:

1.) Mercedes Niki Lauda nahm in seinem Privatflieger nicht nur Mercedes-Sportchef Toto Wolff, sondern auch Red-Bull-Berater Helmut Marko von Wien nach Sotschi mit. Die Annahme liegt nahe, dass dabei auch über das Motorenproblem von Red Bull diskutiert wurde. Zudem fanden in Sotschi mehrere Meetings statt. So wurde etwa der bestens gelaunte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit den Mercedes-Bossen Lauda und Wolff gesehen. Der Inhalt des Gesprächs blieb vertraulich. Doch klar ist: Ecclestone will eine Formel 1 mit noch weniger Startern als heuer (20) mit allen Mitteln verhindern.

2.) Renault Laut eines Berichts des Fachmagazins Autosport soll sich Red Bull nun doch wieder in Verhandlungen mit Renault befinden. Ecclestone sagte kürzlich über Mateschitz: "Er liebt noch immer die Formel 1. Er will einfach in der Position sein, in der er konkurrenzfähig ist. Und das wird passieren."

3.) Übernahme Noch wilder ist jene Spekulation, dass Red-Bull-Teamchef Christian Horner – ähnlich wie Ross Brawn nach dem Ausstieg von Honda – das Team selbst von Red Bull übernehmen könnte. Die Entwicklung eines eigenen Motors dauert laut Experten aber mindestens drei Jahre.

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