Formel 1-Vierkampf auf der Zielgeraden
Helmut Marko jubelte: "Wir sind wieder zurück", sagte der Motorsportchef von Red Bull nach dem Sieg von Sebastian Vettel am Sonntag in Singapur. Nach dem Nachtrennen verkürzte der Deutsche den Rückstand auf Fernando Alonso auf 29 Punkte.
Sechs Rennen sind 2012 noch zu fahren bis zum Finale am 25. November in São Paulo, 150 Punkte dabei noch zu vergeben. Vier ehemalige Weltmeister haben Chancen auf den prestigeträchtigsten Titel im Motorsport. Marko vermutet bereits, dass sich die Saison ähnlich entwickeln könnte wie 2010. Damals lag Vettel zum gleichen Zeitpunkt bereits 31 Punkte zurück und wurde noch Weltmeister.
Vor dem letzten Rennen hatten damals noch vier Fahrer Titelchancen. Eine Situation, die auch heuer eintreten könnte.
Fernando Alonso, 194 Punkte Sollte der Spanier den Titel für Ferrari holen, wird ihm ganz Italien zu Füßen liegen. Zu Recht. Der Weltmeister von 2005 und 2006 bewahrt das stolze italienische Team vor einem Katastrophenjahr. Der 31-Jährige half mit, eine Fehlkonstruktion so weit zu verbessern, dass Ferrari die Fahrer-WM anführt. Doch noch höher einzuschätzen als seine Motivationskunst, ist das fahrerische Können des Spaniers. Wenn Alonso gewinnen kann, gewinnt er. Wenn der Sieg nicht möglich ist, holt er zumindest Punkte. Wie schlecht das Auto tatsächlich ist, zeigt Alonsos Teamkollege Felipe Massa, der 2008 immerhin Vizeweltmeister war. Der Brasilianer hat als WM-Zehnter gerade einmal 51 Punkte gemacht, Alonso fast vier Mal so viele.
Doch obwohl Ferrari die WM anführt, ist das Team unter Druck. Dass das Auto nicht schnell genug ist, weiß auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali: "Wir müssen sicherstellen, dass Fernando bis zum Saisonende wieder aus eigener Kraft gewinnen kann, sonst wird es schwer."
Sebastian Vettel, 165 Punkte Seine Leichtigkeit hat der Red-Bull-Fahrer verloren. Sein Selbstvertrauen und sein Kampfgeist zeichnen ihn aber noch immer aus. "Wir haben keine Zweifel, wir glauben an uns", sagte der Deutsche nach seinem Sieg in Singapur kurz vor Mitternacht – und schickte eine eindeutige Warnung an Fernando Alonso: "Die Chance ist da."
Neun Rennen hatte Vettel auf seinen zweiten Saisonsieg warten müssen. Fünf Monate dauerte die Durststrecke, die im Lichtmaschinen-Defekt von Monza vor zwei Wochen ihren Tiefpunkt fand. Sollte das österreichisch-englische Team die Probleme in Griff bekommen, ist eine Aufholjagd wie vor zwei Jahren möglich. Das Saisonfinale könnte Red Bull liegen, glaubt Sky-Experte Marc Surer: "Auf den schnellen Geraden in Monza war der Red Bull im Nachteil. Jetzt kommen eher kurvenreiche Strecken, da wird Red Bull wieder besser sein."
Kimi Räikkönen, 149 Punkte Der schweigsame Finne macht nicht auf nur cool, er ist es. Außer Alonso ist kein anderer Fahrer so konstant wie der 32-jährige Weltmeister von 2007. Erst ein Mal in seinem Comeback-Jahr ging der Lotus-Fahrer leer aus, am 15. April in China. Allerdings fehlt dem Finnen als einzigen aus dem Spitzenquartett heuer noch ein Sieg, für den es 25 WM-Punkte gibt. Noch nie konnte jemand den WM-Titel holen, ohne zumindest ein Rennen zu gewinnen.
Lewis Hamilton, 142 Punkte Hamilton hatte in Singapur den Sieg vor Augen – doch ein defektes Getriebe am McLaren stoppte den Engländer. Der 27-Jährige ist einer der schnellsten Fahrer und sitzt im schnellsten Auto, doch durch den (Zitat: "herzzerreißenden") Ausfall hat er statt 14 wieder 52 Punkte Rückstand. "Ich kann aber auch etwas Positives erkennen", sagt er. "Wir sind extrem schnell." Und abschließend verspricht er fast trotzig: "Ich gebe nie auf und kämpfe bis zum Ende."
Das Finale: Noch sechs Rennen
Die letzten Rennen 2012
Japan (7. 10.), Südkorea (14. 10.), Indien (28. 10.), Abu Dhabi (4. 11.), USA (18. 11.),Brasilien (25. 11.).
WM-Stand
1. Alonso (Sp) Ferrari 194 Punkte, 2. Vettel (D) Red Bull 165, 3. Räikkönen (Fin) Lotus 149, 4. Hamilton (Eng) McLaren 142, 5. Webber (Aus) Red Bull, 6. Button (Eng) McLaren 119.
Punktevergabe
25 - 18 - 15 - 12 - 10 - 8 - 6 - 4 - 2 - 1.
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