Regenchaos: Norris siegt, Hülkenberg beendet längste Durststrecke

Das Safety-Car musste in Silverstone mehrmals ausfahren.
Doppelsieg für McLaren beim Heim-GP in Silverstone: Lando Norris gewann vor Oscar Piastri. Dritter im Regenchaos wurde sensationell Nico Hülkenberg.

Routiniert spritzte er mit dem Champagner, souverän gab er Interviews. Und doch war es das allererste Mal, dass Nico Hülkenberg bei der Siegerehrung eines Grand Prix dabei war. Kein anderer Pilot in der Geschichte der Formel 1 hat so lange auf einen Podestplatz warten müssen, wie der 37-jährige Mann aus Emmerich am Niederrhein. 238 Mal hat es Hülkenberg seit seinem Debüt 2010 versucht, 238 Mal ist nichts passiert. Doch im 239. Grand Prix seiner Karriere gelang ihm der Coup.

Im Regenchaos von Silverstone pilotierte Hülkenberg den  Sauber mit perfekter Strategie von Rang 19 auf 3. „Es ist ziemlich surreal, um ehrlich zu sein. Es hat lange gedauert, aber ich habe gewusst, dass wir das drauf haben“, sagte Hülkenberg. „Die Bedingungen waren verrückt. Bis zum letzten Boxenstopp war mir nicht klar, dass sich das ausgehen kann. Aber wir  haben wirklich keine Fehler gemacht.“ Der Applaus des fairen Publikums für Hülkenberg bei der Siegerehrung war groß.

Nico Hülkenberg jubelt vom Podest

Nico Hülkenberg jubelt vom Podest

Groß war der Jubel naturgemäß auch für den Sieger. Lando Norris gewann sein Heimrennen. „Es ist wunderschön. Davon habe ich immer geträumt“, sagte der 25-Jährige. „Abgesehen von einem WM-Titel gibt es nichts Größeres in der Formel 1. Es war sehr stressig, aber ein unglaubliches Rennen. Dieses Erlebnis kann mir niemand mehr nehmen.“ 


Britisch war der Sieger, typisch  britisch war die Begeisterung rund um das Rennen im „Home of British Racing“. 168.000 Zuschauer strömten alleine am Sonntag nach Silverstone. An allen vier Tagen waren laut offiziellen Angaben insgesamt  eine halbe Million Menschen an der Rennstrecke. Das ist Rekord. Typisch britisch war aber auch das Wetter. Vor Rennstart zogen heftige Windböen über die Zuschauer, die Regenschirme wurden aufgespannt. 

Die meisten Piloten starteten mit den Intermediates, einige versuchten ihr Glück mit einem Start aus der Box auf  Slicks – es war die falsche Entscheidung. Zweimal musste Bernd Mayländer mit dem Safety-Car das Feld hinter sich wieder einsammeln. Beim zweiten Re-Start stieg der Führende Oscar Piastri heftig auf die Bremse, unabhängig davon rutschte Sekunden später Max Verstappen fast von der Strecke. Der Australier bekam eine Strafe von 10 Sekunden aufgebrummt und wurde am Ende nur Zweiter. Sein Vorsprung in der WM auf McLaren-Teamkollege Norris ist auf 8 Punkte geschrumpft, seine Kommentare waren eher kurz: „Zu dieser Situation hinter dem Safety-Car möchte ich nicht viel sagen. Anscheinend darf man nicht mehr bremsen.“

Verstappen  fiel zurück und kam nur auf Rang fünf ins Ziel.  „Wir waren auf ein Trockenrennen eingestellt“, sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. „Bei den nassen Bedingungen sind wir nicht   mitgekommen.“ In der WM-Wertung eilen die dominierenden McLaren-Piloten immer weiter davon. 

Die Formel 1 macht nun drei Wochen Pause. Weiter geht es am 27. Juli mit dem nächsten Klassiker beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps.

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