Formel 1: Sicherheitskuppel bleibt Vision

Formel 1: Sicherheitskuppel bleibt Vision
Der Kopf ist die einzige Stelle, an der Formel-1-Fahrer noch verwundbar sind. Das wird auch so bleiben.

Konsequenzen! Es müsse Konsequenzen geben, forderte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nach dem schrecklich aussehenden Crash in der ersten Kurve beim Grand Prix von Belgien am Sonntag. "Schon in den Junior-Serien sollten die Regeln zum Verhalten auf der Strecke unbeugsam durchgesetzt werden", sagte der Italiener. "Dann wären die Fahrer so gut wie möglich auf die höchste Klasse des Motorsports vorbereitet."

Ferrari-Star Fernando Alonso blieb bei dem Unfall unverletzt, er klagte lediglich über Rückenschmerzen. Verursacht hatte die Karambolage Lotus-Mann Romain Grosjean, der seine erste volle Formel-1-Saison bestreitet. Der Franzose wurde dafür für ein Rennen gesperrt und muss zudem 50.000 Euro Strafe zahlen.

Doppelweltmeister Alonso hatte großes Glück, das Auto von Grosjean flog nur einen halben Meter am Kopf des Spaniers vorbei – der einzigen Stelle, an der Formel-1-Fahrer heutzutage noch verwundbar sind.

Die letzten tödlichen Unfälle von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna in der Formel 1 liegen bereits 18 Jahre zurück. Seitdem wurde die Rennserie von Jahr zu Jahr sicherer. Vielleicht ist es gerade diese Sicherheit, die manche Piloten ein besonderes Risiko eingehen lässt – unverantwortliches Risiko, wenn man den Crash von Grosjean ansieht. "Der ist manchmal unwahrscheinlich blöd", sagte Niki Lauda auf RTL.

Sicherheitsmaßnahmen

Seit dem schwarzen Wochenende 1994 in Imola wurden auf den Strecken die Auslaufzonen vergrößert und das Kiesbett wurde durch Asphalt ersetzt, um ein Überschlagen der Autos zu verhindern.

1998 führte die FIA vorübergehend Rillenreifen ein und verbot Slicks, um die Kurvengeschwindigkeiten zu reduzieren. Um zu vermeiden, dass die Räder bei einem Crash wild umherfliegen, sind sie seit 1999 mit einem Halteseil am Chassis befestigt. Vorgeschrieben ist auch ein Unfallschreiber, der alle Geschwindigkeits- und Verzögerungswerte aufgezeichnet. "Sie dienen als Grundlage, um die Sicherheitsmaßnahmen weiter zu verbessern", sagt FIA-Rennleiter Charlie Whiting. Jedes Jahr werden die Anforderungen für die Crash-Tests neu definiert, die Flanken des Cockpits aus Carbon und dem schusssicheren Zylon wurden höher und dicker. Auch der Überrollbügel wurde erhöht und verstärkt. Seit 2003 ist HANS der Beifahrer. Der Head and Neck Support schützt die Nackenmuskulatur und die Halswirbel durch eine kontrollierte Verzögerung.

Aufgeflammt ist nach dem Crash am Sonntag die Diskussion über Kuppeln, die sich wie bei einem Kampfjet-Piloten über dem Fahrer schließen. Doch für Puristen wäre es das Ende der Formel 1, wenn der Helm des Fahrers nicht mehr zu sehen ist. Der 82-jährige Stirling Moss formuliert es so: "Auto­rennen sind nun einmal gefährlich. Wenn du keine Gefahr willst, dann spiel’ Tennis. Das ist doch ein schöner Sport."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

  • Pressestimmen

Kommentare